Primzahl
Eine Primzahl ist eine natürliche Zahl, die größer als 1 und ausschließlich durch sich selbst und durch 1 teilbar ist. Das Wort „Primzahl“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „erste Zahl“ oder eher „Zahl erster Klasse“ (numerus primus = die erste Zahl).
Die Menge
der Primzahlen wird in der Regel mit dem Symbol
bezeichnet. Mit
verknüpft ist die Folge
der nach ihrer Größe geordneten Primzahlen, die man auch Primzahlfolge
nennt. Es ist demnach
mit
(Folge A000040 in OEIS).
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Die Bedeutung der Primzahlen
für viele Bereiche der Mathematik
beruht auf drei Folgerungen aus ihrer Definition:
- Existenz und Eindeutigkeit der Primfaktorzerlegung: Jede natürliche Zahl, die größer als 1 und selbst keine Primzahl ist, lässt sich als Produkt von mindestens zwei Primzahlen schreiben. Diese Produktdarstellung ist bis auf die Reihenfolge der Faktoren eindeutig. Zum Beweis dient das
- Lemma von Euklid: Ist ein Produkt zweier natürlicher Zahlen durch eine Primzahl teilbar, so ist mindestens einer der Faktoren durch sie teilbar.
- Primzahlen lassen sich nicht als Produkt zweier natürlicher Zahlen, die beide größer als 1 sind, darstellen.
Diese Eigenschaften werden in der Algebra für Verallgemeinerungen des Primzahlbegriffs genutzt.
Eine Zahl, die das Produkt von zwei oder mehr Primfaktoren ist, nennt man zusammengesetzt. Die Zahl 1 ist weder prim noch zusammengesetzt, was mit ihrer Invertierbarkeit zusammenhängt. Alle anderen natürlichen Zahlen sind eines von beiden, entweder prim (also Primzahl) oder zusammengesetzt.
Schon im antiken Griechenland interessierte man sich für die Primzahlen und entdeckte einige ihrer Eigenschaften. Obwohl Primzahlen seit damals stets einen großen Reiz auf die Menschen ausübten, sind viele die Primzahlen betreffenden Fragen bis heute ungeklärt, darunter solche, die mehr als hundert Jahre alt und leicht verständlich formulierbar sind. Dazu gehören die Goldbachsche Vermutung wonach außer 2 jede gerade Zahl als Summe zweier Primzahlen darstellbar ist, und die Vermutung, dass es unendlich viele Primzahlzwillinge gibt (das sind Paare von Primzahlen, deren Differenz gleich 2 ist).
Primzahlen und ihre Eigenschaften spielen in der Kryptographie eine große Rolle, weil Primfaktoren auch mit dem Aufkommen elektronischer Rechenmaschinen nicht wirklich effizient gefunden werden können. Andererseits ermöglichen diese Maschinen eine effiziente Verschlüsselung sowie, wenn man den Schlüssel kennt, Entschlüsselung auch langer Texte.
Primfaktorzerlegung
Es gilt der Fundamentalsatz der Arithmetik: Jede positive ganze Zahl lässt sich als Produkt von Primzahlen darstellen, und diese Darstellung ist bis auf die Reihenfolge der Primzahlen eindeutig. Diese Primzahlen nennt man die Primfaktoren der Zahl. Die Eins wird dabei als leeres Produkt dargestellt.
Weil sich jede natürliche Zahl größer null durch Multiplikation von Primzahlen eindeutig darstellen lässt, nehmen die Primzahlen eine besondere atomare Stellung in der Mathematik ein, sie „erzeugen“ gewissermaßen alle anderen natürlichen Zahlen. Alexander K. Dewdney bezeichnete sie als den Elementen der Chemie weitgehend ähnlich.
Daraus wird auch klar, warum es unzweckmäßig ist, die Eins als Primzahl zu definieren: Sie ist das neutrale Element der Multiplikation und kann somit multiplikativ keine weiteren Zahlen erzeugen. Sie wird für die Darstellung der Zahlen als Produkt von Primfaktoren nicht benötigt. Würde man die 1 zu den Primzahlen zählen, verlöre sich darüber hinaus die Eindeutigkeit der Primfaktorzerlegung, weil man an jede Zerlegung beliebig viele Einsen anhängen kann, ohne den Wert der Zahl zu ändern.
Man hat eine Reihe von Faktorisierungsverfahren entwickelt, um die Primfaktoren von allgemeinen Zahlen oder auch solchen von spezieller Form möglichst schnell zu bestimmen. Man kennt aber bisher keine Methode, um beliebige Zahlen effizient zu faktorisieren, d.h. in einer Zeit, die höchstens polynomiell mit der Länge der gegebenen Zahl wächst. Die Faktorisierungsannahme besagt, dass es eine solche Methode auch nicht gibt.
Eigenschaften von Primzahlen
Die Primzahlen sind innerhalb der Menge
der natürlichen Zahlen dadurch charakterisiert,
dass jede von ihnen genau zwei natürliche Zahlen als Teiler hat.
Mit Ausnahme der Zahl 2 sind alle Primzahlen
ungerade, denn alle größeren geraden Zahlen lassen sich außer durch sich selbst
und 1 auch noch (mindestens) durch 2 teilen. Damit hat jede Primzahl außer 2 die
Form
mit einer natürlichen Zahl
.
Jede Primzahl
lässt sich einer der beiden Klassen „Primzahl der Form
“
oder „Primzahl der Form
“
zuordnen, wobei
eine natürliche Zahl ist. Darüber hinaus hat jede Primzahl
die Form
oder
,
wobei
eine natürliche Zahl ist. Nach dem dirichletschen
Primzahlsatz gibt es in jeder dieser vier Klassen unendlich viele
Primzahlen.
Jede natürliche Zahl der Form
mit einer nichtnegativen ganzen Zahl
enthält mindestens einen Primfaktor der Form
.
Eine entsprechende Aussage über Zahlen der Form
oder Primfaktoren der Form
ist nicht möglich.
Eine Primzahl
lässt sich genau dann in der Form
mit ganzen Zahlen
schreiben, wenn
die Form
hat. In diesem Fall ist die Darstellung im Wesentlichen eindeutig, d.h.
bis auf Reihenfolge und Vorzeichen
von
.
Diese Darstellung entspricht der Primfaktorzerlegung
im Ring der ganzen gaußschen Zahlen.
Die Zahl −1 ist ein quadratischer
Rest modulo jeder Primzahl der Form
und quadratischer Nichtrest modulo jeder Primzahl der Form
.
Der kleine Satz von Fermat
Es sei
eine Primzahl. Für jede ganze Zahl
,
die nicht durch
teilbar ist, gilt (für die Notation siehe Kongruenz):
Für nicht durch
teilbare Zahlen
ist die folgende Formulierung äquivalent:
Es gibt Zahlen ,
die keine Primzahlen sind, sich aber dennoch zu einer Basis
wie Primzahlen verhalten, d.h. es ist
.
Solche
nennt man fermatsche
Pseudoprimzahlen zur Basis
.
Ein
,
das fermatsche Pseudoprimzahl bezüglich aller zu ihm teilerfremden Basen
ist, nennt man Carmichael-Zahl.
In diesem Zusammenhang zeigt sich die Problematik fermatscher Pseudoprimzahlen: sie werden von einem Primzahltest, der den kleinen Satz von Fermat nutzt (Fermatscher Primzahltest), fälschlicherweise für Primzahlen gehalten. Wenn allerdings ein Verschlüsselungsverfahren wie RSA eine zusammengesetzte Zahl statt einer Primzahl verwendet, ist die Verschlüsselung nicht mehr sicher. Deshalb müssen bei solchen Verfahren bessere Primzahltests verwendet werden.
Euler und das Legendre-Symbol
Eine einfache Folge aus dem kleinen Satz von Fermat ist die folgende Aussage:
Für jede ungerade Primzahl
und jede ganze Zahl
,
die nicht durch
teilbar ist, gilt entweder
oder
Man kann zeigen, dass der erste Fall genau dann eintritt, wenn es eine
Quadratzahl
gibt, die kongruent zu
modulo
ist, siehe Legendre-Symbol.
Binomialkoeffizient
Für Primzahlen
und
gilt
zusammen mit dem binomischen Satz folgt daraus
Für ganze Zahlen
folgt diese Aussage auch direkt aus dem kleinen fermatschen Satz, aber sie ist
beispielsweise auch für Polynome mit ganzzahligen Koeffizienten anwendbar; im
allgemeinen Kontext entspricht sie der Tatsache, dass die Abbildung
in Ringen der Charakteristik
ein Homomorphismus ist, der sogenannte Frobenius-Homomorphismus.
Aus dem Satz
von Wilson (
ist genau dann eine Primzahl, wenn
ist) folgt, dass für jede Primzahl
und jede natürliche Zahl
die Kongruenz
erfüllt ist.
Charles
Babbage bewies 1819, dass für jede Primzahl
diese Kongruenz gilt:
Der Mathematiker Joseph Wolstenholme (1829–1891) bewies dann 1862, dass für jede Primzahl
die folgende Kongruenz gilt:
Giuga
Aus dem kleinen Satz von Fermat folgt, dass für eine Primzahl
gilt:
Beispiel :
Giuseppe Giuga vermutete, dass auch die umgekehrte Schlussrichtung gilt, dass also eine Zahl mit dieser Eigenschaft stets prim ist. Es ist nicht geklärt, ob diese Vermutung richtig ist. Bekannt ist aber, dass ein Gegenbeispiel mehr als 10.000 Dezimalstellen haben müsste. Im Zusammenhang mit Giugas Vermutung werden die Giuga-Zahlen untersucht.
Lineare Rekursionen
Den kleinen fermatschen Satz kann man auch in der Form lesen: In der Folge
ist das
-te
Folgenglied für eine Primzahl
stets durch
teilbar. Ähnliche Eigenschaften besitzen auch andere Folgen von exponentiellem
Charakter, wie die Lucas-Folge
(
)
und die Perrin-Folge
(
).
Für andere lineare Rekursionen gelten analoge, aber kompliziertere Aussagen,
beispielsweise für die Fibonacci-Folge
:
Ist
eine Primzahl, so ist
durch
teilbar; dabei ist
das Legendre-Symbol.
Divergenz der Summe der Kehrwerte
Die Reihe der Kehrwerte der Primzahlen ist divergent. Somit gilt:
.
Das ist gleichbedeutend mit der Aussage, dass die durch
definierte Folge
keinen endlichen Grenzwert besitzt, was wiederum bedeutet, dass sich für ein
genügend groß gewähltes
jede erdenkliche reelle Zahl übertreffen lässt. Dies ist zunächst einmal
verblüffend, da die Primzahllücken
im Schnitt immer weiter zunehmen. Der Satz von
Mertens trifft eine Aussage über das genaue Wachstumsverhalten dieser
divergenten Reihe.
Primzahltests
Ob eine beliebige natürliche Zahl prim ist, kann mit einem Primzahltest herausgefunden werden. Es gibt mehrere solcher Verfahren, die sich auf besondere Eigenschaften von Primzahlen stützen. In der Praxis wird der Miller-Rabin-Test am häufigsten verwendet, der eine extrem kurze Laufzeit hat, allerdings mit kleiner Wahrscheinlichkeit falsch-positive Ergebnisse liefert. Mit dem AKS-Primzahltest ist es möglich, über die Primalität ohne Gefahr eines Irrtums in polynomieller Laufzeit zu entscheiden. Allerdings ist er in der Praxis deutlich langsamer als der Miller-Rabin-Test.
Primzahlzertifikat
Herauszufinden, ob eine natürliche Zahl prim ist oder nicht, kann sehr aufwändig sein. Zu jeder Primzahl lässt sich aber eine Kette von Behauptungen angeben, die alle unmittelbar nachvollziehbar sind, zusammen die Primalität belegen und deren Gesamtlänge höchstens proportional ist zum Quadrat der Länge der Primzahl. Ein solcher Beleg wird Zertifikat (engl. primality certificate) genannt.
Bei der Zusammengesetztheit (Nichtprimalität) einer Zahl ist der Unterschied zwischen Beleg und Finden eines Belegs noch augenfälliger: Als Beleg genügen zwei Faktoren, deren Produkt die zusammengesetzte Zahl ergibt; das Finden eines echten Teilers kann aber sehr viel Aufwand bedeuten.
Größte bekannte Primzahl
Der Grieche Euklid hat im vierten Jahrhundert vor Christus logisch geschlussfolgert, dass es unendlich viele Primzahlen gibt; diese Aussage wird als Satz von Euklid bezeichnet. Euklid führte einen Widerspruchsbeweis für die Richtigkeit dieses Satzes (Elemente, Buch IX, § 20): Ausgehend von der Annahme, dass es nur endlich viele Primzahlen gibt, lässt sich eine weitere Zahl konstruieren, die eine bisher nicht bekannte Primzahl als Teiler hat oder selbst eine Primzahl ist, was einen Widerspruch zur Annahme darstellt. Somit kann eine endliche Menge niemals alle Primzahlen enthalten, also gibt es unendlich viele. Heute kennt man eine ganze Reihe von Beweisen für den Satz von Euklid.
Der Satz von Euklid besagt, dass es keine größte Primzahl gibt. Es ist jedoch
kein Verfahren bekannt, das effizient beliebig große Primzahlen generiert –
deshalb gab es stets eine jeweils größte bekannte Primzahl, seitdem sich
die Menschen mit Primzahlen befassen. Derzeit (Stand: Dezember 2018) ist es
eine Zahl mit 24.862.048 (dezimalen) Stellen, die am 7. Dezember 2018
berechnet wurde. Für den Entdecker Patrick Laroche gab es für den Fund
3.000 US-Dollar vom Projekt Great
Internet Mersenne Prime Search, das Mersenne-Primzahlen
mittels verteiltem
Rechnen sucht.
Die größte bekannte Primzahl war fast immer eine Mersenne-Primzahl, also von
der Form
da in diesem Spezialfall der Lucas-Lehmer-Test
angewendet werden kann, ein im Vergleich zur allgemeinen Situation sehr
schneller Primzahltest. Bei der Suche nach großen Primzahlen werden deshalb nur
Zahlen dieses oder eines ähnlich geeigneten Typs auf Primalität untersucht.
Liste der Rekordprimzahlen nach Jahren
Zahl | Anzahl der Dezimalziffern |
Jahr | Entdecker (genutzter Computer) |
---|---|---|---|
217−1 | 6 | 1588 | Pietro Cataldi |
219−1 | 6 | 1588 | Pietro Cataldi |
231−1 | 10 | 1772 | Euler |
(259−1)/179951 | 13 | 1867 | Fortuné Landry |
2127−1 | 39 | 1876 | Édouard Lucas |
(2148+1)/17 | 44 | 1951 | Aimé Ferrier |
180·(2127−1)2+1 | 79 | 1951 | Miller & Wheeler (EDSAC1) |
2521−1 | 157 | 1952 | Raphael Robinson (SWAC) |
2607−1 | 183 | 1952 | Raphael Robinson (SWAC) |
21.279−1 | 386 | 1952 | Raphael Robinson (SWAC) |
22.203−1 | 664 | 1952 | Raphael Robinson (SWAC) |
22.281−1 | 687 | 1952 | Raphael Robinson (SWAC) |
23.217−1 | 969 | 1957 | Riesel (BESK) |
24.423−1 | 1.332 | 1961 | Hurwitz (IBM7090) |
29.689−1 | 2.917 | 1963 | Gillies (ILLIAC 2) |
29.941−1 | 2.993 | 1963 | Gillies (ILLIAC 2) |
211.213−1 | 3.376 | 1963 | Gillies (ILLIAC 2) |
219.937−1 | 6.002 | 1971 | Tuckerman (IBM360/91) |
221.701−1 | 6.533 | 1978 | Noll & Nickel (CDC Cyber 174) |
223.209−1 | 6.987 | 1979 | Noll (CDC Cyber 174) |
244.497−1 | 13.395 | 1979 | Nelson & Slowinski (Cray 1) |
286.243−1 | 25.962 | 1982 | Slowinski (Cray 1) |
2132.049−1 | 39.751 | 1983 | Slowinski (Cray X-MP) |
2216.091−1 | 65.050 | 1985 | Slowinski (Cray X-MP/24) |
391581·2216.193−1 | 65.087 | 1989 | „Amdahler Sechs“ (Amdahl 1200) |
2756.839−1 | 227.832 | 1992 | Slowinski & Gage (Cray 2) |
2859.433−1 | 258.716 | 1994 | Slowinski & Gage (Cray C90) |
21.257.787−1 | 378.632 | 1996 | Slowinski & Gage (Cray T94) |
21.398.269−1 | 420.921 | 1996 | Armengaud, Woltman (GIMPS, Pentium 90 MHz) |
22.976.221−1 | 895.932 | 1997 | Spence, Woltman (GIMPS, Pentium 100 MHz) |
23.021.377−1 | 909.526 | 1998 | Clarkson, Woltman, Kurowski (GIMPS, Pentium 200 MHz) |
26.972.593−1 | 2.098.960 | 1999 | Hajratwala, Woltman, Kurowski (GIMPS, Pentium 350 MHz) |
213.466.917−1 | 4.053.946 | 2001 | Cameron, Woltman, Kurowski (GIMPS, Athlon 800 MHz) |
220.996.011−1 | 6.320.430 | 2003 | Shafer (GIMPS, Pentium 4 2 GHz) |
224.036.583−1 | 7.235.733 | 2004 | Findley (GIMPS, Pentium 4 2,4 GHz) |
225.964.951−1 | 7.816.230 | 2005 | Nowak (GIMPS, Pentium 4 2,4 GHz) |
230.402.457−1 | 9.152.052 | 2005 | Cooper, Boone (GIMPS, Pentium 4 3 GHz) |
232.582.657−1 | 9.808.358 | 2006 | Cooper, Boone (GIMPS, Pentium 4 3 GHz) |
243.112.609−1 | 12.978.189 | 2008 | Smith, Woltman, Kurowski et al. (GIMPS, Core 2 Duo 2,4 GHz) |
257.885.161−1 | 17.425.170 | 2013 | Cooper, Woltman, Kurowski et al. (GIMPS, Core2 Duo E8400 @ 3,00 GHz) |
274.207.281−1 | 22.338.618 | 2016 | Cooper, Woltman, Kurowski et al. (GIMPS, Intel i7-4790 @ 3,60 GHz) |
277.232.917−1 | 23.249.425 | 2017 | Jonathan Pace et al. (GIMPS, Intel i5-6600 @ 3,30 GHz) |
282.589.933−1 | 24.862.048 | 2018 | Patrick Laroche et al. (GIMPS) |
Verteilung und Wachstum
Pi-Funktion und Primzahlsatz
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Zur Untersuchung der Verteilung der Primzahlen betrachtet man unter anderem die Funktion
,
die die Anzahl der Primzahlen
angibt und auch Primzahlzählfunktion genannt wird. Zum Beispiel ist
.
Diese Funktion und ihr Wachstumsverhalten ist ein beliebter Forschungsgegenstand in der Zahlentheorie. Mit der Zeit wurden einige Näherungsformeln entwickelt und verbessert.
Der Primzahlsatz besagt, dass
gilt, das heißt, dass der Quotient von linker und rechter Seite für
gegen 1 strebt:
(siehe Asymptotische Analyse)
Der dirichletsche
Primzahlsatz dagegen schränkt die Betrachtung auf Restklassen ein: Es sei
eine natürliche Zahl. Ist
eine ganze Zahl, die zu
nicht teilerfremd
ist, so kann die arithmetische
Folge
höchstens eine Primzahl enthalten, weil alle Folgenglieder durch den größten
gemeinsamen Teiler von
und
teilbar sind. Ist
aber teilerfremd zu
,
so besagt der dirichletsche Primzahlsatz, dass die Folge unendlich viele
Primzahlen enthält. Beispielsweise gibt es unendlich viele Primzahlen der Form
und unendlich viele der Form
(
durchläuft jeweils die nichtnegativen natürlichen Zahlen).
Diese Aussage kann noch in der folgenden Form präzisiert werden: Es gilt
dabei ist
die eulersche
Phi-Funktion. In diesem Sinne liegen also für ein festes
in den Restklassen
mit
jeweils „gleich viele“ Primzahlen.
Schranken
Die (bewiesene) Bonsesche Ungleichung garantiert, dass das Quadrat einer Primzahl kleiner ist als das Produkt aller kleineren Primzahlen (ab der fünften Primzahl).
Nach der (unbewiesenen) Andricaschen
Vermutung ist die Differenz der Wurzeln der -ten
und der
-ten
Primzahl kleiner als 1.
Primzahllücken
Die Differenz zwischen zwei benachbarten Primzahlen heißt Primzahllücke. Diese Differenz schwankt, und es gibt Primzahllücken beliebiger Größe. Es gibt aber auch Beschränkungen für die Lückengröße in Abhängigkeit von ihrer Lage:
Der Satz
von Bertrand sichert die Existenz einer Primzahl zwischen jeder natürlichen
Zahl
und ihrem Doppelten
.
Nach der (unbewiesenen) Legendreschen
Vermutung gibt es stets mindestens eine Primzahl zwischen
und
.
Abschätzungen zu Primzahlen und Folgerungen aus dem Primzahlsatz
Im Folgenden sei die Folge
der Primzahlen mit
bezeichnet.
Abschätzungen
Für Indizes
gelten folgende Abschätzungen:
- (1a)
- (1b)
für
- (1c)
für
- (1d)
[1]
- (1e)
für
[2]
Folgerungen aus dem Primzahlsatz
Mit dem Primzahlsatz ergeben sich folgende Resultate:
- (2a)
- (2b)
für
- (2c)
Für jede positive
reelle
Zahl
existiert eine Folge
von Primzahlen mit
.
- (2d)
Die Menge
der aus allen Primzahlen gebildeten Quotienten
ist eine dichte
Teilmenge der Menge aller positiven reellen Zahlen. D.h.: Für
beliebige positive reelle Zahlen
mit
existieren stets Primzahlen
,
sodass
erfüllt ist.
Generierung von Primzahlen
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Einer der ältesten Algorithmen zur Bestimmung von Primzahlen ist das Sieb des Eratosthenes. Bis heute ist kein effizienter Primzahlgenerator bekannt. Es gibt allerdings Formeln, bei denen eine gewisse Wahrscheinlichkeit besteht, dass die erzeugten Zahlen prim sind. Solche Zahlen müssen nachträglich noch auf ihre Primalität getestet werden.
Spezielle Primzahlen und Primzahlkonstellationen
- Primzahltupel
- Ulam-Spirale
Verallgemeinerung
In der Ringtheorie wird das Konzept der Primzahl auf die Elemente eines beliebigen kommutativen unitären Rings verallgemeinert. Die entsprechenden Begriffe sind Primelement und irreduzibles Element.
Die Primzahlen und deren Negative sind dann genau die Primelemente und auch genau die irreduziblen Elemente des Rings der ganzen Zahlen. In faktoriellen Ringen, das sind Ringe mit eindeutiger Primfaktorisierung, fallen die Begriffe Primelement und irreduzibles Element zusammen; im Allgemeinen ist die Menge der Primelemente jedoch nur eine Teilmenge der Menge der irreduziblen Elemente.
Insbesondere im zahlentheoretisch bedeutsamen Fall der Dedekindringe übernehmen Primideale die Rolle der Primzahlen.
Primzahlen in der Natur
In Nordamerika weisen manche Zikadenarten einen besonders langen Fortpflanzungsrhythmus von genau 13 oder 17 Jahren auf, mit dem sie den 2-, 4- und 6-jährigen Entwicklungsrhythmen ihrer Fressfeinde ausweichen.
Siehe auch
Literatur
- Wacław Sierpiński: Elementary Theory of Numbers (= North-Holland Mathematical Library. Band 31). 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. North-Holland (u. a.), Amsterdam (u. a.) 1988, ISBN 0-444-86662-0.
Anmerkungen
- ↑ Die Abschätzung (1d) wurde zuerst von John Barkley Rosser gefunden (s. Rosser in: Proc. London Math. Soc., Bd. 45, S. 21 ff.).
- ↑
Aus (1e) ergibt sich, wie Sierpiński
anmerkt, unmittelbar die Divergenz
der Reihe
.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 09.04. 2023