Menge (Mathematik)
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Eine Menge ist ein Verbund, eine Zusammenfassung von einzelnen Elementen. Die Menge ist eines der wichtigsten und grundlegenden Konzepte der Mathematik, mit ihrer Betrachtung beschäftigt sich die Mengenlehre.
Bei der Beschreibung einer Menge geht es ausschließlich um die Frage, welche Elemente in ihr enthalten sind. Das heißt, es muss für jedes Objekt zweifelsfrei feststehen, ob es zur Menge gehört oder nicht. Es wird nicht danach gefragt, ob ein Element mehrmals enthalten ist oder ob es eine Reihenfolge unter den Elementen gibt. Eine Menge muss kein Element enthalten – es gibt genau eine Menge ohne Elemente, die „leere Menge“. In der Mathematik sind die Elemente einer Menge häufig Zahlen, Punkte eines Raumes oder ihrerseits Mengen. Das Konzept ist jedoch auf beliebige Objekte anwendbar: z.B. in der Statistik auf Stichproben, in der Medizin auf Patientenakten, am Marktstand auf eine Tüte mit Früchten.
Ist die Reihenfolge der Elemente von Bedeutung, dann spricht man von einer endlichen oder unendlichen Folge, wenn sich die Folgenglieder mit den natürlichen Zahlen aufzählen lassen (das erste, das zweite usw.). Endliche Folgen heißen auch Tupel. In einem Tupel oder einer Folge können Elemente auch mehrfach vorkommen. Ein Gebilde, das wie eine Menge Elemente enthält, wobei es zusätzlich auf die Anzahl der Exemplare jedes Elements ankommt, jedoch nicht auf die Reihenfolge, heißt Multimenge.
Begriff und Notation von Mengen
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Der Begriff Menge geht auf Bernard Bolzano und Georg Cantor zurück. In Bolzanos Manuskripten aus den Jahren zwischen 1830 und 1848 heißt es: „Inbegriffe nun, bey welchen auf die Art, wie ihre Theile mit einander verbunden sind, gar nicht geachtet werden soll, an denen somit Alles, was wir an ihnen unterscheiden, bestimmt ist, sobald nur ihre Theile [selbst] bestimmt sind, verdienen es eben um dieser Beschaffenheit willen, mit einem eigenen Nahmen bezeichnet zu werden. In Ermangelung eines andern tauglichen Wortes erlaube ich mir das Wort Menge zu diesem Zwecke zu brauchen;“. Cantor beschrieb eine Menge „naiv“ (siehe aber auch Cantors Mengenaxiome) als eine „Zusammenfassung bestimmter, wohlunterschiedener Objekte unserer Anschauung oder unseres Denkens zu einem Ganzen“. Die Objekte der Menge heißen Elemente der Menge. Weder der Begriff „Menge“ noch der Begriff „Element“ werden im mathematischen Sinn definiert; sie werden auch nicht als oder in Axiomen definiert. Die moderne Mengenlehre und damit ein Großteil der Mathematik basiert auf den Zermelo-Fraenkel-Axiomen (oder: ZFA), Neumann-Bernays-Gödel-Axiomen oder anderen Axiomensystemen. Wir haben ein natürliches, intuitiv richtiges Verständnis für Mengen; allerdings führt der Begriff „die Menge aller Mengen, die sich nicht selbst als Element enthalten“ zu einem Widerspruch, der Russell’schen Antinomie; ebenso wie „die Menge aller Mengen“.
Eine Veranschaulichung des Mengenbegriffs, die Richard Dedekind zugeschrieben wird, ist das Bild eines Sackes, der gewisse (als Einzelne abgrenzbare) Dinge enthält. Nützlich ist diese Vorstellung zum Beispiel für die leere Menge: ein leerer Sack. Die leere Menge ist also nicht „nichts“, sondern der Inhalt eines Behältnisses, das keine der für es als Inhalt vorgesehenen Dinge enthält. Das „Behältnis“ selbst verweist nur auf die bestimmte zusammenzufassende Sorte und Art von Elementen. Diese Vorstellung hat aber ihre Grenzen. Ein Behältnis bleibt nämlich dasselbe, auch wenn man seinen Inhalt ändert. Dies ist bei Mengen anders: Diese ändern ihre Identität, wenn man neue Elemente hinzufügt oder bestehende entfernt. Insofern ist es besser, wenn man sich die Menge als „Inhalt eines Behältnisses“ vorstellt.
-
Eine Beispielmenge von Polygonen
-
Dieselbe Menge als Behältnis
-
Menge als Inhalt eines Behältnisses
Endliche Mengen können
(insbesondere wenn sie relativ wenig Elemente haben) durch Aufzählen ihrer
Elemente (aufzählende Mengenschreibweise) angegeben werden, etwa ,
wobei es wie gesagt nicht auf eine Reihenfolge ankommt oder darauf, ob ein
Element mehr als einmal genannt wird. Das heißt, es gilt beispielsweise
.
Statt Kommata
werden häufig als Trennzeichen für die Elemente Semikola
benutzt, um eine mögliche Verwechslung mit Dezimalzahlen zu verhindern.
Oft ist es praktisch oder prinzipiell (bei unendlichen Mengen) unmöglich, die
Elemente einer Menge aufzuzählen. Es gibt aber eine andere Notation, in der die Elemente
einer Menge durch eine Eigenschaft festgelegt werden, zum Beispiel .
(Sprich: „M ist die Menge aller x für die gilt: ‚x ist eine
Grundfarbe‘.“)
Daneben prägte Dedekind das Synonym des Systems, zu welchem er Elemente zusammenfasste. Diese Bezeichnung ist heute noch teilweise üblich, so nennt man eine „Menge von Vektoren“ auch kurz ein Vektorsystem.
Andere Schreibweisen
Andere Schreibweisen für Mengen können als Abkürzungen für die intensionale Notation angesehen werden:
- Die aufzählende
Schreibweise
kann als eine Abkürzung für die umständliche Schreibweise
verstanden werden.
- Bei der Schreibweise mit Auslassungspunkten
werden nur einige Elemente als Beispiele aufgeführt, etwa:
. Sie ist nur verwendbar, wenn das Bildungsgesetz aus diesen Beispielen oder aus dem Zusammenhang klar ist. Hier ist offenbar die Menge gemeint, die sich intensional als
schreiben lässt. Diese Schreibweise wird häufig für unendliche Mengen angewendet. So beschreibt
die Menge der geraden natürlichen Zahlen, die größer sind als 2.
- Neue Mengen kann man auch durch Mengenoperationen
bilden, wie aus
und
die Schnittmenge
. Diese kann intensional geschrieben werden als
.
- Ferner gibt es noch die induktive
Definition von Mengen, bei welcher mindestens ein Grundelement explizit
angegeben wird und dann mindestens eine Regel, wie aus einem Element ein
weiteres Element abgeleitet werden kann. So kann die obige Menge
ebenfalls beschrieben werden durch
- i)
ist in
und
- ii) für jedes
in
ist auch
in
und
- iii) nur Elemente, die durch i) und (keine, einmalige oder wiederholte)
Anwendung von ii) erhalten werden, sind in
.
Mächtigkeit
Für endliche Mengen ist die Mächtigkeit (oder Kardinalität) gleich der
Anzahl der
Elemente der Menge; das ist eine natürliche Zahl
einschließlich der Null. Der Begriff lässt sich auch auf unendliche Mengen
verallgemeinern; es stellt sich heraus, dass zwei unendliche Mengen nicht
gleichmächtig sein müssen. Die Mächtigkeit einer Menge
wird im Allgemeinen mit
,
gelegentlich auch mit
notiert.
Grundlegende Beziehungen zwischen Mengen
Die Dinge, die in einer Menge enthalten sind, heißen Elemente. Ist ein Objekt
Element einer Menge
,
so schreibt man dafür formal:
.
Die Verneinung (
ist kein Element von
)
schreibt man als:
.
Historisch geht das Elementzeichen
zurück auf den griechischen Buchstaben ε
als Anfangsbuchstabe von εστί (estí, es ist)
und wurde 1889 von Giuseppe
Peano zum ersten Mal verwendet.
Gleichheit von Mengen und Extensionalität
Gleichheit
Zwei Mengen heißen gleich, wenn sie dieselben Elemente enthalten.
Diese Definition bezeichnet die Extensionalität und damit die grundlegende Eigenschaft von Mengen. Formal:
Tatsächlich wird eine Menge
aber meist intensional
beschrieben. Das heißt: Es wird eine Aussageform
angegeben (mit einer Objektvariablen
aus der wohlbestimmten Definitionsmenge
von
),
sodass
genau dann gilt, wenn
zutrifft. Dafür schreibt man dann:
oder auch kürzer
.
Zu jeder Menge
gibt es viele verschiedene Aussageformen
,
die diese beschreiben. Die Frage, ob zwei gegebene Aussageformen
und
dieselbe Menge beschreiben, ist keineswegs trivial. Im Gegenteil: Viele
Fragestellungen der Mathematik lassen sich in dieser Form formulieren: „Sind
und
die gleiche Menge?“
Viele Gleichheitsbeweise benutzen die Äquivalenz .
Extensionalität
Wenn zwei Mengen dieselben Elemente enthalten, so sind sie gleich. Auf die Art und Weise, wie die Zugehörigkeit der Elemente zu den Mengen beschrieben ist, kommt es dabei nicht an. Die für Mengen charakteristische Eigenschaft, dass es auf die Art der Beschreibung nicht ankommt, nennt man ihre Extensionalität (von lateinisch extensio = Ausdehnung; betrifft den Umfang des Inhaltes).
Unendliche Mengen müssen aber meist „intensional“ (beschreibende
Mengenschreibweise) beschrieben werden (von lateinisch intensio =
Spannung; betrifft die Merkmale des Inhaltes). Das heißt: Eine Menge wird durch
eine bestimmte Bedingung oder Eigenschaft beschrieben, die alle Elemente der
Menge (und nur diese) erfüllen: beispielsweise ,
gelesen „sei
die Menge aller
,
für die gilt:
ist eine gerade natürliche Zahl und größer als 2“ oder kürzer: „sei
die Menge aller geraden natürlichen Zahlen
“.
Es ist teilweise schwer zu entscheiden, ob zwei intensional beschriebene Mengen gleich sind. Dafür muss festgestellt werden, ob die Eigenschaften aus den intensionalen Beschreibungen logisch äquivalent sind (wenn die eine Eigenschaft wahr ist, ist es auch die andere, und umgekehrt).
Leere Menge
Die Menge, die kein Element enthält, heißt leere Menge. Sie wird mit
oder auch
bezeichnet und hat die Mächtigkeit
.
Aus der Extensionalität folgt unmittelbar, dass es nur eine leere Menge
gibt: Jede „andere“ leere Menge, die die gleichen (also keine) Elemente enthält,
wäre dieser gleich. Folglich sind
und
verschieden, da letztere Menge eine andere Menge als Element enthält.
Nichtleere Menge
Eine nichtleere Menge ist eine Menge, die nicht die leere Menge ist. Eine nichtleere Menge enthält daher mindestens ein Element. Die Mächtigkeit einer nichtleeren Menge ist größer als 0.
Teilmenge
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Eine Menge
heißt Teilmenge einer Menge
,
wenn jedes Element von
auch Element von
ist.
wird dann Obermenge (selten: Übermenge) von
genannt. Formal:
.
Insbesondere ist also auch jede Menge A Teilmenge von sich selbst: .
Die leere Menge ist Teilmenge einer jeden Menge.
ist echte Teilmenge von
(oder
ist echte Obermenge von
),
wenn
Teilmenge von
ist, aber von
verschieden, also jedes Element aus
auch Element von
ist, aber (mindestens) ein Element in
existiert, das nicht in
enthalten ist.
Die Relation „ist Teilmenge von“ bildet eine Halbordnung. Die Relation „echte Teilmenge“ ist eine strenge Halbordnung.
Es sind zwei Notationen für Teilmengen gebräuchlich:
für „Teilmenge“ und
für „echte Teilmenge“ oder
für „Teilmenge“ und
für „echte Teilmenge“.
Das erstgenannte System entspricht dem vom Bertrand
Russell eingeführten und verdeutlicht die Analogie zu den Zeichen
und
.
Es wird in diesem Artikel verwendet, es sind jedoch beide Systeme weit
verbreitet.
Die Negation der Relationen ,
und
kann durch das durchgestrichene jeweilige Relationssymbol bezeichnet werden,
also zum Beispiel durch
.
Außerdem ist es möglich, die Reihenfolge der beiden Argumente zu vertauschen,
wenn dabei auch das Relationssymbol umgedreht wird. So kann also anstelle von
auch
,
anstelle von
auch
und anstelle von
auch
geschrieben werden. Auch ein gleichzeitiges Durchstreichen und Umdrehen dieser
Relationssymbole ist denkbar.
Schnittmenge (Schnitt, auch „Durchschnitt“)
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Gegeben ist eine nichtleere Menge
von Mengen. Die Schnittmenge (auch Durchschnittsmenge) von
ist die Menge der Elemente, die in jeder Elementmenge von
enthalten sind. Formal:
.[1]
Die Schnittmenge von
ist auch dadurch charakterisiert, dass für jede Menge
gilt:
.
Elementmengen ohne gemeinsame Elemente heißen elementfremd oder disjunkt. Ihre Schnittmenge ist die leere Menge.
Ist
eine Paarmenge, also
,
so schreibt man für
und liest dies:
geschnitten mit
(oder: Der Durchschnitt von
und
)
ist die Menge aller Elemente, die sowohl in
als auch in
enthalten sind.
Diese Schreibweise lässt sich leicht auf den Durchschnitt aus endlich vielen
Mengen
verallgemeinern.
Abweichende Schreibweise für den Durchschnitt aus beliebig vielen Mengen:
Die Elemente der Menge ,
die ja selbst wieder Mengen sind, werden mit
bezeichnet. Es wird eine „Indexmenge“
(Lambda)
eingeführt, sodass
ist. Die Schnittmenge
wird dann geschrieben als:
,
also die Menge aller Elemente, die in sämtlichen Mengen
enthalten sind.[2]
Eine ältere Bezeichnung für den Durchschnitt ist inneres Produkt oder Produkt erster Art. Dieses wird dann auch als
oder
geschrieben. Insbesondere die letzte Schreibweise ist von vielen Autoren für das kartesische Produkt (siehe unten) reserviert und sollte daher nicht für die Schnittmenge verwendet werden, um Missverständnisse zu vermeiden.
Vereinigung (Vereinigungsmenge)
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Dies ist der zur Schnittmenge duale
Begriff: Die Vereinigungsmenge von
ist die Menge der Elemente, die in mindestens einer Elementmenge von
enthalten sind. Formal:
.
Die Vereinigungsmenge von
ist auch dadurch charakterisiert, dass für jede Menge
gilt:
.
Im Gegensatz zu
ist
auch dann erklärt, wenn
leer ist, und zwar ergibt sich
.
Für
schreibt man (analog zum Durchschnitt):
und liest dies:
vereinigt mit
(oder: Die Vereinigung von
und
)
ist die Menge aller Elemente, die in
oder in
enthalten sind. Das „oder“ ist hier nicht-ausschließend zu verstehen: Die
Vereinigung umfasst auch die Elemente, die in beiden Mengen enthalten
sind.
Wenn Mengen keine gemeinsamen Elemente enthalten, sie also disjunkt sind, verwendet man
auch das Zeichen
für die Vereinigung dieser disjunkten Mengen. Während jedoch das Zeichen für die
Vereinigung
intuitiv mit dem des Junktors
(oder) identifiziert
werden kann, muss zwischen dem Zeichen für die disjunkte
Vereinigung
und dem Junktor
(ausschließendes
oder) unterschieden werden.
Unter Verwendung einer geeigneten Indexmenge
schreibt man:
.
Diese Schreibweise ist auch für die Vereinigung endlich vieler Mengen
geeignet.
Als ältere Bezeichnung hierfür wird zuweilen noch die Summe verwendet und dann geschrieben
oder
.
Vorsicht: Der Begriff Summe wird heute auch für die disjunkte Vereinigung von Mengen benutzt.
Differenz und Komplement
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Die Differenz wird gewöhnlich nur für zwei Mengen definiert: Die
Differenzmenge (auch Restmenge) von
und
(in dieser Reihenfolge) ist die Menge der Elemente, die in
,
aber nicht in
enthalten sind. Formal:
Die Differenzmenge
ist auch dadurch charakterisiert, dass für jede Menge
gilt:
.
Die Differenz ist im Gegensatz zu Schnitt und Vereinigung weder kommutativ noch assoziativ.
Ist ,
so heißt die Differenz
auch Komplement von
in
.
Dieser Begriff wird vor allem dann verwendet, wenn
eine Grundmenge ist, die alle in einer bestimmten Untersuchung in Frage
stehenden Mengen umfasst. Diese Menge muss dann im Folgenden nicht mehr erwähnt
werden, und
heißt einfach das Komplement
von .
Andere Schreibweisen für
sind
,
oder
.
Symmetrische Differenz
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„A ohne B“ vereinigt mit „B ohne A“
Die Menge
wird als symmetrische Differenz von
und
bezeichnet. Es handelt sich um die Menge aller Elemente, die jeweils in einer,
aber nicht in beiden Mengen liegen. Bei Verwendung des ausschließenden Oder
(„entweder-oder“:
bzw.
)
kann man dafür auch
schreiben.
Kartesisches Produkt
Die Produktmenge oder das kartesische Produkt ist eine weitere Art der
Verknüpfung von Mengen. Die Elemente des kartesischen Produkts zweier Mengen
sind allerdings keine Elemente der Ausgangsmengen, sondern komplexere Objekte.
Formal ist die Produktmenge von
und
definiert als
und damit die Menge aller geordneten
Paare, deren erstes Element aus
und deren zweites Element aus
ist. Unter der Verwendung von n-Tupeln
lässt sich das kartesische Produkt auch für die Verknüpfung endlich vieler
Mengen
verallgemeinern:
,
Sind die Mengen
alle gleich einer Menge
,
so schreibt man für die Produktmenge auch kurz
.
Für die Produktmenge einer Familie
von Mengen
mit einer beliebigen Indexmenge
wird ein allgemeiner Funktionsbegriff
benötigt. Sie ist die Menge aller Funktionen, die jedem Indexelement
ein Element der Menge
zuordnet, also
Ob ein solches kartesisches Produkt nicht leer ist, das heißt, ob es überhaupt stets solche Funktionen wie auf der rechten Seite dieser Definitionsgleichung angegeben gibt, hängt eng mit dem Auswahlaxiom zusammen.
Wenn die Mengen
alle gleich einer Menge
sind, schreibt man die Produktmenge auch kurz als
.
Potenzmenge
Die Potenzmenge >
von
ist die Menge aller Teilmengen von
.
Die Potenzmenge von
enthält immer die leere Menge und die Menge
.
Somit ist
,
also eine einelementige Menge. Die Potenzmenge einer einelementigen Menge
ist
,
enthält also zwei Elemente. Allgemein gilt: Besitzt
genau
Elemente, so hat
die Elementanzahl
,
das heißt
.
Dies motiviert auch die Schreibweise
anstelle
.
Bei unendlichen Mengen ist der Begriff nicht unproblematisch: Es gibt nachweislich kein Verfahren, das alle Teilmengen auflisten könnte. (Siehe dazu: Cantors zweites Diagonalargument.) Bei einem axiomatischen Aufbau der Mengenlehre (etwa ZFC) muss die Existenz der Potenzmenge durch ein eigenes Potenzmengenaxiom gefordert werden.
Konstruktive Mathematiker betrachten deshalb die Potenzmenge einer unendlichen Menge als einen grundsätzlich unabgeschlossenen Bereich, zu dem – je nach Fortgang der mathematischen Forschung – immer noch neue Mengen hinzugefügt werden können.
Beispiele für Mengenoperationen
Wir betrachten die Mengen ,
und
.
Es gelten beispielsweise:
,
,
,
- Für die Komplemente bezüglich
gilt
,
,
,
.
,
,
,
,
,
= 3,
=
= 2,
= 0,
= 1
,
,
,
,
,
,
Konkrete Beispiele seien hier nochmals benannt.
- Die Menge aller zweistelligen „Schnapszahlen“
lautet
. 33 ist ein Element dieser Menge, 23 ist es nicht.
- Die Menge der natürlichen Zahlen
ist eine echte Teilmenge der Menge der ganzen Zahlen
.
Mengen in der Logik
Innerhalb der Wissenschaft der Logik beschäftigt sich vor allem das Teilgebiet der Quantorenlogik (traditioneller Begriff Prädikatenlogik) mit Mengen, ihren Elementen und der Mengenbildung im Sinne der Mengenlehre, ebenso teilweise die Theorie der Termini und die Wissenschaftslogik. Im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen der Allquantor und der Existenzquantor. Der Allquantor wird z.B. verwendet in den Sätzen: „Alle geraden Zahlen sind ohne Rest durch zwei teilbar.“, „Alle Schwäne sind weiß.“ (bis auf die schwarzen) und „Alle Metalle leiten Strom.“, der Existenzquantor z.B. in den Sätzen: „Es gibt einige Studenten, die ein Stipendium erhalten.“ und in negierter Form: „Es gibt keine schwarzen Schwäne.“. Mittels des Allquantors und des Existenzquantors als logischen Operatoren sowie deren Negationen und logischen Termini (z.B. gerade Zahl, ohne Rest durch zwei teilbar) werden immer auch Mengen definiert, in den Beispielen z.B. die Menge aller geraden Zahlen, die Menge aller (überhaupt existierender) Schwäne, die Menge aller Metalle, die Menge aller Studenten bzw. davon auch die Teilmenge der Studenten, die auch ein Stipendium erhalten.
Zu dem Gegenstandsbereich dieses Teilgebietes der Logik, also der Definition des Mengenbegriffs, gibt es eine umfangreiche Literatur, die von verschiedenen Mengenbegriffen ausgeht. Abraham Fraenkel und Jehoschua Bar-Hillel beschrieben diese Kontroversen 1958 als eine moderne Fortsetzung des mittelalterlichen Universalienstreites. Vorherrschend sind in der Mathematik die Spielarten des Neorealismus (auch Platonismus) als Nachfolger des mittelalterlichen Realismus (Ideen sind real), wie sie insbesondere Alonzo Church, Kurt Gödel und Rudolf Carnap seit seiner Arbeit zur logischen Semantik vertreten. Diese schreiben der Menge eine selbstständige Existenz neben den Elementen der Menge zu. Da dies zu Widersprüchen führt, schreiben einige Vertreter dieser Richtung auch der Typenhierarchie von Mengen, in die diese eingeteilt werden, eine selbständige Existenz zu. Die Nominalisten (Nelson Goodman, Willard Van Orman Quine, Leon Henkin) treten gegen diese Auffassung an und nehmen an, dass Mengen als abstrakte Objekte nicht gesondert neben den Elementen existieren. Gegenstand könnten nur konkrete sinnlich wahrnehmbare Gegenstände sein. Für Nominalisten sind Aussagen über Mengen (und auch sonst alle abstrakten Objekte) nur abgekürzte Ausdrucksweisen, mit denen über konkrete Objekte gesprochen wird. Zu dieser Gruppe gehört auch Leon Chwistek und in gemäßigter Form Paul Lorenzen. Die Neokonzeptualisten, darunter die Intuitionisten und Konstruktivisten, betrachten Mengen als Konstruktionen. Sie akzeptieren nur Mengen, die intuitiv offensichtlich existieren (Studenten, die ein Stipendium erhalten) oder sich aus bereits existierenden Mengen konstruieren lassen. Der russische Logiker Alexander Sinowjew schlug vor, den logischen Begriff Klasse nicht nur als Terminus zu betrachten, sondern ihn davon unterscheidbar zusätzlich als logischen Operator zur Mengenbildung zu definieren. Um die Klasse der Zahlen zu bilden, genügt es dann einfach den Operator mit dem Begriff zu verbinden. Ist der Begriff Zahl bekannt bzw. definiert, entsteht die Klasse der Zahlen also mit dem Hinschreiben des Begriffes bzw. mit dem Aussprechen von „Die Klasse der Zahlen“. Ist Gott oder Götter definiert (z.B. prinzipiell unsterbliche, mächtige Wesen) ist mit dem Begriff Klasse der Götter eine Menge gebildet, deren Existenz nicht davon abhängt, ob ein einziges Element existiert oder auch nur existieren kann. Der Begriff: Die Klasse der runden Quadrate bildet demnach eine Menge, wenn die Eigenschaften von rund und Quadrat bekannt sind, auch wenn kein rundes Quadrat im Universum existiert und in diesem Fall existieren kann.
Weitergehende Begriffe
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- Teilmengen der reellen Geraden, der Ebene oder des euklidischen Raumes oder sogar Teilmengen in beliebigen topologischen Räumen werden nicht selten auch Punktmengen genannt. Hier ist letzterenfalls im englischen Sprachraum auch heute noch der Terminus point set topology geläufig.
- In der modernen Mathematik werden die Zahlenbereiche rein mit den Methoden der Mengenlehre (mit der leeren Menge als einzigem Grundbaustein) schrittweise aufgebaut, von den Primzahlen und natürlichen Zahlen über die ganzen Zahlen und die rationalen Zahlen zu den reellen Zahlen und weiter zu den komplexen Zahlen und noch darüber hinaus.
- In der Schule hat die Mengenlehre unter dem Schlagwort Neue Mathematik zeitweise große Bedeutung erlangt.
- Bei unendlichen Mengen treten besondere Phänomene hinsichtlich der üblichen Ordnungsrelationen auf.
- Zur Veranschaulichung der Beziehungen zwischen Mengen dienen Mengendiagramme.
- Beziehungen zwischen den Elementen einer Menge und denen einer anderen werden durch „Zuordnungen“ (Relationen) beschrieben, eindeutige Zuordnungen durch „Abbildungen“ (Funktionen).
Literatur
- Klaus Kursawe: Mengen, Zahlen, Operationen. (= Scripta Mathematica). Aulis Verlag Deubner, Köln 1973, ISBN 3-7614-0176-0.
- Hans-Dieter Gerster: Aussagenlogik, Mengen, Relationen. (= Studium und Lehre Mathematik). Franzbecker, Hildesheim 1998, ISBN 3-88120-287-0.
- Adolf Fraenkel: Einleitung in die Mengenlehre. Springer, Berlin/ Heidelberg/ New York 1928. (Nachdruck: Dr. Martin Sändig, Walluf 1972, ISBN 3-500-24960-4)
- Erich Kamke: Mengenlehre. 6. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 1969.
- Paul R. Halmos: Naive Mengenlehre. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1968, ISBN 3-525-40527-8.
- Oliver Deiser: Einführung in die Mengenlehre. Die Mengenlehre Georg Cantors und ihre Axiomatisierung durch Ernst Zermelo. 3. Auflage. Springer Verlag, Berlin/ Heidelberg 2010, ISBN 978-3-642-01444-4.
Anmerkungen
- ↑
Für leeres
tritt bei dieser Formulierung (noch deutlicher bei
) nach der Regel „ex falso quodlibet“ ein logisches Problem auf: Welche
sollen da gemeint sein? In Analogie zu
für alle anderen, nichtleeren
setzt man aber wegen
meist
.
- ↑
Fasst man
selbst als Indexmenge auf und setzt
für
, dann stimmt diese Schreibweise
mit der obigen Definition
überein.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 18.02. 2022