Tupel
Tupel (abgetrennt von mittellat. quintuplus ‚fünffach‘, septuplus ‚siebenfach‘, centuplus ‚hundertfach‘ etc.) sind in der Mathematik neben Mengen eine wichtige Art und Weise, mathematische Objekte zusammenzufassen. Ein Tupel besteht aus einer Liste endlich vieler, nicht notwendigerweise voneinander verschiedener Objekte. Dabei spielt, im Gegensatz zu Mengen, die Reihenfolge der Objekte eine Rolle. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Tupel formal als Mengen darzustellen. Tupel finden in vielen Bereichen der Mathematik Verwendung, zum Beispiel als Koordinaten von Punkten oder als Vektoren in mehrdimensionalen Vektorräumen.
Von Tupeln unabhängig von ihrer Länge ist selten die Rede. Vielmehr verwendet
man das Wort -Tupel
und die im nächsten Abschnitt genannten Spezialfälle davon dann, wenn sich aus
dem Zusammenhang die Länge als feste Zahl oder als benannte Konstante wie
ergibt. Betrachtet man dagegen viele endliche Folgen unterschiedlicher Längen
von Elementen einer Grundmenge, spricht man von endlichen Folgen oder definiert
einen neuen Begriff, der oft mit „Kette“ zusammengesetzt ist, z.B. Zeichenkette, Additionskette.
In der Informatik wird der Begriff Tupel auch als Synonym für einen Datensatz verwendet. In diversen Programmiersprachen wie zum Beispiel Python, sind Tupel unveränderliche Datensätze.
Notation
Ein -Tupel
ist eine Zusammenfassung von
mathematischen Objekten
in einer Liste. Im Gegensatz zu Mengen müssen die Objekte dabei nicht
notwendigerweise voneinander verschieden sein und ihre Reihenfolge ist von
Bedeutung. Tupel werden meist mittels runder Klammern
notiert, wobei zwei aufeinander folgende Objekte durch ein Komma getrennt werden. Das an der
-ten
Stelle stehende Objekt
heißt dabei die
-te
Komponente des Tupels. Gelegentlich werden zur Notation aber auch andere Klammertypen, wie
spitze oder eckige Klammern verwendet:
oder
Auch andere Trennzeichen, wie Semikolon oder senkrechter Strich sind üblich. Weitere Notationsvarianten sind
oder auch kurz ,
wenn die Länge des Tupels aus dem Kontext klar ist.
Besondere Bezeichnungen für n-Tupel mit kleinem n
Ein 2-Tupel wird auch geordnetes
Paar oder Dupel genannt, ein 3-Tupel auch Tripel, ein 4-Tupel
auch Quadrupel, ein 5-Tupel auch Quintupel. Die Reihe wird analog
durch lateinische
Vervielfältigungszahlwörter fortgesetzt. Das 0-Tupel heißt leeres
Tupel und wird durch
notiert.
Beispiele
Tupel gleichartiger Objekte:
und
sind zwei 1-Tupel von Elementen
einer Menge
,
und
sind drei verschiedene 2-Tupel ganzer Zahlen
ist ein 3-Tupel aus Mengen
ist ein 4-Tupel trigonometrischer Funktionen
Tupel verschiedenartiger Objekte:
- Ein gerichteter
Graph ist ein Paar
bestehend aus einer Menge von Knoten
und einer Menge gerichteter Kanten
.
- Ein Körper
ist ein Tripel
bestehend aus einer Menge
und zwei zweistelligen Verknüpfungen
und
, die bestimmte Eigenschaften besitzen.
- Ein Wahrscheinlichkeitsraum
ist ein Tripel
bestehend aus einer Ergebnismenge
, einer σ-Algebra
und einem Wahrscheinlichkeitsmaß
.
Gleichheit von Tupeln
Zwei Tupel
und
sind genau dann gleich, wenn sie gleich lang sind und ihre entsprechenden
Komponenten gleich sind, das heißt
und
für
.
Darstellung als Menge
Tupel können auch als Mengen dargestellt werden. Eine einfache Darstellung
von -Tupeln
lautet:
Mit dieser Darstellung ist das geordnete Paar
die Menge
.
Einer anderen Darstellung liegt die Vorstellung zugrunde, dass Tupel endliche Folgen bzw. Familien sind, das heißt Funktionen mit einem eventuell leeren Abschnitt der Menge der positiven natürlichen Zahlen als Indexbereich (geordnete Paare hier in eckigen Klammern):
Nicht leere Tupel können auch rekursiv auf Basis geordneter Paare dargestellt werden (geordnete Paare auch hier in eckigen Klammern):
Allerdings gilt für auf letztgenannte Weise dargestellte Tupel lediglich eine schwächere Form des Gleichheitsaxioms: Zwei gleich lange Tupel sind dann und nur dann gleich, wenn ihre entsprechenden Komponenten gleich sind.
Unabhängig davon, wie Tupel als Mengen dargestellt werden, verhalten sich 2-Tupel genauso wie geordnete Paare und können wie diese verwendet werden, auch wenn sich, wie bei der Tupel-Darstellung als endliche Folge, 2-Tupel- und Paar-Darstellungen unterscheiden.
Die letzte der drei obigen Definitionen hat den Vorteil, dass sie auch für echte
Klassen definiert ist, sofern das geordnete Paar
für echte Klassen definiert ist. Das heißt, man kann z.B. das Monoid der Ordinalzahlen
mit Addition
und neutralem Element
als Tupel
definieren, obwohl es sich bei den Ordinalzahlen um keine Menge, sondern um eine
echte Klasse handelt.
Verwendung
Tupel werden in der Mathematik zum Beispiel als Koordinaten von Punkten oder
Vektoren in -dimensionalen
Räumen und in der Informatik als Datenfelder und -strukturen verwendet. Folglich
werden auch Zeilen oder Spalten von Matrizen
ggf. als Tupel angesehen und behandelt.
Siehe auch
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 29.08. 2021