Kommutativgesetz
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Das Kommutativgesetz (lat. commutare „vertauschen“), auf Deutsch Vertauschungsgesetz, ist eine Regel aus der Mathematik. Wenn sie gilt, können die Argumente einer Operation vertauscht werden, ohne dass sich das Ergebnis verändert. Mathematische Operationen, die dem Kommutativgesetz unterliegen, nennt man kommutativ.
Das Kommutativgesetz bildet mit dem Assoziativgesetz und dem Distributivgesetz grundlegende Regeln der Algebra.
Formale Definition
Es seien
und
Mengen. Eine binäre
Verknüpfung
heißt kommutativ, wenn für alle
die Gleichheit
gilt.
Beispiele und Gegenbeispiele
![](bilder/vector_Addition.png)
Reelle Zahlen
![](bilder/commutative_Addition.png)
Für reelle
Zahlen
gilt stets
und
,
die Operationen Addition
und Multiplikation
sind also kommutativ. Die erste Formel wird auch Kommutativgesetz der
Addition, die zweite Kommutativgesetz der Multiplikation genannt. Die
Subtraktion und die Division
reeller Zahlen sind dagegen keine kommutativen Operationen. Auch die
Potenzierung ist nicht kommutativ (
ist ein Gegenbeispiel).
Die älteste überlieferte Form des Kommutativgesetzes der Addition ist die sumerische Fabel vom klugen Wolf und den neun dummen Wölfen.
Skalarprodukte
- Das Skalarprodukt
in einem reellen Vektorraum ist kommutativ, es gilt also stets
.
- Das Skalarprodukt in einem komplexen Vektorraum ist dagegen nicht
kommutativ, es gilt vielmehr
, wobei der Überstrich die komplexe Konjugation bezeichnet.
Mengenoperation
In der Mengenlehre
sind die Vereinigung und der Schnitt kommutative Operationen; für Mengen
gilt also stets:
(Vereinigung)
(Schnitt)
Dagegen ist die Differenz nicht kommutativ.
und
sind also manchmal verschiedene Mengen, z.B. für
und
,
denn dann wäre
und
.
Matrizenrechnung
Die Addition von Matrizen über einem Ring oder Körper ist kommutativ. Die Matrizenmultiplikation ist dagegen nicht kommutativ: Die Faktoren sind zwar manchmal, aber nicht immer vertauschbar.
Ebenfalls kommutativ sind die Multiplikation von Matrizen mit Skalaren und die Matrizenmultiplikation im Unterring der Diagonalmatrizen.
Gruppentheorie
Allgemein nennt man eine Gruppe, bei der die Verknüpfung von Gruppenelementen kommutativ ist, abelsch.
Aussagenlogik
In der Aussagenlogik gilt für die Junktoren:
(„oder“) ist kommutativ.
(„und“) ist kommutativ.
(„logische Äquivalenz“) ist kommutativ.
(„wenn …, dann …“; siehe Implikation) ist nicht kommutativ.
Weitere Beispiele
Weitere Beispiele für nichtkommutative Operationen sind das Kreuzprodukt in Vektorräumen oder die Multiplikation von Quaternionen.
Kommutativität ist außerdem eine wichtige Grundeigenschaft in der Quantenmechanik, das Kommutieren zweier Observablen bedeutet physikalisch deren gleichzeitige genaue Messbarkeit. Nicht alle Observablen kommutieren.
Antikommutativität
In einigen Strukturen mit zwei Operationen, beispielsweise beim Kreuzprodukt
in Vektorräumen, gilt nicht das Kommutativgesetz, sondern stattdessen eine Art
Gegensatz davon:
.
Allgemeiner erfüllt das Produkt auf einer Lie-Algebra,
das als
geschrieben wird, die Antikommutativität.
Anmerkungen
Die Kommutativität, die das Vertauschen von Argumenten bei einer
Operation erlaubt, weist Ähnlichkeit mit der Symmetrie-Eigenschaft von
Relationen auf, die das Vertauschen der verglichenen Elemente bzgl. der
Relation erlaubt:
genau dann, wenn
.
Eine alternative Möglichkeit des „Um-Klammerns“ bietet das
Flexibilitätsgesetz für eine Verknüpfung
:
Siehe auch
Literatur
- Otto Forster: Differential- und Integralrechnung einer Veränderlichen. (Analysis, Bd. 1). 10. Aufl. Verlag Vieweg & Teubner, Braunschweig 2011, ISBN 978-3-8348-1251-3.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 08.04. 2021