Ebene (Mathematik)
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Die Ebene ist ein Grundbegriff der Geometrie. Allgemein handelt es sich um ein unbegrenzt ausgedehntes flaches zweidimensionales Objekt.
- Hierbei bedeutet unbegrenzt ausgedehnt und flach, dass zu je zwei Punkten auch eine durch diese verlaufende Gerade vollständig in der Ebene liegt.
- Zweidimensional bedeutet, dass – abgesehen von enthaltenen Geraden – kein echter Teilraum ebenfalls diese Eigenschaft hat.
Konkreter bezeichnet man mit Ebene, je nach Teilgebiet der Mathematik, allerdings durchaus verschiedene Objekte.
Ebene als eigenständiges Objekt
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Der klassische Ebenenbegriff nach Euklid
In der klassischen Geometrie etwa im Sinne von Euklids Elementen bildet die (euklidische) Ebene – in diesem Zusammenhang üblicherweise mit dem bestimmten Artikel bezeichnet – den Rahmen geometrischer Untersuchungen, etwa für Konstruktionen mit Zirkel und Lineal. Man kann sie sich vorstellen als Abstraktion der Zeichenebene (Papier) als unendlich ausgedehnt und unendlich flach, so wie die Gerade eine als unendlich dünn und unendlich lang vorgestellte Abstraktion des gezeichneten Strichs (Bleistiftlinie) ist. Die euklidische Geometrie wird heutzutage durch Hilberts Axiomensystem der euklidischen Geometrie beschrieben.
Seit Descartes
die euklidische Ebene mit Koordinaten
versehen hat, kann man die euklidische Ebene mit der Menge
aller geordneten
Paare reeller
Zahlen identifizieren. Oder andersherum:
bildet ein Modell
für die Hilbertschen Axiome der Ebene. Dieser reelle Vektorraum
wird daher ebenfalls als Ebene bezeichnet.
Die Projektive Ebene
Ergänzt man Euklids affine Ebene um eine unendlich ferne Gerade und auf ihr liegende unendlich ferne Punkte, erhält man eine projektive Ebene.
Auch die projektive Ebene lässt sich algebraisch
beschreiben, nämlich als die Menge aller eindimensionalen Unterräume im .
Man fasst also die durch den Ursprung verlaufenden Geraden als Punkte der
projektiven Ebene auf. Die Geraden der projektiven Ebene sind dann genau die
zweidimensionalen Untervektorräume
von
,
also die durch den Ursprung verlaufenden „herkömmlichen“ Ebenen.
Verallgemeinerungen
Schwächt man das Hilbertsche Axiomensystem ab, so sind sogar endliche Strukturen möglich, die auch als affine Ebene oder projektive Ebene bezeichnet werden. Die Abbildung rechts zeigt eine endliche projektive Ebene mit sieben Punkten und sieben Geraden. Durch Entfernen einer beliebigen Gerade und der auf ihr liegenden Punkte erhält man eine endliche affine Ebene mit vier Punkten und sechs Geraden.
In Verallgemeinerung des kartesischen Modells der euklidischen Ebene wird
auch für beliebige Körper
der zweidimensionale Vektorraum
als affine Ebene bezeichnet; entsprechend für die projektive Ebene. Man beachte:
Ist
der Körper
der komplexen Zahlen, die ja durch die Gaußsche
Zahlenebene veranschaulicht werden, so ist bereits
(reell) zweidimensional, wird aber als komplexe Gerade bezeichnet. Die Ebene
ist reell vierdimensional, aber nur ein zweidimensionaler komplexer Vektorraum.
Der Körper
kann auch ein endlicher
Körper sein. Im Fall
erhält man die oben beschriebene kleinste endliche affine Ebene mit vier Punkten
bzw. die projektive Ebene mit sieben Punkten.
Eine Fläche
im Sinne der Topologie
ist die Ebene (auch die projektive) nur im Fall ;
im Falle
handelt es sich um eine komplexe
Fläche.
Ebene als Teilraum
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Betrachtet man höherdimensionale geometrische Räume, so bezeichnet man jeden Teilraum, der isomorph zu einer Ebene im obigen Sinne ist, als eine Ebene. In einem dreidimensionalen Euklidischen Raum ist eine Ebene dabei festgelegt durch
- drei nicht kollineare Punkte
- eine Gerade und einen nicht auf ihr liegenden Punkt
- zwei sich schneidende Geraden oder
- zwei echt parallele Geraden
Liegen zwei Geraden windschief zueinander, so liegen sie dagegen nicht in einer gemeinsamen Ebene. Stattdessen gibt es dann zwei parallele Ebenen, deren jede je eine der Geraden enthält.
Zwei Ebenen sind entweder parallel, schneiden sich in einer Geraden oder sind identisch. Sie können im (dreidimensionalen) Raum also nicht windschief zueinander liegen.
- Im ersten Fall ist jede zur ersten Ebene senkrechte Gerade auch senkrecht zur zweiten. Die Länge der Strecke, die die Ebenen auf solch einer Geraden begrenzen, bezeichnet man als den Abstand der Ebenen.
- Im zweiten Fall betrachtet man eine zur Schnittgeraden senkrechte Ebene. Mit dieser schneiden sich die beiden ersten Ebenen in zwei Geraden. Den Winkel zwischen diesen Geraden bezeichnet man als Winkel zwischen den beiden Ebenen.
Jeder zweidimensionale Untervektorraum des Koordinatenraums
(bzw.
)
bildet eine Ursprungsebene,
also eine Ebene, die den Nullpunkt des Raums enthält. Affine zweidimensionale
Unterräume sind parallel
verschobene Ebenen, die den Nullpunkt nicht enthalten.
Nicht jedes unter den Begriff der Ebene fallende mathematische Objekt lässt sich als Teilraum eines entsprechenden höherdimensionalen Raumes auffassen. So ist etwa die Moulton-Ebene eine affine Ebene, in der der Satz von Desargues nicht gilt, während er in jedem dreidimensionalen affinen Raum – und damit in jeder enthaltenen Ebene – immer gilt.
Ebenengleichungen
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Ebenen im dreidimensionalen Raum können auf verschiedene Weise durch Ebenengleichungen beschrieben werden. Eine Ebene besteht dann aus denjenigen Punkten in einem kartesischen Koordinatensystem, deren Koordinaten die Ebenengleichung erfüllen. Man unterscheidet explizite Formen von Ebenengleichungen, bei denen jeder Punkt der Ebene direkt identifiziert wird, und implizite Formen, bei denen die Punkte der Ebene indirekt durch eine Bedingung charakterisiert werden. Zu den expliziten Formen gehören die Parameterform und die Dreipunkteform, zu den impliziten Formen die Normalenform, die Hessesche Normalform, die Koordinatenform und die Achsenabschnittsform.
Bei der Beschreibung von Ebenen in höherdimensionalen Räumen behalten die
Parameterform und die Dreipunkteform ihre Darstellung, wobei lediglich mit -komponentigen
statt dreikomponentigen Vektoren gerechnet wird. Durch die impliziten Formen
wird allerdings in höherdimensionalen Räumen keine Ebene mehr beschrieben,
sondern eine Hyperebene
der Dimension
.
Jede Ebene kann jedoch als Schnitt von
Hyperebenen mit linear unabhängigen Normalenvektoren dargestellt werden und muss
demnach ebenso viele Koordinatengleichungen gleichzeitig erfüllen.
Schnittpunkte im dreidimensionalen Raum
Schnittpunkt einer Geraden mit einer Ebene
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Eine Gerade
wird im Raum
in der Regel durch eine Parameterdarstellung
und eine Ebene durch eine Gleichung
beschrieben. Durch Einsetzen der Parameterdarstellung der Gerade in die Ebenengleichung ergibt
sich die lineare Gleichung
für den Parameter
des Schnittpunktes
.
Falls die lineare
Gleichung keine Lösung
besitzt, ist die Gerade parallel zur Ebene. Falls die Gleichung
für alle
erfüllt ist, ist die Gerade
in der Ebene enthalten.
Schnittpunkt dreier Ebenen
Ist eine Gerade als Schnitt zweier nicht
paralleler Ebenen
gegeben und soll mit einer dritten Ebene
geschnitten werden, muss der gemeinsame Punkt
der 3 Ebenen bestimmt werden.
Drei Ebenen
mit linear unabhängigen Normalenvektoren
besitzen den Schnittpunkt
Zum Beweis überzeuge man sich von
unter Beachtung der Regeln für ein Spatprodukt.
Abstand zwischen Punkt und Ebene
Der Abstand zwischen dem Punkt
und der Ebene mit der Koordinatenform
beträgt:
Wenn drei Punkte ,
,
gegeben sind, durch die die Ebene verläuft (siehe Dreipunkteform), dann
lässt sich der Abstand mit folgender Formel
berechnen:
Dabei steht
für das Kreuzprodukt,
für das Skalarprodukt
und
für den Betrag
des Vektors. Alternativ kann man auch
einsetzen.
Siehe auch
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
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 23.10. 2022