Magnetische Permeabilität
| Physikalische Größe | |||||||
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| Name | magnetische Permeabilität | ||||||
| Formelzeichen | |||||||
      
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| Siehe auch: Magnetische Feldkonstante | |||||||
  
Die magnetische Permeabilität  
(auch magnetische Leitfähigkeit) bestimmt die Fähigkeit von Materialien, 
sich einem Magnetfeld anzupassen, oder präziser die Magnetisierung eines 
Materials in einem äußeren Magnetfeld. Es bestimmt daher die Durchlässigkeit 
(lateinisch 
permeare 
„durchgehen, durchdringen“) 
von Materie 
für magnetische 
Felder. 
Eine eng verwandte Größe ist die magnetische Suszeptibilität.
Grundlagen
Die Permeabilität  
ist das Verhältnis der magnetischen 
Flussdichte 
 
zur magnetischen 
Feldstärke 
: 
Die magnetische 
Feldkonstante  
ist eine physikalische 
Konstante und gibt die magnetische Permeabilität des Vakuums an. Auch dem Vakuum ist eine 
Permeabilität zugewiesen, da sich auch dort Magnetfelder einstellen oder elektromagnetische 
Felder ausbreiten können. Die Permeabilitätszahl 
, 
früher auch als relative Permeabilität bezeichnet, ist das Verhältnis 
Für das Vakuum ergibt sich eine Permeabilitätszahl von Eins. Die Größe 
der Dimension Zahl  
hängt mit der magnetischen 
Suszeptibilität 
 
zusammen über die Beziehung
Komplexe Permeabilität, Permeabilitätszahl
Vor allem in der Elektrotechnik werden zur Erfassung zeitabhängiger Effekte Phasoren für die Felder und entsprechend eine komplexe Permeabilität benutzt.
Der Realteil der komplexen 
Permeabilität  
entspricht der normalen Permeabilität. Der Imaginärteil 
 
hingegen beschreibt die Größe der Ummagnetisierungsverluste.  
Mit Ausnahme der ferromagnetischen Materialien mit einer deutlich höheren relativen Permeabilität als eins, ist auch der Imaginärteil der komplexen Permeabilität vernachlässigbar, ebenso die Frequenzabhängigkeit der Permeabilität. Es ergibt sich eine skalare, frequenzunabhängige Permeabilität:
Bei ferromagnetischen Materialien kann die Frequenzabhängigkeit für viele technische Anwendungen nicht vernachlässigt werden, es ergibt sich:
wobei  
die Frequenz des magnetischen Wechselfeldes ist. Der Imaginärteil 
 
ist direkt der Bewegung der Bloch-Wände 
im Material zugeordnet und bei einer Resonanz ergibt sich ein Maximum, in der 
Regel im Bereich 10–1000 kHz. 
Wie viele physikalischen Materialeigenschaften ist auch die komplexe Permeabilität in der verallgemeinerten linearen Form eigentlich ein dreidimensionaler Tensor zweiter Stufe. Bei den meisten Materialien ist die Anisotropie der magnetischen Eigenschaften aber so klein, dass eine Beschreibung als skalare, komplexe Permeabilität ausreichend ist.
Klassifizierung
| Medium | µr | Einteilung | 
|---|---|---|
| Supraleiter 1. Art | 0 | ideal diamagnetisch | 
| Wasser | 1 − 9·10−6 | diamagnetisch | 
| Kupfer | 1 − 6,4·10−6 | diamagnetisch | 
| Wasserstoff | 1 − 2,06·10−9 | diamagnetisch | 
| Vakuum | 1 | (1 per Definition) | 
| Luft | 1 + 4·10−7 | paramagnetisch | 
| Aluminium | 1 + 2,2·10−5 | paramagnetisch | 
| Platin | 1 + 2,57·10−4 | paramagnetisch | 
| Kobalt | 80…200 | ferromagnetisch | 
| Eisen | 300…10.000 | ferromagnetisch | 
| Ferrite | 4…15.000 | ferromagnetisch | 
| Mumetall (NiFe) | 50.000…140.000 | ferromagnetisch | 
| nanokristalline 
      Metalle (ferromagnetisch)  | 
    20.000…150.000 | ferromagnetisch | 
| amorphe 
      Metalle (ferromagnetisch)  | 
    700…500.000 | ferromagnetisch | 
Magnetische Materialien lassen sich anhand ihrer Permeabilitätszahl klassifizieren.
- Diamagnetische 
  Stoffe 
 - Diamagnetische Stoffe besitzen eine geringfügig kleinere Permeabilität als 
  das Vakuum, 
  zum Beispiel Stickstoff, 
  Kupfer oder 
  Wasser. 
  Diamagnetische Stoffe haben das Bestreben, das Magnetfeld aus ihrem Innern zu 
  verdrängen. Sie magnetisieren sich gegen die Richtung eines externen 
  Magnetfeldes, folglich ist 
. Diamagnetische Beiträge sind im Allgemeinen temperaturunabhängig. Einen Sonderfall stellen die Supraleiter 1. Art dar. Sie verhalten sich im konstanten Magnetfeld wie ideale Diamagneten mit
. Dieser Effekt heißt Meißner-Ochsenfeld-Effekt und ist ein wichtiger Bestandteil der Supraleitung.
 
- Paramagnetische 
  Stoffe 
 - Für die meisten Materialien ist die Permeabilitätszahl etwas größer als 
  Eins (zum Beispiel Sauerstoff, 
  Luft) – die so 
  genannten paramagnetischen Stoffe. In paramagnetischen Stoffen richten sich 
  die atomaren magnetischen Momente in externen Magnetfeldern aus und verstärken 
  damit das Magnetfeld im Innern des Stoffes. Die Magnetisierung ist also 
  positiv und damit 
. Die Temperaturabhängigkeit der Suszeptibilität wird durch das Curiesche Gesetz bestimmt. Paramagnetismus kann auch andere Ursachen haben, so liefern Leitungselektronen von Metallen einen temperaturunabhängigen Beitrag (Pauli-Paramagnetismus).
 
- Ferromagnetische 
  Stoffe 
 - Besondere Bedeutung kommt den ferromagnetischen Stoffen bzw. den weichmagnetischen 
  Werkstoffen (Eisen und Ferrite, Cobalt, Nickel) zu, da diese 
  Permeabilitätszahlen von 
aufweisen. Diese Stoffe kommen in der Elektrotechnik häufig zum Einsatz (Spule, Elektromotor, Transformator). Ferromagneten richten ihre magnetischen Momente parallel zum äußeren Magnetfeld aus, tun dies aber in einer stark verstärkenden Weise. Neben ferromagnetischen Stoffen weisen auch ferrimagnetische und antiferromagnetische Stoffe eine magnetische Ordnung auf.
 
Differentielle Permeabilität
 Die Magnetisierung hängt bei ferromagnetischen Stoffen im Allgemeinen nicht 
linear vom äußeren Magnetfeld ab. Es ist möglich, ferromagnetische Werkstoffe 
bis zur Sättigung zu magnetisieren. Aufgrund dieser magnetischen Sättigung sowie 
der magnetischen Remanenz 
ist auch die Permeabilität nicht konstant. Für kleine Felder ist die 
Permeabilität deutlich größer als nahe der Sättigung. Außerdem hängt die 
Magnetisierung von der vorhergehenden Magnetisierung ab, man sagt sie haben ein 
Gedächtnis. Das Verhalten wird durch eine Hystereseschleife 
beschrieben. Die Definition als Verhältnis  
entspricht nur der Steigung der Magnetisierungskurve, wenn diese linear ist. 
Je nach Anwendung werden verschiedene Definitionen der Permeabilität benutzt. 
Für technische Anwendungen ist sie in DIN 1324 Teil 2 insgesamt elf Mal mit 
unterschiedlichen Berechnungen definiert. Neben der Permeabilität  
als Quotient aus magnetischer Flussdichte 
 
in Tesla (T) und magnetischer Feldstärke 
 
in Ampere pro Meter (A/m) wird die differentielle Permeabilität 
, 
also Steigung der Hysteresekurve an einem Ort, verwendet. 
  
Das Problem konstant angenommener Permeabilität kann man anhand der Hysteresekurve sehen. Die 
Permeabilität  
entspricht der Steigung 
.
Anisotropie der Permeabilität
In anisotropen Materialien ist die magnetische Permeabilität, ähnlich wie die 
elektrische 
Permittivität , 
im Allgemeinen richtungsabhängig. Diese magnetische 
Anisotropie lässt sich in erster Näherung mit einer Matrix bzw. einem 
Permeabilitätstensor 
 
beschreiben. Die Komponenten der Vektoren 
 
und 
 
hängen dann über die Gleichung 
zusammen. Die Schreibweise als Tensor 2. Stufe ist nur eingeschränkt geeignet, um die magnetische Anisotropie von ferromagnetischen Werkstoffen zu erfassen. Insbesondere die kristalline Anisotropie ist nichtlinear. Hier ist eine analoge Definition wie bei der differentiellen Permeabilität nötig. Nur in dem Fall, dass Linearität und Isotropie gegeben sind, ist die Permeabilität eine skalare Materialkonstante.
Literatur
- Hans Fischer: Werkstoffe in der Elektrotechnik. Aufbau, Eigenschaften, Prüfung, Anwendung. 2. überarbeitete Auflage. Carl Hanser Verlag, München u. a. 1982, ISBN 3-446-13553-7.
 - Horst Kuchling: Taschenbuch der Physik. 4. Auflage. Verlag Harri Deutsch, Thun u. a. 1982, ISBN 3-87144-097-3.
 - Günter Springer: Fachkunde Elektrotechnik. 18. völlig neubearbeitete und erweiterte Auflage. Verlag Europa-Lehrmittel, Wuppertal 1989, ISBN 3-8085-3018-9 (Europa-Lehrmittel 30318).
 - Horst Stöcker (Hrsg.): Taschenbuch der Physik. Formeln, Tabellen, Übersichten. 4. korrigierte Auflage. Verlag Harri Deutsch, Thun u. a. 2000, ISBN 3-8171-1628-4.
 


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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 05.12. 2023