Gammaverteilung
Die Gammaverteilung ist eine kontinuierliche Wahrscheinlichkeitsverteilung über der Menge der positiven reellen Zahlen. Sie ist einerseits eine direkte Verallgemeinerung der Exponentialverteilung und andererseits eine Verallgemeinerung der Erlang-Verteilung für nichtganzzahlige Parameter. Wie diese wird sie verwendet
- in der Warteschlangentheorie, um die Bedienzeiten oder Reparaturzeiten zu beschreiben.
- in der Versicherungsmathematik zur Modellierung kleinerer bis mittlerer Schäden.
Definition
Die Gammaverteilung definiert. Sie besitzt die reellen
Parameter Der Vorfaktor |
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Die Gammaverteilung genügt damit der Verteilungsfunktion
wobei |
![]() |
Alternative Parametrisierung
Alternativ zur obigen, im deutschsprachigen Raum üblichen Parametrisierung
mit
und
findet man auch häufig
oder
ist die Umkehrung eines Skalenparameters und
ist der Skalenparameter selbst. Dichte und Momente ändern sich
dementsprechend bei diesen Parametrisierungen (der Erwartungswert wäre hier
beispielsweise
beziehungsweise
).
Da diese Parametrisierungen im angelsächsischen Raum vorherrschen, werden sie
besonders häufig in der Fachliteratur verwendet. Um Missverständnissen
vorzubeugen, wird empfohlen, die Momente explizit anzugeben, also beispielsweise
von einer Gammaverteilung mit Erwartungswert
und Varianz
zu sprechen. Hieraus sind dann Parametrisierung und die entsprechenden
Parameterwerte eindeutig rekonstruierbar.
Eigenschaften
Die Dichte
besitzt für
an der Stelle
ihr Maximum und für
an den Stellen
Wendepunkte.
Erwartungswert
Der Erwartungswert der Gammaverteilung ist
Varianz
Die Varianz der Gammaverteilung ist
Schiefe
Die Schiefe der Verteilung ist gegeben durch
Reproduktivität
Die Gammaverteilung ist reproduktiv:
Die Summe aus den stochastisch
unabhängigen gammaverteilten Zufallsvariablen
und
,
die beide gammaverteilt sind mit den Parametern
und
bzw.
,
ist wiederum gammaverteilt mit den Parametern
und
.
Charakteristische Funktion
Die charakteristische Funktion hat die Form
Momenterzeugende Funktion
Die momenterzeugende Funktion der Gammaverteilung ist
Entropie
Die Entropie der Gammaverteilung beträgt
wobei
die Digamma-Funktion
bezeichnet.
Summe gammaverteilter Zufallsgrößen
Sind
und
unabhängige gammaverteilte Zufallsgrößen dann ist auch die Summe
gammaverteilt, und zwar
Allgemein gilt: Sind
stochastisch unabhängig dann ist
Somit bildet die Gammaverteilung eine Faltungshalbgruppe in einem ihrer beiden Parameter.
Beziehung zu anderen Verteilungen
Beziehung zur Betaverteilung
Wenn
und
unabhängige gammaverteilte Zufallsvariablen sind mit den Parametern
bzw.
,
dann ist die Größe
betaverteilt
mit Parametern
und
,
kurz
Beziehung zur Chi-Quadrat-Verteilung
- Die Chi-Quadrat-Verteilung
mit
Freiheitsgraden ist eine Gammaverteilung mit den Parametern
und
.
Beziehung zur Erlang-Verteilung
Die Erlang-Verteilung
mit dem Parameter
und
Freiheitsgraden entspricht einer Gammaverteilung mit den Parametern
und
und liefert die Wahrscheinlichkeit der Zeit bis zum Eintreffen des
-ten
seltenen, Poisson-verteilten
Ereignisses.
Beziehung zur Exponentialverteilung
- Wählt man in der Gammaverteilung den Parameter
, so erhält man die Exponentialverteilung mit Parameter
.
- Die Faltung
von
Exponentialverteilungen mit demselben
ergibt eine Gamma-Verteilung mit
.
Beziehung zur logarithmischen Gammaverteilung
Ist
Gamma-verteilt, dann ist
Log-Gamma-verteilt.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 18.12. 2022