Hilbertraum-Darstellung
Hilbertraum-Darstellungen sind eine wichtige mathematische Methode zur Untersuchung von Banach-*-Algebren, insbesondere C*-Algebren und Faltungsalgebren lokalkompakter Gruppen. Es handelt sich dabei um Darstellungen als Algebren von Operatoren auf Hilberträumen.
Gegenüber der allgemeinen in der Algebra betrachteten Darstellungstheorie liegen wegen der Hilbertraum-Struktur zusätzliche Strukturelemente vor. Da ist zunächst die Topologie des Hilbertraums, die auch auf dem Raum der stetigen linearen Operatoren eine Topologie erzeugt. Eine weitere wichtige Rolle spielt die Involution in der Algebra der stetigen linearen Operatoren auf einem Hilbertraum, die durch die Adjunktion gegeben ist.
Definitionen
Ist
ein Hilbertraum, so ist die Algebra
der stetigen linearen Operatoren mit der Operatornorm
eine C*-Algebra.
Ist
eine Banach-*-Algebra,
so heißt jeder *-Homomorphismus
eine Darstellung von
auf
.
Jede Darstellung ist mit dieser Definition bereits eine Kontraktion
bezüglich der Norm der Banach-*-Algebra und der Operatornorm
auf
und somit stetig.
Viele aus der algebraischen Darstellungstheorie bekannten Begriffsbildungen haben topologische Varianten, die im nächsten Abschnitt vorgestellt werden.
Weiterführende Begriffsbildungen
Eine Hilbertraum-Darstellung
heißt zyklisch, wenn es einen Vektor
gibt, so dass
dicht
liegt.
Ein Unterraum
heißt invariant (bzgl. der Darstellung
),
falls
für alle
.
Ist
abgeschlossen, also selbst ein Hilbertraum, so ist
wieder eine Hilbertraum-Darstellung, sie heißt die zu
gehörige Teildarstellung. Da wir es hier mit *-Homomorphismen zu tun
haben, ist das orthogonale
Komplement
ebenfalls invariant. Daher ist jedes
die direkte Summe der Operatoren
und
.
Dafür schreibt man kurz
,
man spricht dann auch von einer direkten Summe von Teildarstellungen.
Abgeschlossene invariante Unterräume erlauben also die Zerlegung der Darstellung
in Darstellungen auf kleineren Räumen.
Die kleinsten „Bausteine“ von Hilbertraum-Darstellungen auf
sind solche, die keine abgeschlossenen invarianten Teilräume außer
und
haben. Derartige Darstellungen nennt man topologisch irreduzibel.
Die Nulldarstellung ist der Nullhomomorphismus .
Eine Darstellung heißt nicht-ausgeartet oder nicht-degeneriert,
wenn es außer
keinen abgeschlossenen invarianten Unterraum gibt, so dass die Einschränkung
darauf die Nulldarstellung ist. Jede Darstellung ist die direkte Summe aus
zyklischen Teildarstellungen und einer Nulldarstellung. Eine nicht-degenerierte
Darstellung ist demnach eine direkte Summe zyklischer Darstellungen und
umgekehrt.
Zwei Darstellungen
und
heißen äquivalent, wenn es einen unitären
Operator
gibt, so dass
für alle
.
Zwischen äquivalenten Darstellungen besteht praktisch kein Unterschied, es sind
lediglich die Bezeichnungen für die Hilbertraumvektoren (vermöge
)
ausgetauscht.
Es gibt sehr viele Darstellungen, zu jeder Kardinalzahl
wenigstens eine, nämlich die Nulldarstellung auf einem Hilbertraum mit einer
Basis dieser Kardinalität, und all diese Darstellungen sind paarweise nicht
äquivalent. Man kann also nicht von der Menge
der Äquivalenzklassen von Darstellungen sprechen. Bei irreduziblen
Darstellungen, die in einem gewissen Sinne klein sind, ist das anders. Ist
eine C*-Algebra oder eine Gruppenalgebra, so bilden die Äquivalenzklassen
irreduzibler Darstellungen eine Menge, die man
schreibt und das Spektrum von
nennt.
Die Kerne
irreduzibler Darstellungen sind Ideale, die man
primitiv nennt. Es ist klar, dass äquivalente Darstellungen zum selben
primitiven Ideal führen, die Umkehrung gilt nicht, wohl aber für postliminale
C*-Algebren. Mit
wird der Raum der primitiven Ideale bezeichnet. Man hat dann eine surjektive Abbildung
.
Weiter sind primitive Ideale Primideale.
Daher trägt der Raum der primitiven Ideale die relative Zariski-Topologie.
Die Initialtopologie
bezüglich der Abbildung
ist dann die üblicherweise auf dem Spektrum von
betrachtete Topologie.
Sätze über Darstellungen
GNS-Konstruktion
Ein Zustand auf einer Banach-*-Algebra
mit durch 1 beschränkter Approximation
der Eins
ist ein stetiges lineares
Funktional
mit
und
für alle
.
Zu einem solchen Zustand kann wie folgt eine Darstellung konstruiert werden: Zum
Zustand
setze
.
Dann definiert die Formel
ein Skalarprodukt auf dem Quotientenraum
.
Die Vervollständigung
bzgl. dieses Skalarproduktes ist ein Hilbertraum
.
Für jedes
lässt sich die Abbildung
zu einem stetigen linearen Operator
auf
fortsetzen. Dann zeigt man, dass die so erklärte Abbildung
eine zyklische Darstellung ist mit
bzgl. der starken
Operatortopologie. Diese Konstruktion von
aus
nennt man nach Israel Gelfand,
Mark Neumark und Irving Segal die
GNS-Konstruktion (siehe auch Satz
von Gelfand-Neumark),
heißt auch die GNS-Darstellung zum Zustand
.
Einhüllende C*-Algebra, einhüllende von-Neumann-Algebra
Sei
eine Banach-*-Algebra mit durch 1 beschränkter Approximation der Eins. Die
direkte Summe aller GNS-Darstellungen
,
wobei
die Menge aller Zustände durchläuft, heißt die universelle Darstellung
von
.
ist eine nicht-degenerierte Darstellung auf dem Hilbertraum
.
Im Falle von C*-Algebren und Gruppenalgebren ist die universelle Darstellung
treu (das heißt injektiv).
Der Abschluss von
bezüglich der Normtopologie
heißt die einhüllende C*-Algebra von
.
Der Abschluss von
bezüglich der schwachen
Operatortopologie enthält den Operator
und heißt die einhüllende von-Neumann-Algebra
von
.
Die einhüllende von-Neumann-Algebra einer C*-Algebra kann mit ihrem Bidual,
versehen mit dem Arens-Produkt,
identifiziert werden.
Existenz irreduzibler Darstellungen, atomare Darstellung
Es ist a priori nicht klar, ob es im Falle von C*-Algebren oder
Gruppenalgebren
überhaupt irreduzible Darstellungen gibt. In der Tat ist es aber so, dass es zu
jedem
eine irreduzible Darstellung
gibt mit
,
wie man mittels der GNS-Konstruktion beweisen kann. Daraus folgt sofort, dass
die direkte Summe
eine treue Darstellung ist. Diese spezielle Darstellung, die also zu jeder
irreduziblen Darstellung genau eine dazu äquivalente Teildarstellung enthält,
nennt man die atomare Darstellung.
Manche Klassen von C*-Algebren werden durch ihre irreduziblen Darstellungen charakterisiert:
- Eine C*-Algebra ist genau dann kommutativ, wenn jede irreduzible Darstellung eindimensional ist.
- Eine C*-Algebra heißt CCR-Algebra (completely continuous representations), wenn das Bild jeder irreduziblen Darstellung gleich der Algebra der kompakten Operatoren ist.
- Eine C*-Algebra heißt GCR-Algebra (generalized completely continuous representations), wenn das Bild jeder irreduziblen Darstellung die Algebra der kompakten Operatoren umfasst.
Transitivitätssatz von Kadison
Eine Darstellung heißt algebraisch irreduzibel, wenn es außer
und
keine invarianten Unterräume, also auch keine nicht-abgeschlossenen, gibt.
Algebraische Irreduzibilität ist demnach die stärkere Forderung; es gilt aber
der Transitivitätssatz von Kadison, der mit Hilfe des Dichtheitssatzes
von Kaplansky bewiesen werden kann:
- Seien
eine C*-Algebra und
eine topologisch irreduzible Darstellung. Weiter seien
linear unabhängig und
. Dann gibt es ein
mit
für alle
.
Daraus ergibt sich sofort folgendes Korollar:
- Eine Darstellung einer C*-Algebra ist genau dann topologisch irreduzibel, wenn sie algebraisch irreduzibel ist.
Es ist nur zu zeigen, dass topologisch irreduzible Darstellungen auch
algebraisch irreduzibel sind, denn die Umkehrung ist klar. Ist
ein von
verschiedener invarianter Vektorraum, so gibt es ein von 0 verschiedenes
.
Ist
beliebig, so gibt es nach dem Transitivitätssatz ein
mit
.
Da
invariant ist, folgt
,
also insgesamt
.
Die einzigen invarianten Unterräume sind daher
und
,
das heißt, es liegt algebraische Irreduzibilität vor.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 05.09. 2022