Magnetisches Vektorpotential

Physikalische Größe
Name magnetisches Vektorpotential
Formelzeichen {\vec  A}
Größen- und
Einheitensystem
Einheit Dimension
SI V·s·m-1 M1 L1 T−2 I−1

Das magnetische Vektorpotential {\displaystyle {\vec {A}}({\vec {r}})}, oft auch nur als Vektorpotential bezeichnet, ist in der klassischen Elektrodynamik ein Vektorfeld dessen Rotation die magnetische Flussdichte {\displaystyle {\vec {B}}({\vec {r}})} liefert

{\displaystyle {\vec {B}}({\vec {r}})\;{\overset {\underset {\mathrm {def} }{}}{=}}\;\operatorname {rot} {\vec {A}}({\vec {r}})=\nabla \times {\vec {A}}({\vec {r}})}.

Historisch wurde es als mathematisches Hilfsmittel entwickelt, um die magnetische Flussdichte leichter zu beschreiben. Es lässt sich u.a. auch dazu verwenden, die zur Beschreibung des elektromagnetischen Felds verwendeten Maxwell-Gleichungen zu entkoppeln und dadurch leichter lösbar zu machen.

Obwohl es zunächst nur als mathematisches Hilfsmittel eingeführt wurde, kommt ihm in der Quantenmechanik physikalische Realität zu, wie das Aharonov-Bohm-Experiment zeigt.

Das magnetische Vektorpotential hat die Einheit {\displaystyle [A]=\mathrm {\frac {V\,s}{m}} }.

Definition

Das Vektorpotential {\displaystyle {\vec {A}}({\vec {r}})} wird so definiert, dass

{\displaystyle {\vec {B}}({\vec {r}})\;{\overset {\underset {\mathrm {def} }{}}{=}}\;\nabla \times {\vec {A}}({\vec {r}})}

gilt. Hierbei ist {\displaystyle \nabla \times {\vec {A}}({\vec {r}})} die Rotation des Vektorpotentials. Durch diesen Ansatz ist die Divergenz von {\vec  B} Null, da {\displaystyle \operatorname {div} {\vec {B}}=\operatorname {div} \operatorname {rot} {\vec {A}}=\nabla \cdot (\nabla \times {\vec {A}})=0} für alle zweifach stetig differenzierbaren Vektorfelder. Dies wird durch die Maxwellgleichungen gefordert.

In der Elektrodynamik gilt die obige Formel unverändert, wohingegen für das elektrische Feld {\displaystyle {\vec {E}}({\vec {r}},t)}

{\displaystyle {\vec {E}}({\vec {r}},t)=-\nabla \Phi ({\vec {r}},t)-\partial _{t}{\vec {A}}({\vec {r}},t)}

gilt. Hierbei ist \Phi das skalare elektrische Potential.

Diese beiden Ansätze, zusammen mit der Lorenz-Eichung, werden benutzt, um die Maxwellgleichungen zu entkoppeln. In der Magnetostatik wird für gewöhnlich die Coulomb-Eichung benutzt, die den statischen Grenzfall der Lorenz-Eichung darstellt.

Skalares Potential und Vektorpotential werden in der Relativitätstheorie und der Quantenelektrodynamik zum Viererpotential

{\displaystyle A^{\mu }=\left(\Phi /c,{\vec {A}}\right)}

zusammengefasst.

Eigenschaften

{\displaystyle {\begin{aligned}{\vec {A}}({\vec {r}},t)'&={\vec {A}}({\vec {r}},t)+\nabla \chi ({\vec {r}},t)\\\Rightarrow \;\;{\vec {B}}({\vec {r}},t)'&=\nabla \times {\vec {A}}({\vec {r}},t)'=\nabla \times {\vec {A}}({\vec {r}},t)+\nabla \times \nabla \chi =\nabla \times {\vec {A}}({\vec {r}},t)={\vec {B}}({\vec {r}},t)\,.\end{aligned}}}
Verschieden geeichte Vektorpotentiale führen also auf dasselbe magnetische Feld. Dies wird als Eichinvarianz bezeichnet.
{\displaystyle {\vec {B}}({\vec {r}})=\nabla \times {\vec {A}}({\vec {r}})=\nabla \times \nabla \alpha \equiv 0\,\,.}
{\displaystyle \nabla \cdot {\vec {A}}({\vec {r}})=0}.
{\displaystyle \nabla \cdot {\vec {A}}({\vec {r}},t)+{\frac {1}{\ c^{2}}}\partial _{t}\Phi ({\vec {r}},t)=0\,.} Dabei ist {\displaystyle \Phi ({\vec {r}},t)} das skalare Potential (s.u.) und c die Lichtgeschwindigkeit.
{\displaystyle \nabla ^{2}{\vec {A}}({\vec {r}})=-{\frac {1}{\varepsilon _{0}c^{2}}}{\vec {j}}\equiv -\mu _{0}{\vec {j}}}.
Daraus erhält man folgende einfache Darstellung des Vektorpotentials über eine Faltung (siehe Greensche Funktion):
{\displaystyle {\vec {A}}({\vec {r}})={\frac {\mu _{0}}{4\pi }}\int {\frac {{\vec {j}}({\vec {r}}')}{\left|{\vec {r}}-{\vec {r}}'\right|}}\mathrm {d} ^{3}r'\,,}
 
wobei zu beachten ist, dass diese Beziehung nur gilt, wenn die Stromdichte im Unendlichen verschwindet.
{\displaystyle \Box {\vec {A}}({\vec {r}})={\frac {1}{c^{2}}}\partial _{t}^{2}{\vec {A}}({\vec {r}})-\nabla ^{2}{\vec {A}}({\vec {r}})=\mu _{0}{\vec {j}}},
wobei \Box der D’Alembert-Operator ist.
Die inhomogenen Lösungen dieser Gleichung sind das retardierte bzw. avancierte Vektorpotential
{\displaystyle {\vec {A}}({\vec {r}},t)={\frac {\mu _{0}}{4\pi }}\int {\frac {{\vec {j}}({\vec {r}}',t')}{\left|{\vec {r}}-{\vec {r}}'\right|}}\mathrm {d} ^{3}r'}, mit {\displaystyle t'=t\mp {\frac {|{\vec {r}}-{\vec {r}}'|}{c}}}.

Elektrisches Vektorpotential

Bei der Berechnung von Feldern in ladungs- und leitungsstromfreien Gebieten, z.B. in Hohlleitern begegnet man dem elektrischen Vektorpotential {\vec  F}, es hat die Einheit einer Linienladungsdichte {\displaystyle {\frac {C}{m}}}.

Aufgrund der Quellenfreiheit der betrachteten Felder gilt

{\displaystyle \operatorname {div} {\vec {D}}=0}       bzw.
{\displaystyle \operatorname {div} {\vec {E}}=0}       sowie
{\displaystyle \operatorname {div} \operatorname {rot} {\vec {F}}=0}.

Um einen funktionalen Zusammenhang zwischen {\displaystyle {\vec {D}}(r)} und {\displaystyle {\vec {F}}(r)} zu erhalten, subtrahiert man die Gleichungen {\displaystyle \operatorname {div} {\vec {D}}=0} und {\displaystyle \operatorname {div} \operatorname {rot} {\vec {F}}=0} voneinander und erhält:

{\displaystyle \operatorname {div} ({\vec {D}}-\operatorname {rot} {\vec {F}})=0}

Das Wirbelfeld {\vec  F} nennt man elektrisches Vektorpotential. Es beschreibt nur zeitlich veränderliche elektrische Felder.

Beziehungen zwischen Vektor- und Skalarpotential

Gemäß dem helmholtzschen Theorem kann (fast) jedes Vektorfeld {\displaystyle {\vec {K}}({\vec {r}})} als Superposition zweier Komponenten {\vec {F}}({\vec {r}}) und {\vec {G}}({\vec {r}}) aufgefasst werden, deren erste der Gradient eines Skalarpotentials \Phi ({\vec {r}}) ist, die zweite dagegen die Rotation eines Vektorpotentials {\vec {\Gamma }}({\vec {r}}):

{\displaystyle {\vec {K}}({\vec {r}})={\vec {F}}({\vec {r}})+{\vec {G}}({\vec {r}})=\operatorname {grad} \,\Phi ({\vec {r}})+\operatorname {rot} \,{\vec {\Gamma }}({\vec {r}})=\nabla \Phi ({\vec {r}})+\nabla \times {\vec {\Gamma }}({\vec {r}})}

Ist {\vec {F}}({\vec {r}})\, ein konservatives Kraftfeld, in dem die Kraft {\vec {F}}\, dem Prinzip des kleinsten Zwanges folgend stets der Richtung des maximalen Anstiegs des Potentials \Phi \ entgegengerichtet ist, gilt alternativ die Schreibweise

{\displaystyle {\vec {K}}({\vec {r}})={\vec {F}}({\vec {r}})+{\vec {G}}({\vec {r}})=-\operatorname {grad} \,\Phi ({\vec {r}})+\operatorname {rot} \,{\vec {\Gamma }}({\vec {r}})=-\nabla \Phi ({\vec {r}})+\nabla \times {\vec {\Gamma }}({\vec {r}}).}

Literatur

Trenner
Basierend auf einem Artikel in: Wikipedia.de
Seitenende
Seite zurück
© biancahoegel.de
Datum der letzten Änderung: Jena, den: 01.09. 2022