Kegel (Topologie)

In dem mathematischen Teilgebiet der Topologie ist ein Kegel über einem Raum eine bestimmte aus diesem konstruierte Punktmenge, die in natürlicher Weise selbst wieder einen topologischen Raum bildet. Im euklidischen Fall ist dieser tatsächlich homöomorph zu einem geometrischen Kegel, im Allgemeinen ist die topologische Definition jedoch umfassender. Hauptsächlich werden Kegel über topologischen Räumen in der algebraischen Topologie betrachtet.

Definition

Kegel über einem Kreis. Der ursprüngliche Raum ist blau, der zusammengeschlagene Endpunkt grün gefärbt.

Sei X ein topologischer Raum. Der Kegel über X ist definiert als die Menge

{\displaystyle CX:=(X\times [0;1])/(X\times \{1\})}

versehen mit der Quotiententopologie bezüglich der kanonischen Projektion.

Die Bezeichnung C stammt dabei vom lateinischen Wort conus für Kegel.

Ausführlich bedeutet das:

Es seien X ein topologischer Raum und [0;1]\subset \mathbb{R} das reelle Einheitsintervall mit der Teilraumtopologie. Sei weiter auf dem Produkt X\times [0;1] dieser beiden Räume durch

{\displaystyle x\sim y:\Leftrightarrow x=y\lor x,y\in (X\times \{1\})}

eine Äquivalenzrelation erklärt. Setze nun

{\displaystyle CX=(X\times [0;1])/(X\times \{1\}):=(X\times [0;1])/\sim }

als den Faktorraum und betrachte die kanonische Projektion

p\colon X\times [0;1]\to CX;x\mapsto [x]_{\sim }.

Eine Teilmenge U\subseteq CX soll nun genau dann offen heißen, wenn ihr Urbild p^{{-1}}(U) offen in X\times [0;1] ist. Das System dieser offenen Mengen bildet tatsächlich eine Topologie auf CX, der so entstehende Raum ist der Kegel über X.

Anschaulich gesprochen wird die Deckfläche des Zylinders X\times [0;1] zu einem einzigen Punkt zusammengeschlagen.

Eigenschaften

Beispiele

Reduzierter Kegel

Sei nun (X;x_{0}) ein punktierter Raum, so ist der reduzierte Kegel über X definiert als

C_{*}X=X\times [0,1]/(X\times \left\{0\right\})\cup (\left\{x_{0}\right\}\times [0,1])

mit der Quotiententopologie.

Mit [(x_{0};0)]_{\sim } als Basispunkt wird C_{*}X selbst wieder zu einem punktierten Raum und die oben erwähnte Inklusion x\mapsto [(x;1)]_{\sim } zu einer basispunkterhaltenden Einbettung.

Der reduzierte Kegel ist gleich dem reduzierten Abbildungskegel der Identität.

Kegelfunktor

In der Kategorientheorie induziert die Zuordnung X\mapsto CX einen Endofunktor {\displaystyle C:\mathbf {Top} \to \mathbf {Top} } auf der Kategorie \mathbf{Top} der topologischen Räume.

Dieser ordnet außerdem jeder stetigen Abbildung f\in \operatorname {Mor}(X;Y) diejenige Abbildung C(f)\in \operatorname {Mor}(CX;CY) zu, die durch [(x;t)]_{{\sim _{{CX}}}}\mapsto [(f(x);t)]_{{\sim _{{CY}}}} erklärt wird.

Das Gleiche gilt für X\mapsto C_{*}X in der Kategorie {\displaystyle \mathbf {Top*} } der punktierten topologischen Räume.

Hinweis: Die hier verwendete Notation sollte nicht mit dem Abbildungskegel Cf für stetiges f oder dem Funktionenraum {\mathcal  C}(X) aller stetigen Abbildungen auf einem topologischen Raum X verwechselt werden.

Siehe auch

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Basierend auf einem Artikel in: Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 28.09. 2021