Kegel (Topologie)
In dem mathematischen Teilgebiet der Topologie ist ein Kegel über einem Raum eine bestimmte aus diesem konstruierte Punktmenge, die in natürlicher Weise selbst wieder einen topologischen Raum bildet. Im euklidischen Fall ist dieser tatsächlich homöomorph zu einem geometrischen Kegel, im Allgemeinen ist die topologische Definition jedoch umfassender. Hauptsächlich werden Kegel über topologischen Räumen in der algebraischen Topologie betrachtet.
Definition
![](bilder/250px-Cone.svg.png)
Sei
ein topologischer Raum. Der Kegel über
ist definiert als die Menge
versehen mit der Quotiententopologie bezüglich der kanonischen Projektion.
Die Bezeichnung
stammt dabei vom lateinischen Wort conus für Kegel.
Ausführlich bedeutet das:
Es seien
ein topologischer Raum und
das reelle
Einheitsintervall
mit der Teilraumtopologie.
Sei weiter auf dem Produkt
dieser beiden Räume durch
eine Äquivalenzrelation erklärt. Setze nun
als den Faktorraum und betrachte die kanonische Projektion
.
Eine Teilmenge
soll nun genau dann offen
heißen, wenn ihr Urbild
offen in
ist. Das System dieser offenen Mengen bildet tatsächlich eine Topologie
auf
,
der so entstehende Raum ist der Kegel über
.
Anschaulich gesprochen wird die Deckfläche des Zylinders
zu einem einzigen Punkt zusammengeschlagen.
Eigenschaften
- Jeder topologische Raum lässt sich als Teilraum
seines Kegels auffassen, indem man
mit
identifiziert.
- Der Kegel eines nicht-leeren Raumes ist stets zusammenziehbar,
vermöge der Homotopie
.
- Zusammen mit der ersten Eigenschaft ergibt sich eine kanonische Einbettung eines beliebigen (nicht-leeren) in einen zusammenziehbaren Raum, was die Bedeutung des Kegels in der algebraischen Topologie begründet.
- Der Kegel über einem topologischen Raum ist zu dem Abbildungskegel der Identität dieses Raumes homöomorph.
- Jeder Kegel ist wegzusammenhängend, also insbesondere auch zusammenhängend.
- Lässt sich
in einen Euklidischen Raum einbetten, so ist
zu einem geometrischen Kegel homöomorph.
- Ist
allgemeiner kompakt und Hausdorffsch, so entspricht sein Kegel der Vereinigung aller Strecken von Punkten
zu einer gemeinsamen Spitze.
- Ist
ein CW-Komplex, so auch
.
Beispiele
- Der Kegel über einem
-Simplex ist ein
-Simplex.
- Der Kegel über einem Polygon
entspricht der Pyramide mit Grundfläche
- Der topologische Kegel über einem ausgefüllten Kreis ist der klassische Kreiskegel. (siehe Abbildung)
- Der topologische Kegel über einer Kreislinie ist die Mantelfläche eines
Kreiskegels; diese wiederum ist topologisch
äquivalent zum Vollkreis, indem man anschaulich gesprochen die Spitze
eindrückt.
- Allgemein gilt die Homöomorphie
.
- Allgemein gilt die Homöomorphie
Reduzierter Kegel
Sei nun
ein punktierter
Raum, so ist der reduzierte Kegel über
definiert als
mit der Quotiententopologie.
Mit
als Basispunkt wird
selbst wieder zu einem punktierten Raum und die oben erwähnte Inklusion
zu einer basispunkterhaltenden Einbettung.
Der reduzierte Kegel ist gleich dem reduzierten Abbildungskegel der Identität.
Kegelfunktor
In der Kategorientheorie
induziert die Zuordnung
einen Endofunktor
auf der Kategorie
der topologischen Räume.
Dieser ordnet außerdem jeder stetigen
Abbildung
diejenige Abbildung
zu, die durch
erklärt wird.
Das Gleiche gilt für
in der Kategorie
der punktierten topologischen Räume.
Hinweis: Die hier verwendete Notation sollte nicht mit dem
Abbildungskegel
für stetiges
oder dem Funktionenraum
aller stetigen Abbildungen auf einem topologischen Raum
verwechselt werden.
Siehe auch
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 28.09. 2021