Summennorm
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Die Summennorm, Betragssummennorm oder 1-Norm ist in der
Mathematik eine Vektornorm. Sie ist
definiert als die Summe der Beträge
der Vektorkomponenten und ist eine spezielle p-Norm
für die Wahl von .
Die Einheitssphäre
der reellen Summennorm ist ein Kreuzpolytop
mit minimalem Volumen über alle p-Normen. Daher ergibt die Summennorm für
einen gegebenen Vektor den größten Wert aller p-Normen. Die von der
Summennorm abgeleitete Metrik ist die Manhattan-Metrik.
Definition
Ist
ein n-dimensionaler Vektor
mit reellen oder komplexen Einträgen
für
,
dann ist die Summennorm
des Vektors definiert als
.
Die Summennorm entspricht damit der Summe der Beträge der Komponenten
des Vektors und wird daher auch etwas genauer Betragssummennorm genannt.
Sie ist eine spezielle p-Norm
für die Wahl von
und heißt deswegen auch 1-Norm.
Beispiele
Reeller Vektor
Die Summennorm des reellen Vektors
ist gegeben als
.
Komplexer Vektor
Die Summennorm des komplexen Vektors
ist gegeben als
.
Eigenschaften
Normeigenschaften
Die Summennorm erfüllt wie alle p-Normen die drei Normaxiome, die hier besonders leicht zu zeigen sind. Die Definitheit folgt aus der Eindeutigkeit der Nullstelle der Betragsfunktion durch
,
die absolute Homogenität folgt aus der Homogenität der Betragsnorm über
und die Subadditivität folgt direkt aus der Dreiecksungleichung für reelle oder komplexe Zahlen
.
Einheitssphäre
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Die Einheitssphäre der reellen Summennorm, also die Menge
hat in zwei Dimensionen die Form eines Quadrats, in drei
Dimensionen die Form eines Oktaeders
und in allgemeinen Dimensionen die Form eines Kreuzpolytops.
Das Volumen
der Einheitskugel der Summennorm ist dabei minimal über alle p-Normen; es
beträgt .
Vergleich mit den anderen p-Normen
Die Summennorm ist von allen p-Normen die größte, das heißt für einen
gegebenen Vektor
und
gilt
,
wobei Gleichheit genau dann gilt, wenn der Vektor der Nullvektor oder ein Vielfaches eines Einheitsvektors ist. Umgekehrt kann die Summennorm aufgrund der Äquivalenz von Normen in endlichdimensionalen Vektorräumen nach oben gegen jede p-Norm durch
abgeschätzt werden, wobei Gleichheit für einen konstanten Vektor gilt. Die
Äquivalenzkonstante bezüglich der Maximumsnorm
ist dabei gleich
,
was maximal zwischen allen p-Normen ist.
Anwendungen
Abgeleitete Begriffe
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Die Summennorm ist im Gegensatz zur euklidischen Norm (2-Norm) nicht von einem Skalarprodukt induziert. Die von der Summennorm abgeleitete Metrik ist die Manhattan-Metrik oder Taxi-Metrik
.
Im reellen zweidimensionalen Raum misst sie den Abstand zweier Punkte wie die Fahrtstrecke auf einem gitterförmigen Stadtplan, auf dem man sich nur in senkrechten und waagerechten Abschnitten bewegen kann. Die von der Summennorm induzierte Matrixnorm ist die Spaltensummennorm.
Betrag von Multiindizes
Die Summennorm wird häufig als Betrag eines Multiindex
mit nichtnegativen Einträgen verwendet. Beispielsweise kann eine partielle Ableitung
einer Funktion
mehrerer Veränderlicher
als
geschrieben werden, wobei dann
die Ordnung der Ableitung ist.
Verallgemeinerungen
Die Summennorm kann auch auf unendlichdimensionale Vektorräume über den reellen oder komplexen Zahlen verallgemeinert werden und hat dann eigene Namen.
ℓ1-Norm
Die ℓ1-Norm
ist die Verallgemeinerung der Summennorm auf den Folgenraum
der betragsweise summierbaren Folgen
.
Hierbei wird lediglich die endliche Summe durch eine unendliche ersetzt und die
ℓ1-Norm ist dann gegeben als
.
L1-Norm
Weiter kann die Summennorm auf den Funktionenraum
der auf einer Menge
betragsweise integrierbaren Funktionen
verallgemeinert werden, was in zwei Schritten geschieht. Zunächst wird die
-Norm
einer betragsweise Lebesgue-integrierbaren
Funktion
als
,
definiert, wobei im Vergleich zur ℓ1-Norm lediglich die
Summe durch ein Integral ersetzt wurde. Dies ist zunächst nur eine Halbnorm, da nicht nur die Nullfunktion, sondern auch
alle Funktionen, die sich nur an einer Menge mit Lebesgue-Maß Null von der
Nullfunktion unterscheiden, zu Null integriert werden. Daher betrachtet man die
Menge der Äquivalenzklassen
von Funktionen ,
die fast überall gleich sind, und erhält auf diesem L1-Raum
die L1-Norm
durch
.
Literatur
- Hans Wilhelm Alt: Lineare Funktionalanalysis: Eine anwendungsorientierte Einführung. 5. Auflage. Springer-Verlag, 2008, ISBN 3-540-34186-2.
- Rolf Walter: Einführung in die Analysis 2. de Gruyter, 2007, ISBN 978-3-11-019540-8.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 30.09. 2022