Abzählbare Menge
In der Mengenlehre
wird eine Menge
als abzählbar unendlich bezeichnet, wenn sie die gleiche Mächtigkeit
hat wie die Menge der natürlichen
Zahlen
.
Dies bedeutet, dass es eine Bijektion
zwischen
und der Menge der natürlichen Zahlen gibt, die Elemente der Menge
also „durchnummeriert“ werden können.
Zu den höchstens abzählbaren Mengen zählen neben den abzählbar unendlichen Mengen auch die endlichen Mengen. Die Verwendung des Begriffes abzählbar ist nicht einheitlich. Er kann je nach Definition sowohl abzählbar unendlich als auch höchstens abzählbar bedeuten.
Eine nichtleere Menge, die weder endlich noch abzählbar unendlich ist, wird als überabzählbar bezeichnet.
Die Mächtigkeit einer abzählbar unendlichen Menge wird – als Kardinalzahl
– mit
(gesprochen: alef null) bezeichnet, etwa gilt
.
Zu dieser Bezeichnung siehe auch Aleph-Funktion.
Beispiele abzählbar unendlicher Mengen
Natürliche Zahlen
Die Menge der natürlichen
Zahlen
ist per Definition abzählbar unendlich, da sie dieselbe Mächtigkeit wie
sie selbst besitzt.
Primzahlen
Die Menge der Primzahlen
ist ebenfalls abzählbar unendlich, da sie eine Teilmenge der natürlichen
Zahlen und nach dem Satz
von Euklid auch unendlich ist.
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | … | |
2 | 3 | 5 | 7 | 11 | 13 | 17 | 19 | … |
Ganze Zahlen
Die Menge der ganzen
Zahlen
ist abzählbar unendlich, eine Abzählung ist beispielsweise gegeben durch
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | … | |
0 | 1 | −1 | 2 | −2 | 3 | −3 | 4 | … |
Die Beispiele Primzahlen und ganze Zahlen zeigen, dass sowohl echte Teilmengen als auch Obermengen dieselbe Mächtigkeit besitzen können wie die Grundmenge, im Gegensatz zu den Verhältnissen bei endlichen Mengen.
Paare natürlicher Zahlen
Auch die Menge aller Paare
von zwei natürlichen Zahlen ist abzählbar unendlich.
Die Unendlichkeit ist wiederum offensichtlich. Schwieriger ist die Frage der
Abzählbarkeit. Dafür nutzt man die Cantorsche
Paarungsfunktion die jedem Zahlenpaar
bijektiv eine natürliche Zahl
zuordnet. Damit kann man alle Zahlenpaare eindeutig nummerieren und somit
abzählen.
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | … | |
1,1 | 1,2 | 2,1 | 1,3 | 2,2 | 3,1 | 1,4 | 2,3 | 3,2 | 4,1 | … |
n-Tupel natürlicher Zahlen
Die Menge aller -Tupel
natürlicher Zahlen
ist ebenfalls abzählbar unendlich. Das zeigt man wiederum durch
-malige
Anwendung der Cantorschen
Paarungsfunktion.
Rationale Zahlen
Georg Cantor zeigte mit dem so genannten ersten
Diagonalargument, dass die Menge der rationalen Zahlen
abzählbar ist, ebenso jede Menge der Gestalt
(Tupel ganzer
Zahlen).
Die Abbildung ,
ist surjektiv,
also ist die Mächtigkeit von
höchstens so groß wie die von
.
Da es einerseits unendlich viele Brüche gibt und andererseits die Menge
abzählbar unendlich ist, ist auch
abzählbar unendlich.
Algebraische Zahlen
Eine algebraische
Zahl ist Nullstelle
eines Polynoms
mit ganzzahligen Koeffizienten.
Die Höhe von
sei definiert als
.
Zu jeder vorgegebenen Höhe
gibt es nur endlich viele Polynome, welche wiederum nur endlich viele
Nullstellen besitzen; für jedes dieser k hat mit
das Polynom
die Nullstelle
. Wird
als die Menge aller dieser Nullstellen gesetzt, dann ist die Menge
der algebraischen Zahlen die Vereinigung
.
Als abzählbare Vereinigung endlicher Mengen ist
daher abzählbar. Da
andererseits
enthält, ist
abzählbar unendlich.
Wörter über einem Alphabet
Durch die Anwendung der sogenannten Standardnummerierung
über das Alphabet
kann man auch die Wörter einer Sprache
im Sinne der Mathematik abzählen.
Berechenbare Zahlenfunktionen
Die Menge aller berechenbaren Zahlenfunktionen ist abzählbar unendlich. Man kann eine Standardnummerierung aller denkbaren Bandprogramme angeben. Da die Menge der Bandprogramme größer als die Menge der berechenbaren Funktionen ist (es könnte ja zwei unterschiedliche Programme geben, die dieselbe Funktion berechnen), sind damit die Zahlenfunktionen abzählbar unendlich.
Beispiel einer überabzählbaren unendlichen Menge
Die Menge der reellen Zahlen ist dagegen überabzählbar. Das bedeutet, dass es keine bijektive Abbildung gibt, die jede reelle Zahl auf je eine natürliche Zahl abbildet, siehe Cantors zweites Diagonalargument.
Eigenschaften
- Jede Teilmenge einer (höchstens) abzählbaren Menge ist (höchstens) abzählbar.
- Die Vereinigung zweier (höchstens) abzählbarer Mengen ist (höchstens) abzählbar.
- Allgemeiner ist jede Vereinigung einer abzählbaren Anzahl von (höchstens) abzählbaren Mengen wieder (höchstens) abzählbar.
- Das kartesische Produkt zweier (höchstens) abzählbaren Mengen ist (höchstens) abzählbar.
- Gibt es eine Surjektion
von der Menge
der natürlichen Zahlen auf die Menge
, so ist
höchstens abzählbar.
- Jede aufzählbare Menge ist höchstens abzählbar.
Siehe auch
- In der Topologie erfüllen „kleine“ topologische Räume ein Abzählbarkeitsaxiom.
- Kardinalzahl (Mathematik)
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 04.06. 2021