Äquivariante Abbildung
Unter einer äquivarianten Abbildung versteht man in der Mathematik eine Abbildung, die mit der Wirkung einer Gruppe kommutiert.
Definition
Es seien
eine Gruppe und
Mengen, auf denen eine Linksoperation
von
definiert ist. Eine Funktion
heißt
-äquivariant,
-Abbildung
oder auch kurz äquivariant, wenn gilt:
für alle
.
Das bedeutet, dass für jedes
das Diagramm
Eine äquivalente Definition lautet: Die Gruppe
operiere auf der Menge der Abbildungen
via
.
Dann ist eine Abbildung
genau dann
-äquivariant,
wenn sie unter dieser Operation fest bleibt.
ρ-Äquivarianz
Häufig wird in der Mathematik auch der Begriff -Äquivarianz
für eine Darstellung
oder allgemeiner für eine Wirkung
verwendet. In diesem Kontext heißt eine Abbildung
einer G-Menge
nach
-äquivariant
genau dann, wenn
für alle
gilt.
Darstellungstheorie und Schurs Lemma
Seien
und
Vektorräume über einem Körper
und sei die Wirkung von
auf
und
linear, d.h. es gebe Darstellungen
mit
für alle .
Äquivariante Abbildungen sind dann also Abbildungen
mit
fūr alle
und
.
Äquivariante Abbildungen werden im Kontext der Darstellungstheorie auch
Vertauschungsoperatoren (englisch intertwining operator)
genannt.
Äquivariante Abbildungen zwischen irreduziblen Darstellungen beschreibt das Lemma von Schur:
- Wenn
und
zwei irreduzible Darstellungen sind, dann ist jede G-äquivariante Abbildung
entweder 0 oder ein Isomorphismus.
- Falls
ein endlichdimensionaler Vektorraum über einem algebraisch abgeschlossenen Körper
, z.B. den komplexen Zahlen
, ist und
und
wieder irreduzible Darstellungen sind, dann ist jede G-äquivariante Abbildung
die Multiplikation mit einem Skalar: es gibt
, so dass für alle
gilt:
-
.
Analog gilt für Hilbertraum-Darstellungen topologischer Gruppen, wie sie in der harmonischen Analyse betrachtet werden, das heißt stetige Homomorphismen einer topologischen Gruppe in die unitäre Gruppe auf einem möglicherweise unendlichdimensionalen Hilbertraum versehen mit der schwachen Operatortopologie, dass jeder stetige lineare (eine Verallgemeinerung auf abgeschlossene dicht definierte ist möglich) Vertauschungsoperator (äquivariante Abbildung) zwischen zwei irreduziblen Darstellungen Vielfaches einer Isometrie ist. Die (stetigen) Vertauschungsoperatoren zwischen einer unitären Darstellung und sich selbst bilden eine Von-Neumann-Algebra.
Gruppenalgebren
Darstellungen
einer Gruppe
auf einem
-Vektorraum
kann man linear fortsetzen zu einer Darstellung
der Gruppenalgebra
,
damit wird
zu einem
-Modul.
Wenn nun
zwei Darstellungen sind, die wir in diesem Sinne als
-Moduln
auffassen, dann ist eine Abbildung
-äquivariant
genau dann wenn sie
-linear
ist.
Selbiges gilt für Darstellungen beliebiger Algebren (siehe auch hier).
Die -äquivarianten
Abbildungen zwischen zwei Darstellungen bilden einen Vektorraum.
Für eine feste Gruppe
und einen festen Körper
bilden die
-Darstellungen
von
und die
-äquivarianten
Abbildungen die Objekte und Morphismen einer angereicherten
Kategorie über der Kategorie der
-Vektorräume
versehen mit dem üblichen Tensorprodukt.
Dabei ist
gegeben durch
und
ist gegeben durch
.
Topologie
Ein G-Raum
ist ein topologischer
Raum X mit einer stetigen Wirkung
der Gruppe G. Eine G-Abbildung ist eine äquivariante stetige Abbildung
zwischen zwei G-Räumen.
Beispiel:
wirke auf
durch Drehungen um den Nullpunkt. Die
durch
gegebene Spiegelung
ist
-äquivariant.
Zwei G-Abbildungen
heißen G-homotop, wenn es eine G-Abbildung
mit
für alle
gibt. (Hierbei wirkt G auf
durch
.)
Die Menge der G-Homotopieklassen von G-Abbildungen
wird mit
bezeichnet.
Die äquivarianten Homotopiegruppen eines G-Raumes X sind definiert durch
.
Man hat einen Isomorphismus ,
wobei
die Menge der Fixpunkte der G-Wirkung ist.
Die äquivarianten Homologiegruppen eines G-Raumes X sind definiert durch
,
wobei EG ein schwach
kontrahierbarer topologischer Raum mit einer freien
G-Wirkung ist. Wenn die G-Wirkung auf X ebenfalls frei ist, dann ist .
Die äquivariante K-Theorie
eines kompakten G-Raumes X ist definiert als der Quotient der freien abelschen
Gruppe auf den Isomorphieklassen von komplexen G-Vektorbündeln
über X nach der von Elementen der Form
erzeugten Untergruppe.
Zum Beispiel ist
der komplexe Darstellungsring
der Gruppe
.
Verallgemeinerungen
Allgemeiner betrachtet man Gruppenoperationen auf Objekten beliebiger Kategorien,
dies sind dann Homomorphismen von einer Gruppe in die Automorphismengruppe
eines Objekts. Entsprechend betrachtet man auch Halbgruppenoperationen
(dies schließt etwa Algebrendarstellungen
mit ein) als Homomorphismen in die Endomorphismenhalbgruppe
eines Objekts. Von einer -äquivarianten
Abbildung wird dann gefordert, ein Morphismus
zwischen den beiden Objekten, auf denen die Gruppe wirkt, zu sein. Da es sich
dabei nicht mehr notwendigerweise um Abbildungen handelt, spricht man im
allgemeinen Fall auch von (
-)äquivarianten
Morphismen.
Auf der anderen Seite kann eine Gruppe
als spezieller Monoid und mithin als spezielle Kategorie
mit einem einzigen Objekt
betrachtet werden. Ein Funktor
ist dann die Entsprechung einer
-Linksoperation
auf
und natürliche
Transformationen zwischen solchen Funktoren entsprechen äquivarianten
Abbildungen.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 15.09. 2023