Komplexwertige Funktion
Eine komplexwertige Funktion ist in der Mathematik eine Funktion, deren Funktionswerte komplexe Zahlen sind. Eng damit verwandt ist der Begriff der komplexen Funktion, der in der Literatur aber nicht eindeutig verwendet wird. Komplexwertige Funktionen werden in der Analysis und in der Funktionentheorie untersucht und haben vielfältige Anwendungen wie zum Beispiel in der Physik und der Elektrotechnik, wo sie beispielsweise zur Beschreibung von Schwingungen dienen.
Definition
Komplexwertige Funktion
Eine komplexwertige Funktion ist eine Funktion
,
bei der die Zielmenge
die Menge der komplexen
Zahlen ist. An die Definitionsmenge
sind keine Anforderungen gestellt.
Komplexe Funktion
Wie auch bei reellwertigen und reellen Funktionen ist die Verwendung des Begriffes einer komplexen Funktion in der Literatur nicht eindeutig. Teilweise wird er synonym mit einer komplexwertigen Funktion verwendet, teilweise wird er auch nur für komplexwertige Funktionen einer komplexen Variablen verwendet, also Funktionen
,
bei denen
ist.
Spezialfälle
Manchmal wird der komplexwertigen Funktion ein Zusatz angehängt, um zu
präzisieren, welche Struktur die Definitionsmenge hat. So heißt beispielsweise
eine Funktion
- komplexwertige Funktion einer reellen Variablen, wenn
ist,
- komplexwertige Funktion mehrerer reeller Variablen, wenn
mit
ist,
- komplexwertige Funktion einer komplexen Variablen, wenn
ist,
- komplexwertige Funktion mehrerer komplexer Variablen, wenn
mit
ist.
Wenn
Teilmenge eines komplexen Vektorraums
ist, dann wird eine Funktion
auch (komplexwertiges) Funktional
genannt.
Beispiele
- Die Funktion
definiert durch
-
- ist eine komplexwertige Funktion einer reellen Variable. Sie ist genau die Eulersche Formel.
- Mit
ist die Exponentialfunktion
-
- eine komplexwertige Funktion einer komplexen Variable.
- Die Funktion
definiert durch
-
- ist eine komplexwertige Funktion von zwei reellen Variablen.
- Aufgrund der Einbettung der reellen Zahlen in die komplexen Zahlen lassen sich alle reellwertigen Funktionen auch als komplexwertige Funktionen auffassen.
Eigenschaften
Algebraische Eigenschaften
Die Menge aller komplexwertigen Funktionen über einer gegebenen Menge
bildet einen komplexen Vektorraum,
der mit
,
oder
bezeichnet wird. Die Summe
zweier komplexwertiger Funktionen
und
ist dabei definiert durch
für alle
und das Produkt
einer komplexwertigen Funktion
mit einer komplexen Zahl
durch
für alle .
Diese Vektorräume werden als komplexe Funktionenräume
bezeichnet. Sie spielen eine wichtige Rolle in der linearen Algebra und
der Analysis. Mit der Addition und
der punktweisen
Multiplikation definiert durch
für alle
bilden die komplexwertigen Funktionen über der Menge
einen kommutativen
Ring. Mit allen drei Verknüpfungen bilden die komplexwertigen Funktionen
eine komplexe
Algebra.
Analytische Eigenschaften
Eine komplexwertige Funktion
heißt beschränkt,
falls eine Schranke
existiert, sodass
für alle
ist. Die Menge der beschränkten komplexwertigen Funktionen
bildet mit der Supremumsnorm
einen normierten
Raum. Da die komplexen Zahlen vollständig
sind, handelt es sich hierbei sogar um einen Banachraum.
Eine Folge
komplexwertiger Funktionen
mit
für
heißt gleichmäßig
beschränkt, wenn jedes Folgenglied eine beschränkte Funktion ist und die
Folge
eine beschränkte
Folge komplexer Zahlen ist. Eine Folge komplexwertiger Funktionen heißt punktweise
beschränkt, wenn für alle
die komplexe Zahlenfolge
beschränkt ist. Eine gleichmäßig beschränkte Folge komplexwertiger Funktionen
ist stets auch punktweise beschränkt, die Umkehrung muss jedoch nicht gelten.
Eine Folge komplexwertiger Funktionen heißt gleichmäßig
konvergent gegen eine komplexwertige Funktion ,
wenn
gilt. Entsprechend heißt eine Folge komplexwertiger Funktionen punktweise
konvergent gegen eine komplexwertige Funktion ,
wenn für alle
gilt. Auch hier folgt aus der gleichmäßigen Konvergenz die punktweise Konvergenz, jedoch nicht die Umkehrung. Weitergehende analytische Eigenschaften, wie Stetigkeit, Differenzierbarkeit oder Integrierbarkeit, erfordern auf der Definitionsmenge zumindest eine topologische, metrische oder maßtheoretische Struktur.
Verallgemeinerungen
Eine Verallgemeinerung bilden die komplex-vektorwertigen
Funktionen, diese bilden in den
ab. Noch allgemeiner sind vektorwertige
Funktionen, deren Bildraum ein beliebiger Vektorraum ist.
Literatur
- Konrad Königsberger: Analysis 1. 6., durchgesehene Auflage. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York 2004, ISBN 3-540-40371-X.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 01.01. 2021