F-Verteilung
Die F-Verteilung oder Fisher-Verteilung, auch Fisher-Snedecor-Verteilung (nach Ronald Aylmer Fisher und George W. Snedecor), ist eine stetige Wahrscheinlichkeitsverteilung. Eine F-verteilte Zufallsvariable ergibt sich als Quotient zweier jeweils durch die zugehörige Anzahl der Freiheitsgrade geteilter Chi-Quadrat-verteilter Zufallsvariablen. Die F-Verteilung besitzt zwei unabhängige Freiheitsgrade als Parameter und bildet so eine Zwei-Parameter-Verteilungsfamilie.
Die F-Verteilung wird häufig in einem Test verwendet (F-Test), um festzustellen, ob der Unterschied zweier Stichprobenvarianzen auf statistischer Schwankung beruht oder ob er auf unterschiedliche Grundgesamtheiten hinweist. Auch im Rahmen der Varianzanalyse wird mit einer F-Statistik auf signifikante Unterschiede zwischen Grundgesamtheiten (Gruppen) getestet.
Definition
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Eine stetige Zufallsvariable
genügt der F-Verteilung ,
mit
Freiheitsgraden im Zähler und
Freiheitsgraden im Nenner, wenn sie die Wahrscheinlichkeitsdichte
besitzt. Dabei ist mit
die Gammafunktion an der
Stelle
bezeichnet.
Historisch bildet die nachfolgende Definition den Ursprung der F-Verteilung als die Verteilung der Größe
wobei
und
unabhängige, Chi-Quadrat-verteilte
Zufallsvariablen mit
bzw.
Freiheitsgraden sind.
Eigenschaften
Erwartungswert
Der Erwartungswert
existiert nur für
und hat dann den Wert
.
Varianz
Die Varianz
ist nur für
definiert und lautet dann
.
Verteilungsfunktion
Die Werte der Verteilung
werden meist numerisch
ermittelt und in einer Tabelle
angegeben. Eine komplette Tabellierung bezüglich aller Freiheitsgrade ist
i.A. nicht notwendig, sodass die meisten Verteilungstabellen die Quantile
bezüglich ausgewählter Freiheitsgrade und Wahrscheinlichkeiten angeben. Man
macht sich hier auch die Beziehung zunutze:
wobei
das
-Quantil
der F-Verteilung mit
und
Freiheitsgraden bedeutet.
Die F-Verteilung lässt sich geschlossen ausdrücken als
wobei
die regularisierte unvollständige Betafunktion
darstellt.
Maximum
Für
nimmt
an der Stelle
das Maximum an.
Entropie
Die Entropie der F-Verteilung (ausgedrückt in nats) beträgt
wobei
die Digamma-Funktion
bezeichnet.
Beziehungen zu anderen Verteilungen
Das Zeichen
bedeutet im Folgenden „ist verteilt wie“.
Beziehung zur Beta-Verteilung
Die Zufallsvariable
ist betaverteilt
mit Parametern
und
Es gilt:
wobei
und
unabhängige Chi-Quadrat-verteilte
Zufallsgrößen sind mit
bzw.
Freiheitsgraden.
Beziehung zur Chi-Quadrat-Verteilung
Aus den unabhängigen
und
Chi-Quadrat-verteilten
Zufallsgrößen mit
bzw.
Freiheitsgraden lässt sich
konstruieren. Diese Zufallsvariable ist -verteilt.
Beziehung zur nichtzentralen F-Verteilung
Für unabhängige Zufallsvariablen
und
ist
verteilt nach der nichtzentralen F-Verteilung
mit Nichtzentralitäts-Parameter
.
Dabei ist
eine nichtzentrale
Chi-Quadrat-Verteilung mit Nichtzentralitäts-Parameter
und
Freiheitsgraden. Für
ergibt sich die zentrale F-Verteilung
.
Dichte der nichtzentralen F-Verteilung
Die Funktion
ist eine spezielle hypergeometrische
Funktion, auch Kummersche
Funktion genannt und
repräsentiert die oben
angegebene Dichte der zentralen F-Verteilung.
Erwartungswert und Varianz der nichtzentralen F-Verteilung sind gegeben durch
mit
und
mit
Beide ergeben bei
die Formeln der zentralen F-Verteilung.
Beziehung zur Normalverteilung
Wenn die unabhängigen normalverteilten
Zufallsvariablen
die Parameter
besitzen, sind die jeweiligen Stichprobenvarianzen
und
unabhängig, und es gilt:
Deshalb unterliegt die Zufallsvariable
einer F-Verteilung mit
Freiheitsgraden im Zähler und
Freiheitsgraden im Nenner.
Beziehung zur Studentschen t-Verteilung
Wenn
(Studentsche
t-Verteilung), dann ist
Das Quadrat einer t-verteilten Zufallsvariablen mit
Freiheitsgraden folgt einer F-Verteilung mit
und
Freiheitsgraden.
Herleitung der Dichte
Die Wahrscheinlichkeitsdichte der F-Verteilung lässt sich herleiten (vgl. Herleitung
der Dichte der Studentschen t-Verteilung) aus der gemeinsamen Dichte
der beiden unabhängigen Zufallsvariablen
und
,
die beide Chi-Quadrat-verteilt sind.
.
Mit der Transformation
bekommt man die gemeinsame Dichte von
und
,
wobei
und
gilt.
Die Jacobideterminante dieser Transformation ist:
Der Wert
ist unwichtig, weil er bei der Berechnung der Determinante mit 0 multipliziert
wird. Die neue Dichtefunktion schreibt sich also
Gesucht ist nun die Randverteilung
als Integral über die nicht
interessierende Variable
:
Quantilfunktionen
Das -Quantil
der F-Verteilung
ist die Lösung der Gleichung
und damit prinzipiell über die Umkehrfunktion zu berechnen. Konkret gilt hier
mit
als Inverse der regularisierten unvollständigen Betafunktion. Dieser Wert
ist in der F-Verteilungstabelle
unter den Koordinaten
,
und
eingetragen .
Für einige Werte ,
lassen sich die Quantilsfunktionen
explizit ausrechnen. Man löst das Beta-Integral
mit
wobei für ein paar Indizes invertierbare Funktionen auftreten:
Aus der jeweils vollständigen Zeile und Spalte kann man sogar die allgemeinen Ausdrücke für höhere Indizes ablesen. Man findet:
Siehe auch
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 15.11. 2022