Tangentialkegel und Normalkegel
Der Tangential- beziehungsweise Normalkegel einer Teilmenge eines euklidischen Raumes ist in der Geometrie eine Verallgemeinerung des Begriffes des Tangentialraumes respektive des Normalenvektors einer Menge und ermöglicht dadurch die Anwendung algebraischer Methoden auch auf nicht-differenzierbare geometrische Objekte. Sowohl der Tangential- als auch der Normalkegel sind Kegel im Sinne der linearen Algebra, wodurch die Bezeichnung gerechtfertigt wird. Der Normalkegel wird auch als Polarkegel bezeichnet. Die erste einheitliche Fassung des Begriffs des Tangentialkegels stammt von dem US-amerikanischen Topologen Hassler Whitney aus dem Jahre 1965, allerdings beschrieb diese eher den Rand des Kegels im heutigen Sinne. Die modernen Definitionen entwickelten sich im Umfeld der Theorie der Mengen positiver Reichweite und ergänzten deren Programm, um Erkenntnisse aus der Differentialgeometrie auf eine größere Klasse von Mengen – als nur differenzierbare Mannigfaltigkeiten – übertragen zu können.
Definition
Sei
eine Teilmenge eines euklidischen Raumes und
ein Punkt, der nicht notwendig selbst in
liegen muss, schließlich bezeichne
die Euklidische
Norm.
Dann heißt die Menge
der Tangentialkegel von
an
und sein polarer
Kegel
wird Normalkegel oder Polarkegel von
an
genannt.
Falls
im Rand
liegt, so besteht der Tangentialkegel anschaulich aus allen von
ausgehenden Strahlen
die
noch in einem weiteren Punkt treffen. Der Normalkegel ist dann die Menge aller
Vektoren, die mit allen diesen Strahlen einen Winkel von
mindestens 90 ° einschließen.
Normaleneinheitsbündel
Auf diesen Begriffen aufbauend, lässt sich – in Analogie zum Einheitstangentialbündel der Differentialgeometrie – das Normaleneinheitsbündel definieren:
Es ist also die disjunkte
Vereinigung der äußeren Normalenvektoren der Länge 1 zu jedem Punkt von
.
Diese Definition ist sinnvoll, denn ein Kegel wird jeweils vollständig durch
seine Einheitsvektoren beschrieben.
Dabei ist zu beachten, dass das Normaleneinheitsbündel – im Gegensatz zum Tangentialbündel – im Allgemeinen kein Vektorraumbündel im Sinne der Vektoranalysis darstellt, da die Normalkegel in der Regel keine Untervektorräume sind.
Eigenschaften
- Sowohl Tangential- als auch Normalkegel sind abgeschlossene Kegel.
- Des Weiteren ist der Normalkegel stets konvex.
- Zwischen den Kegeln gilt die Beziehung
.
- Hat
positive Reichweite, so gilt sogar
.
- Insbesondere muss dann
ebenfalls konvex sein.
- Außerdem lässt sich zeigen, dass
in diesem Fall im
abgeschlossen ist.
- Insbesondere muss dann
- Falls
ein innerer Punkt ist, entarten die beiden Kegel zu
und
- Ist andersherum
von
getrennt, dann gilt umgekehrt:
und
- In der Optimierung (Mathematik) verwendet man Tangentialkegel zur Herleitung von Optimalitätskriterien. Meist wird aber der linearisierte Tangentialkegel verwendet, da dieser leichter zu handhaben ist.
Hinweis: Einige Autoren beschränken sich deshalb in der Definition von
vornherein auf Punkte im Abschluss
.
- Bildet der Rand des Tangentialkegels einen Untervektorraum im
– in diesem Fall liegt
notwendig im Rand
– so ist
im Punkt
differenzierbar und
stimmt mit dem klassischen Tangentialraum
überein.
- Ist
sogar eine Hyperebene, das heißt von Kodimension 1, so wird
vom entsprechenden Normalenvektor erzeugt.
- Ist
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 01.04. 2020