Eine quadratische Form ist in der Mathematik eine Funktion, die sich in einigen Aspekten wie die quadratische Funktion verhält. Das bekannteste Beispiel ist das Quadrat des Betrages eines Vektors. Quadratische Formen tauchen in vielen Bereichen der Mathematik auf. In der Geometrie dienen sie dazu, Metriken einzuführen, in der Elementargeometrie zur Beschreibung von Kegelschnitten. Sie sind aber, falls zum Beispiel über den rationalen oder ganzen Zahlen betrachtet, auch ein klassischer Gegenstand der Zahlentheorie, in der man etwa nach den Zahlen fragt, die sich durch eine quadratische Form darstellen lassen. Hier werden im Folgenden vor allem zahlentheoretische Aspekte betrachtet.
Ein (reeller) Vektorraum mit Skalarprodukt lässt sich zu einem normierten Raum machen, indem man die Norm eines Vektors als induzierte Norm definiert. Die hierbei verwendete Quadratwurzel stört insofern, als man, wenn man stattdessen die Abbildung betrachtet, auch auf allgemeinere Bilinearformen und andere Grundkörper verallgemeinern kann. Da ein Vektorraum dadurch bestimmt ist, dass Vektoren addiert und mit Elementen des Grundkörpers skaliert werden können, ist zu untersuchen, wie die Abbildung sich hierbei verhält. Man findet die folgenden Beziehungen:
Abbildungen , die die obigen Bedingungen erfüllen, kann man auch betrachten, ohne dass sie von einer Bilinearform herstammen. Obendrein kann man von Vektorräumen über einem Körper zu Moduln über einem kommutativen Ring mit Einselement verallgemeinern. Häufig untersucht man hierbei den Ring der ganzen Zahlen sowie den Modul , insb. .
Eine quadratische Form (in Unbestimmten) über einem kommutativen Ring mit Einselement ist ein homogenes Polynom vom Grad 2 in Unbestimmten mit Koeffizienten in .
Der Begriff Form wurde von Adrien-Marie Legendre geprägt.
Ein Quadratischer Raum ist ein Paar , bestehend aus einem A-Modul und einer quadratischen Form auf .
Es bezeichne die zu gehörige symmetrische Bilinearform. Dann heißen zwei Vektoren -orthogonal beziehungsweise -orthogonal, falls gilt.
Im Folgenden sei angenommen, dass in dem Ring invertierbar ist. Dies gilt insbesondere für Körper der Charakteristik ungleich 2 wie den reellen oder komplexen Zahlen.
Ordnet man einer quadratischen Form die Dreiecksmatrix mit , sonst 0) zu, so kann man auch als beziehungsweise als auffassen. Hieraus ergibt sich zunächst:
Es sei ein -Vektorraum. Nach dem Trägheitssatz von Sylvester ist jede quadratische Form diagonalisierbar, d.h. es existiert eine Basis von , so dass
für gewisse mit gilt. Die Isomorphieklasse einer quadratischen Form wird also bestimmt durch ihren Rang und ihre Signatur .
Quadratische Formen über wurden von Hermann Minkowski klassifiziert. Helmut Hasse verallgemeinerte dies später auf eine Klassifikation von quadratischen Formen über Zahlkörpern. Insbesondere sind zwei quadratische Formen genau dann isomorph, wenn alle ihre Vervollständigungen (reell, komplex und p-adisch) jeweils isomorph sind, Satz von Hasse-Minkowski.
Man sagt, dass zwei positiv-definite quadratische Formen über dasselbe Geschlecht haben, wenn man für alle durch Erweiterung mit Skalaren zu (d.h. Tensorprodukt mit ) isomorphe quadratische Formen über bekommt. Die Anzahl der Isomorphieklassen desselben Geschlechts kann mit der Massenformel von Smith-Minkowski-Siegel bestimmt werden.
Zur Frage, ob eine vorgegebene ganzzahlige quadratische Form mit irgendwelchen ganzzahligen Argumenten einen vorgegebenen Wert annehmen kann („einen Wert darstellt bzw repräsentiert“), gibt es eine Vielzahl von Ergebnissen. Für sich betrachtet haben diese Ergebnisse naturgemäß oft anekdotischen Charakter. Beachtet man jedoch, dass
jeweils sowohl das Gitter als auch die Menge der teilerfremden Zahlen in bijektiv auf sich abbildet, so stehen die folgenden Ergebnisse jeweils für ganze Familien äquivalenter Formen.
Prominent sind beispielsweise die folgenden Themen
Wenn zwei quadratische Formen durch Anwendung einer Matrix auseinander hervorgehen, dann lässt sich eine ganze Zahl als Wert der einen quadratischen Form darstellen genau dann, wenn sie sich als Wert der anderen quadratischen Form darstellen lässt: dies folgt unmittelbar aus der Definition . Aus Sicht der Zahlentheorie sind die Formen und also äquivalent und es stellt sich die Frage, ein möglichst einfaches Repräsentantensystem für die Menge der quadratischen Formen in n Variablen modulo der Wirkung von zu finden. Für quadratische Formen in 2 Variablen wurde dieses Problem von Gauß in Kapitel 5 von „Disquisitiones Arithmeticae“ (mit fast 260 Seiten der Hauptteil des Buches) diskutiert.
Im Fall positiv definiter quadratischer Formen handelt es sich dabei in heutiger Sprache um das Problem, einen Fundamentalbereich für die Wirkung von auf dem symmetrischen Raum (dem Raum der positiv definiten quadratischen Formen in n Variablen) zu finden.
Für n=2 lässt sich der Raum der positiv definiten binären quadratischen Formen mit der hyperbolischen Ebene identifizieren. Nebenstehendes Bild zeigt eine Zerlegung der hyperbolischen Ebene in Fundamentalbereiche für die Wirkung von . Ein solcher Fundamentalbereich (z.B. der im Bild grau schraffierte) liefert also ein Repräsentantensystem von binären quadratischen Formen, so dass jede andere positiv definite binäre quadratische Form äquivalent zu einer Form aus dem Repräsentantensystem ist und insbesondere dieselben ganzen Zahlen darstellt.
Verwandte Fragestellungen, allerdings außerhalb des Bereichs der
quadratischen Formen, sind Themen wie der Satz von
Fermat und das Waring
Problem.
Die (projektive) Nullstellenmenge einer quadratischen Form wird als Quadrik bezeichnet.