Dirac-Operator
In der Mathematik ist der Dirac-Operator ein Differentialoperator, der in einem noch zu definierenden Raum eine Quadratwurzel aus dem Laplace-Operator ergibt. In der Physik ist er abstrakter definiert: Als Wurzel des algebraisch definierten Impulsquadrates (siehe Mathematische Struktur der Quantenmechanik), im vierdimensionalen Raum der Einsteinschen Speziellen Relativitätstheorie, dem Minkowskiraum, der mit dem Dirac-Operator eine mit dieser Theorie verträgliche Quantenmechanik ergibt. (Die nichtrelativistische Quantenmechanik war bereits gefunden.)
Namensgebend ist der Physiker Paul Dirac, der das Problem und seine Lösung bereits 1928 behandelte – die Mathematiker haben es erst Jahrzehnte später „wiederentdeckt“ und vertieft.
Definition
Es sei
ein geometrischer
Differentialoperator erster Ordnung, der auf ein Vektorbündel
über einer riemannschen
Mannigfaltigkeit
wirkt. Wenn dann
gilt, wobei
ein verallgemeinerter
Laplace-Operator auf
ist, so heißt
Dirac-Operator.
Geschichte
Ursprünglich hatte Paul
Dirac die Wurzel aus dem D’Alembertoperator
betrachtet und damit die relativistische Quantenfeldtheorie eines Elektrons begründen wollen.
Wenig später stellte sich heraus, dass er damit „in ein Wespennest gestoßen
hatte“, indem sich die Theorie als sehr viel umfangreicher herausstelle als
gedacht: Insbesondere ergab sich auch die Notwendigkeit, sog. Antiteilchen zu den
Elektronen zu beschreiben, die Positronen,
und heutzutage ist die aus der diracschen Arbeit entstandene Theorie, die Quantenfeldtheorie,
noch viel allgemeiner.
Dirac betrachtete für n=4 den Differentialausdruck
wobei
die Dirac-Matrizen
sind. Dies ergab den Dirac-Operator, indem die Matrizen gewisse Vertauschungsrelationen
zu erfüllen hatten (es gibt verschiedene äquivalente Darstellungen): Der
Dirac-Ausdruck selbst ist jedoch nach heutigem Verständnis in der Mathematik nur dann ein
Operator, wenn man ihn durch explizite Angaben über die Randbedingungen
ergänzt.
(In der Physik
sind die notwendigen Änderungen meist trivial, sodass man oft vergisst, explizit
zu erwähnen, dass man hinreichend rasches Verschwinden im Unendlichen
voraussetzt. Deshalb werden bei den bei Physikern oft die Differentialausdrücke
selbst als „Operatoren“ bezeichnet.)
Der Dirac-Operator eines Dirac-Bündels
Es sei
eine riemannsche Mannigfaltigkeit und
ein Dirac-Bündel,
bestehend aus einem Clifford-Modul
einer hermiteschen Metrik
auf
und einem Clifford-Zusammenhang
auf
.
Dann ist der Operator
der zum Dirac-Bündel
assoziierte Dirac-Operator. In lokalen Koordinaten hat er die Darstellung
Beispiele
Elementares Beispiel
Der Operator
ist ein Dirac-Operator über dem Tangentialbündel
von
.
Spin-Dirac-Operator
Betrachtet werde der Konfigurationsraum eines Teilchens mit Spin 1/2,
das auf die Ebene
beschränkt ist, welche die Basis-Mannigfaltigkeit bildet. Der Zustand wird
durch eine Wellenfunktion ψG mit zwei komplexen Komponenten
beschrieben, für die also jeweils
gelten soll, wobei Gesamtzustände, die sich nur um einen komplexen Faktor
unterscheiden, identifiziert werden. Der Gesamtzustand ist also:
Dabei sind
und
die üblichen kartesischen Koordinaten auf
:
definiert die Wahrscheinlichkeitsamplitude für die aufwärts gerichteten
Spin-Komponente (Spin-Up), und analog
für die Spin-Down-Komponente. Der sogenannte Spin-Dirac-Operator kann dann
geschrieben werden als
wobei σx und σx die Pauli-Matrizen sind. Man beachte, dass die antikommutativen Beziehungen der Pauli-Matrizen einen Beweis der obigen Definition trivial machen. Diese Beziehungen definieren den Begriff der Clifford-Algebra#Beispiele am Beispiel der Quaternionen-Algebra. Lösungen der Dirac-Gleichung für Spinor-Felder werden oft harmonische Spinoren genannt.
Hodge-De-Rham-Operator
Sei
eine orientierbare
riemannsche
Mannigfaltigkeit und sei
die äußere
Ableitung und
der zur äußeren Ableitung bezüglich der L²-Metrik adjungierte
Operator. Dann ist
ein Dirac-Operator.
Atiyah-Singer-Dirac-Operator
Es gibt auch einen Dirac-Operator in der Clifford-Analysis. Im n-dimensionalen euklidischen Raum ist das
,
wobei
eine Orthonormalbasis des euklidischen Raumes ist und
als in eine Clifford-Algebra
eingebettet gilt. Dies ist ein Spezialfall des Atiyah-Singer-Dirac-Operators,
der auf den Schnitten eines Spinorbündels
wirkt.
Für eine Spin-Mannigfaltigkeit
,
ist der Atiyah-Singer-Dirac-Operator lokal folgendermaßen definiert: Für
und
eine lokale Orthonormalbasis für den Tangentenraum von
in
ist der Atiyah-Singer-Dirac-Operator
,
wobei
ein Paralleltransport
des Levi-Civita-Zusammenhangs
auf
für das Spinorbündel über
ist.
Physik
In der Physik befasst man sich wegen der Betonung des Minkowski-Raumes hauptsächlich mit dem Spezialfall n=4 und mit speziellen 4x4-Darstellungen der γ-Matrizen.
Eigenschaften
Das >Hauptsymbol
eines verallgemeinerten Laplace-Operators ist .
Entsprechend ist das Hauptsymbol eines Dirac-Operators
und somit sind beide Klassen von Differentialoperatoren elliptisch.
Verallgemeinerungen
Der Operator ,
der auf die nachfolgend definierten spinorwertige Funktionen wirkt,
wird in der Clifford-Analysis oft als Dirac-Operator in k
CliffordVariablen genannt. In dieser Notation ist S der Raum von
Spinoren,
sind n-dimensionale Variablen und
ist der Dirac-Operator in der
-ten
Variablen. Dies ist eine gebräuchliche Verallgemeinerung des Dirac-Operators
(k=1) und der Dolbeault-Kohomologie
(n=2, k beliebig). Er ist ein Differentialoperator, der invariant
zu der Operation der Gruppe
ist. Die Injektive
Auflösung von D ist nur für einige Spezialfälle bekannt.
Siehe auch



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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 21.05. 2021