Diagonalisierbare Matrix
Als diagonalisierbare Matrix bezeichnet man im mathematischen Teilgebiet der linearen Algebra eine quadratische Matrix, die ähnlich zu einer Diagonalmatrix ist. Sie lässt sich mittels eines Basiswechsels (also der Konjugation mit einer regulären Matrix) in eine Diagonalmatrix transformieren. Das Konzept lässt sich auf Endomorphismen übertragen.
Definition
Diagonalmatrix
Eine quadratische Matrix
über einem Körper
,
deren Elemente
mit
alle gleich Null sind, heißt Diagonalmatrix. Häufig schreibt man dafür
.
Diagonalisierbare Matrix
Eine quadratische -dimensionale
Matrix
heißt diagonalisierbar oder diagonalähnlich, wenn es eine
Diagonalmatrix
gibt, zu der sie ähnlich
ist, das heißt, es existiert eine reguläre
Matrix
,
so dass gilt
bzw.
.
Ein Endomorphismus
über einem endlichdimensionalen Vektorraum
heißt diagonalisierbar, falls eine Basis
von
existiert, bezüglich der die Abbildungsmatrix
eine Diagonalmatrix ist.
Unitär diagonalisierbare Matrix
Eine Matrix
ist genau dann unitär diagonalisierbar, falls eine unitäre
Transformationsmatrix
existiert, sodass
eine Diagonalmatrix ist, wobei
die zu
adjungierte
Matrix ist.
Daraus folgt für eine reellwertige Matrix
die unitäre Diagonalisierbarkeit, falls eine orthogonale
Transformationsmatrix
existiert, sodass
eine Diagonalmatrix ist, wobei
die zu
transponierte
Matrix ist.
In einem endlichdimensionalen Prähilbertraum
ist ein Endomorphismus
genau dann unitär diagonalisierbar, wenn eine Orthonormalbasis
von
existiert, sodass die Abbildungsmatrix
eine Diagonalmatrix ist.
Weitere Charakterisierungen der Diagonalisierbarkeit
Sei
eine
-dimensionale
Matrix mit Einträgen aus einem Körper
.
Jede der folgenden sechs Bedingungen wird genau dann erfüllt, wenn
diagonalisierbar ist.
- Das Minimalpolynom
zerfällt vollständig in paarweise verschiedene Linearfaktoren:
mit
- Das charakteristische
Polynom
zerfällt vollständig in Linearfaktoren und die geometrische Vielfachheit entspricht der algebraischen Vielfachheit für jeden Eigenwert
.
- Es gibt eine Basis für
, die aus Eigenvektoren für
besteht.
- Die Summe der Dimensionen der jeweiligen Eigenräume
ist gleich
:
, wobei
das Spektrum bezeichnet.
ist die direkte Summe der jeweiligen Eigenräume:
.
- Alle Jordanblöcke der Jordanschen
Normalform
haben die Dimension 1.
Sind
und
mit den gewünschten Eigenschaften gefunden, so gilt, dass die Diagonaleinträge
von
,
nämlich
,
Eigenwerte von
zu gewissen Einheitsvektoren
sind. Dann ist
.
Die
sind also Eigenvektoren von
,
und zwar jeweils zum Eigenwert
.
Da
invertierbar sein soll, ist
zudem linear unabhängig.
Zusammenfassend ergibt sich daraus die notwendige Bedingung, dass eine -dimensionale
diagonalisierbare Matrix
linear unabhängige Eigenvektoren haben muss. Der Raum, auf dem sie operiert,
besitzt also eine Basis aus Eigenvektoren der Matrix. Diese Bedingung ist aber
auch hinreichend, denn aus
gefundenen linear unabhängigen Eigenvektoren von
mit den dazugehörigen Eigenwerten lassen sich geeignete
und
ganz direkt konstruieren.
Das Problem reduziert sich damit auf das Auffinden von
linear unabhängigen Eigenvektoren von
.
Eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für Diagonalisierbarkeit
ist, dass das charakteristische
Polynom
vollständig in Linearfaktoren zerfällt: So ist
nicht diagonalisierbar, obwohl
.
Eine hinreichende, aber nicht notwendige Bedingung für Diagonalisierbarkeit ist,
dass
vollständig in paarweise verschiedene Linearfaktoren zerfällt: So ist
diagonalisierbar, obwohl
.
Eigenschaften einer diagonalisierbaren Matrix
Ist eine Matrix diagonalisierbar, so ist die geometrische Vielfachheit ihrer Eigenwerte gleich der jeweiligen algebraischen Vielfachheit. Das bedeutet, die Dimension der einzelnen Eigenräume stimmt jeweils mit der algebraischen Vielfachheit der entsprechenden Eigenwerte im charakteristischen Polynom der Matrix überein.
Die Matrixpotenz einer
diagonalisierbaren Matrix
lässt sich berechnen durch
Die Potenz einer Diagonalmatrix erhält man durch Potenzieren der Diagonalelemente.
Diagonalisierung
Ist eine Matrix
diagonalisierbar, existiert eine Diagonalmatrix
,
für die die Ähnlichkeitsbedingung erfüllt ist:
Zur Diagonalisierung dieser Matrix berechnet man die Diagonalmatrix
und eine zugehörige Basis aus Eigenvektoren. Dies geschieht in drei Schritten:
- Es werden die Eigenwerte
der Matrix
bestimmt. (Einzelne Eigenwerte können dabei mehrfach vorkommen.)
- Es werden die Eigenräume
zu allen Eigenwerten
berechnet, also Gleichungssysteme der folgenden Form gelöst
.
- Weil die geometrische Vielfachheit gleich der algebraischen Vielfachheit
jedes Eigenwerts ist, können wir zu jeder maximalen Menge
übereinstimmender Eigenwerte eine Basis
von
finden.
- Nun ist die Diagonalform
der Matrix
bezüglich der Basis
:
Simultane Diagonalisierung
Gelegentlich will man auch zwei Matrizen
mit derselben Transformation
diagonalisieren. Falls das gelingt, gilt
und
und da
und
Diagonalmatrizen sind,
.
Also müssen die Endomorphismen miteinander kommutieren. In der Tat gilt auch die Umkehrung: Kommutieren zwei diagonalisierbare Endomorphismen, so können sie simultan diagonalisiert werden. In der Quantenmechanik gibt es für zwei solche Operatoren dann eine Basis aus gemeinsamen Eigenzuständen.
Beispiel
Sei
die zu diagonalisierende Matrix.
ist (unitär) diagonalisierbar, da
symmetrisch
ist, d.h. es gilt
.
Die Eigenwerte
von
lassen sich durch die Nullstellen des charakteristischen
Polynoms
bestimmen:
Also .
Der Eigenwert 2 hat algebraische
Vielfachheit
,
da er doppelte Nullstelle des charakteristischen Polynoms ist.
Zum Bestimmen der Eigenräume
setze man die Eigenwerte in
ein.
Um alle
mit
zu erhalten, fassen wir die erweiterte Koeffizientenmatrix
als lineares
Gleichungssystem mit unendlichen Lösungen auf.
Für
erhalten wir
,
mit dem gaußschen
Eliminationsverfahren erhalten wir
und somit als Lösungsmenge den Eigenraum:
,
wobei
die lineare
Hülle bezeichnet.
Für
erhalten wir
,
daraus
und somit als Lösungsmenge den Eigenraum:
.
Die Eigenvektoren
erhalten wir aus den Basen
der Eigenräume, sie bilden eine Basis von
.
Wenn wir
normieren erhalten wir
mit
und
eine Orthonormalbasis,
da
symmetrisch
und die Eigenvektoren der halbeinfachen
Eigenwerte orthogonal zueinander sind (in dem Fall
).
Es gilt also .
Daraus erhalten wir unter der Nutzung der Eigenschaften von Orthonormalbasen die
Inverse
.
bestimmt sich durch
.
Somit erhalten wir für
und damit die Diagonalisierung
.
Siehe auch
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 05.01. 2021