Matrixpotenz
In der linearen Algebra bezeichnet die Matrixpotenz das Ergebnis einer wiederholten Matrixmultiplikation.
Definition
Die Potenz einer quadratischen 
Matrix  
über einem Halbring 
 
wird analog zur Potenz 
einer Zahl als wiederholte Multiplikation definiert. Ist 
 
eine quadratische Matrix, so ist
- usw. 
Allgemein:
- . 
Formaler definiert man die Potenz rekursiv: Ist 
 
eine quadratische Matrix, so ist
- und 
- für alle gilt . 
Eigenschaften
Es gelten die Potenzgesetze: 
Für alle  
gilt
- , 
- . 
Verallgemeinerungen
Negative Exponenten
Für invertierbare 
Matrizen sind auch Potenzen mit negativen ganzzahligen Exponenten definiert. 
Die Schreibweise  
für die inverse 
Matrix kann auch als Matrixpotenz interpretiert werden. Für negative 
Exponenenten 
, 
, 
setzt man
- . 
Gebrochene Exponenten
Matrixpotenzen mit nicht ganzzahligen Exponenten, beispielsweise die Quadratwurzel einer Matrix, können nur in Sonderfällen definiert werden.
In manchen Fällen kann die Matrixpotenz auf die Potenz von reellen Zahlen 
zurückgeführt werden. Lässt sich die Matrix  
diagonalisieren, 
existieren also eine reguläre Matrix 
 
und eine Diagonalmatrix 
 
mit 
 
(d.h. 
 
ist ähnlich 
zu 
), 
so gilt
Die Potenz einer Diagonalmatrix erhält man durch Potenzieren der 
Diagonalelemente. Sind die Diagonalelemente von  
(also die Eigenwerte 
von 
) 
positiv, so bleiben obige Potenzgesetze auch für gebrochene Exponenten 
gültig.
Wenn sich eine Matrix nicht diagonalisieren lässt, so findet man eine 
sinnvolle Verallgemeinerung der Matrixpotenz über die binomische Reihe. Eine 
schnelle Berechnungsmethode für diese Verallgemeinerung erhält man über die Jordansche 
Normalform. Ist  
eine Jordanzerlegung, dann gilt
Effiziente Berechnung
Ist der Exponent eine ganze Zahl, so lässt sich die Matrixpotenz effizient mit binärer Exponentiation berechnen. Die Einschränkungen an den Zahlenbereich der Matrixelemente sind gering:
- Ist der Exponent nicht-negativ, so müssen die Matrixelemente in einem Ring liegen.
- Ist der Exponent negativ, so müssen die Matrixelemente in einem Körper liegen.
Ist der Zahlenbereich der Matrixelemente algebraisch 
abgeschlossen, kann man also darin beliebige algebraische 
Gleichungen lösen, so kann der Exponent auch rational sein und die 
Matrixpotenz kann über die Jordansche 
Normalform von  
auf Potenzen von skalaren Werten zurückgeführt werden, siehe oben.
Anwendungen
Polynome und Potenzreihen
Mittels der Matrixpotenz lassen sich Polynome auch für Matrizen definieren. Ein Beispiel dafür ist z.B. das Minimalpolynom. Genauso kann man auch Potenzreihen für Matrizen definieren, die wichtigsten Reihen sind dabei der Matrixlogarithmus, das Matrixexponential sowie die Neumann-Reihe.
Graphentheorie
Durch geeignete Wahl des zugrunde liegenden Halbrings 
 
lässt sich das Finden der kürzesten 
Pfade in einem Graphen 
auf die Berechnung einer Potenz der Adjazenzmatrix 
des Graphen zurückführen. Die Min-Plus-Matrixmultiplikation 
erhält man, indem man als Trägermenge 
von 
 
die erweiterten 
reellen Zahlen 
 
wählt. Die Addition in 
 
entspricht dann der  Minimumbildung 
in 
 
und die Multiplikation in 
 
der Addition in 
, 
wobei man 
 
setzt. Die absorbierende Null in 
 
ist dann 
, 
während das Einselement in 
 
durch die Zahl 
 
dargestellt wird. Ist nun 
 
die Kostenmatrix eines Graphen mit 
 
Knoten, 
dann ist 
 
die zugehörige Entfernungsmatrix mit den Längen der kürzesten Pfade zwischen 
allen Knoten des Graphen. Da die Addition in 
 
idempotent ist, ist 
.
Weitere Anwendungen
- In der theoretischen Ökonomie bzw. Biologie werden Matrixpotenzen zur Analyse langfristiger Populationsentwicklungen eingesetzt, beispielsweise unter Nutzung einer Leslie-Matrix.
- Des Weiteren gibt es Anwendungen bei der Stereobasisverbreiterung.

 Wikipedia.de
     Wikipedia.de

© biancahoegel.de;
Datum der letzten Änderung: Jena, den: 24.04. 2024