Kompakte Konvergenz
In der Mathematik nennt man eine Folge
oder Reihe
von Funktionen auf einem topologischen
Raum
mit Werten in einem normierten
Raum
kompakt konvergent, wenn sie auf jeder kompakten
Teilmenge von
gleichmäßig
konvergiert.
Seine Bedeutung erhält der Begriff der kompakten Konvergenz aus der Tatsache, dass aus der lokal gleichmäßigen Konvergenz einer Folge oder Reihe von Funktionen die kompakte Konvergenz folgt und die Umkehrung für lokalkompakte Räume gilt.
Die Topologie der Kompakten Konvergenz
Der Spezialfall normierter Räume
Es sei
der Raum der Funktionen von
in den normierten
Vektorraum
,
die auf jeder kompakten Teilmenge von
beschränkt sind (im Sinne der Norm
auf
).
Nach Definition von
existiert für zwei Abbildungen
und
aus
der auf
eingeschränkte Abstand
für jede (nichtleere) kompakte Teilmenge .
Für die Einschränkungen auf
ist dies eine Metrik,
für
nur eine Pseudometrik,
da die Einschränkungen von zwei verschiedenen Funktionen auf
übereinstimmen können. Die kompakte Konvergenz ist die Konvergenz bzgl. dieser
Pseudometriken, das heißt ein Netz
konvergiert genau dann kompakt gegen
in
,
falls
für alle kompakten
.
Ist der Raum
lokalkompakt und lässt er sich als Vereinigung abzählbar vieler kompakter Mengen
,
also in der Form
,
darstellen, dann kann man diese Pseudometriken
zu der Metrik
auf
zusammensetzen. Damit wird
zu einem metrischen
Raum.
In allgemeineren Fällen, wenn keine solche Darstellung für
möglich oder bekannt ist, lässt sich durch ein beliebiges System
kompakter Mengen
,
das
überdeckt, mit den jeweiligen Pseudometriken
eine Familie von Pseudometriken
auf
auswählen, die eine uniforme
Struktur auf
definieren. Auch hierzu sind die technischen Details im Artikel Pseudometrik erläutert.
Verallgemeinerung auf uniforme Räume
Nun sei
ein uniformer Raum, dessen uniforme Struktur durch ein System von Pseudometriken
gegeben sei. Sei wieder
der Raum aller Funktionen
,
die auf allen kompakten Mengen beschränkt sind, das heißt für die
für jedes
endlich ist. Ein wichtiger Unterraum ist der Raum aller stetigen Funktionen
.
Ein Netz
von Funktionen in
konvergiert genau dann kompakt gegen eine Funktion
,
wenn
für alle
und alle
kompakt. Auf
erhält man durch das System der Pseudometriken
,
wobei
und
kompakt und
,
eine uniforme Struktur.
Ist speziell
ein normierter Raum, so ist die uniforme Struktur auf
durch die Norm gegeben, und man erhält den oben vorgestellten Spezialfall.
Lokal kompakte und kompakte Räume
Auf lokal kompakten, uniformen Räumen stimmt die Topologie der kompakten Konvergenz mit der Kompakt-Offen-Topologie überein.
Auf kompakten, uniformen Räumen wird die Topologie der kompakten Konvergenz als Topologie der gleichmäßigen Konvergenz bezeichnet.
Beispiele
- Potenzreihen analytischer Funktionen auf
oder
konvergieren innerhalb ihres Konvergenzintervalles bzw. -kreises kompakt.
- Ist
, so bildet das System
ein abzählbares System von kompakten Mengen, die
überdecken. Damit kann eine Metrik der kompakten Konvergenz auf der Abbildungsmenge
eingeführt werden.
- Ganz entsprechend kann man die Menge der kompakt beschränkten Abbildungen
aus einem
-dimensionalen in einen
-dimensionalen reellen Vektorraum mit einer Metrik versehen. Als Überdeckung des Urbildraums können hier z.B. Würfel (der Kantenlänge
mit Schwerpunkt im Ursprung) oder Kugeln (mit Radius
um den Ursprung) gewählt werden.
- Ist
ein beschränktes, einfach zusammenhängendes Gebiet der komplexen Zahlenebene, dann lässt sich
durch die Mengen
überdecken (
misst den Abstand vom Rand im Sinne der Hausdorff-Metrik, entsteht dabei für kleinere
die leere Menge, dann müssen diese aus der Familie der Pseudometriken bei der Definition der Metrik herausgenommen werden). Auch hier erweist sich damit die Topologie der kompakten Konvergenz als metrisierbar.
Vollständigkeit
Wichtige Abbildungsräume bilden mit der Topologie der kompakten Konvergenz
eine vollständige
uniforme Struktur. Zwei Beispiele: Die Räume
bzw.
der auf einem Gebiet
der komplexe
Zahlenebene stetigen bzw. holomorphen Funktionen bilden bezüglich der
uniformen Struktur der kompakten Konvergenz vollständige uniforme Raume. In
klassischer Formulierung, d.h. ohne topologische Begriffe, lässt sich dies
so aussprechen:
- Sind in einem Gebiet
die Funktionen
,
, alle stetig (bzw. holomorph), und ist die Folge
kompakt konvergent gegen eine Grenzfunktion
, dann ist auch die Grenzfunktion
stetig (bzw. holomorph) in
.
- Analoges gilt für Reihen
und unendliche Produkte
, wenn man sie als Funktionenfolgen betrachtet.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 01.07. 2019