Elektrische Kapazität
Physikalische Größe | ||||||||||||||||
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Name | Elektrische Kapazität | |||||||||||||||
Formelzeichen | ||||||||||||||||
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Die elektrische Kapazität (Formelzeichen ,
von lateinisch capacitas ‚Fassungsvermögen‘;
Adjektiv kapazitiv) ist eine physikalische
Größe aus dem Bereich der Elektrostatik,
Elektronik und Elektrotechnik.
Die elektrische Kapazität zwischen zwei voneinander isolierten elektrisch
leitenden Körpern ist gleich dem Verhältnis der Ladungsmenge ,
die auf diesen Leitern gespeichert ist (
auf dem einen und
auf dem anderen), und der zwischen ihnen herrschenden elektrischen
Spannung
:
Sie wird dabei festgelegt durch die Dielektrizitätskonstante
des isolierenden Mediums sowie die Geometrie der Körper, dazu zählt auch der
Abstand. Dadurch stehen (sofern die Kapazität konstant ist)
und
zueinander in einer proportionalen Beziehung.
Bei Akkumulatoren sowie Batterien
benutzt man den Begriff „Kapazität“
für die maximale Ladungsmenge ,
welche in ihnen gespeichert werden kann. Sie wird in Amperestunden (Ah)
angegeben. Diese Kapazität der elektrischen
Ladung hat jedoch weder etwas mit der hier dargestellten elektrischen
Kapazität (Farad) noch mit der
Leistungskapazität (Watt)
zu tun.
Kapazität eines Kondensators
Eine technische Anwendung findet die Kapazität in Form von elektrischen Kondensatoren, welche durch die Angabe einer bestimmten Kapazität charakterisiert werden. Der Begriff „Kapazität“ wird umgangssprachlich auch synonym für das elektrische Bauelement Kondensator selbst (englisch capacitor) verwendet.
Ein Kondensator ist eine Leiteranordnung mit zwei Elektroden
zur getrennten Speicherung von elektrischer
Ladung
und
.
In physikalischer Sicht rührt der elektrische Fluss
von den getrennten elektrischen Ladungen
und
her, die von der externen Spannungsquelle
mit der Spannung
auf die Elektroden transportiert werden, womit sich:
ergibt. Formal erfolgt dieser Zusammenhang über das Gaußsche Gesetz.
Die elektrische Kapazität eines Kondensators kann dann als das Verhältnis der
Ladungsmenge
zur angelegten Spannung
ausgedrückt werden:
.
Dabei ist
üblicherweise eine konstante Kenngröße, die sich wie folgt ergibt.
Ein Körper, auf den eine positive elektrische Ladung gegeben wird, hat dadurch ein elektrisches Feld, das der Bewegung einer weiteren positiven elektrischen Ladung auf den Körper entgegenwirkt. Befindet sich nun aber ein Körper in der Nähe, der negativ geladen ist, so wird das abstoßende elektrische Feld des positiven Körpers geschwächt (die auf den Körper zu bewegende positive Ladung spürt auch die Kraft der anziehenden negativen Ladung). Damit wird weniger Spannung benötigt um die weitere positive Ladung auf den bereits positiv geladenen Körper zu bewegen, als ohne den zweiten negativ geladenen Körper. Der erste Körper hat also eine höhere Kapazität. Das Gleiche gilt natürlich auch für den zweiten Körper. Die Abschwächung des elektrischen Feldes durch den einen geladenen Körper auf den anderen geladenen Körper wird beeinflusst durch deren Geometrie und die Permittivität des isolierenden Mediums zwischen den beiden Körpern.
In einer vereinfachten Analogie entspricht die Kapazität dem Volumen eines
Druckluftbehälters mit konstanter Temperatur. Der Luftdruck ist dabei analog zur
Spannung
und die Luftmenge analog zur Ladungsmenge
.
Daher ist die Ladungsmenge im Kondensator proportional zur Spannung.
Diese Gesetzmäßigkeit gilt auch für die sogenannte Pseudokapazität, einer innerhalb enger Grenzen spannungsabhängigen elektrochemischen bzw. faradayschen Speicherung elektrischer Energie, die mit in einer Redoxreaktion und mit einem Ladungsaustausch an Elektroden von Superkondensatoren verbunden ist, wobei allerdings im Gegensatz zu Akkumulatoren an den Elektroden keine chemische Stoffänderung eintritt.
Unter anderem die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) befasst sich mit Kapazitätsnormalen.
Einheit
Die elektrische Kapazität wird in der abgeleiteten SI-Einheit Farad gemessen. Ein Farad (1 F) ist diejenige Kapazität, die beim Anlegen einer Spannung von 1 Volt eine Ladungsmenge von 1 Coulomb (1 C = 1 As) speichert:
Ein Kondensator der Kapazität 1 Farad lädt sich bei einem konstanten Ladestrom von 1 Ampere in 1 Sekunde auf die Spannung 1 Volt auf. Die SI-Einheit Farad, genannt zu Ehren des englischen Physikers und Chemikers Michael Faraday, hat sich heutzutage international überall durchgesetzt.
Veraltete Einheit
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Bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Kapazität von Kondensatoren häufig mit der Kapazitätseinheit cm beschriftet. Diese Angabe in Zentimetern rührt daher, dass die Kapazität im heute praktisch kaum noch gebrauchten Gaußschen Einheitensystem in der Längendimension ausgedrückt wird. So weist eine Metallkugel mit 5 cm Radius gegenüber einer sich im Unendlichen befindlichen Gegenelektrode eine Kapazität von 5 cm auf.
Die nebenstehende Abbildung zeigt einen Papierkondensator der Marke SATOR der ehemaligen Firma Kremenezky, Mayer & Co aus dem Jahr 1950 mit einer Kapazität von 5000 cm. Das entspricht der Kapazität einer Metallkugel von 5000 cm Radius. Dargestellt im heute üblichen SI-Einheitensystem sind das ca. 5,6 nF.
Eine Kapazität von 1 cm im Gaußschen Einheitensystem entspricht ca. 1,1 pF im SI-Einheitensystem, der Umrechnungsfaktor ist 4πε0. Diese Umrechnung kommt durch die Definition der Feldkonstante im Gaußschen Einheitensystem zustande:
im Gaußschen Einheitssystem (nicht im Internationalen Einheitensystem (SI))
Kapazität bestimmter Leiteranordnungen
Für die Kapazität einer Reihe von einfachen Leiteranordnungen gibt es analytische Lösungen oder konvergente Reihenentwicklungen. Die folgende Tabelle zeigt einige Beispiele:
Bezeichnung | Kapazität | Schematische Darstellung |
---|---|---|
Plattenkondensator | ![]() | |
Plattenkondensator unterschiedlich große Platten |
||
Koaxialkabel
oder Zylinderkondensator |
![]() | |
Kugelkondensator | ![]() | |
Kugel,
Gegenelektrode mit |
||
Parallele Zylinder (Lecher-Leitung) |
![]() | |
Ein Leiter parallel über ebener Fläche. |
![]() | |
Zwei Kugeln mit identischem Radius |
![]() | |
Kreisscheibe gegen unendlich |
![]() | |
Gerades Drahtstück (langer Zylinder) gegen unendlich |
![]() |
Hierin bezeichnet ggf. A die Fläche der Elektroden, d deren
Abstand, l deren Länge,
sowie
deren Radien
und
die Permittivität (dielektrische Leitfähigkeit) des Dielektrikums. Es gilt
,
wobei
für die elektrische
Feldkonstante und
für die relative Permittivität steht. In der schematischen Darstellung sind die
Leiter hellgrau bzw. dunkelgrau und das Dielektrikum blau gefärbt.
Berechnungen zur Kapazität
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Folgende allgemeine Gleichungen für die Bestimmung der Kapazität gelten für
die jeweils zeitabhängigen Größen Strom ,
Spannung
und Ladung
an einer konstanten elektrischen Kapazität
:
Ein Ausdruck für die Kapazität einer beliebigen Elektrodenanordnung oder Ladungsverteilung lässt sich mittels des Gaußschen Satzes herleiten:
Dabei beträgt die dielektrische
Verschiebung ,
also:
Für ein Vakuum vereinfacht sich diese Gleichung wegen
zu:
Eine Berechnung der Kapazität erfordert die Kenntnis des elektrischen Feldes.
Hierfür ist die Laplace-Gleichung
mit einem konstanten Potential
auf den Leiteroberflächen zu lösen. In komplizierteren Fällen existiert keine
geschlossene Form der Lösung.
Messen der Kapazität
Das Messen der Kapazität dient nicht nur der Kontrolle der Kapazität eines Kondensators (Bauteil), sondern wird beispielsweise in kapazitiven Abstandssensor zur Abstandsbestimmung herangezogen. Auch weitere Sensoren (Druck, Feuchte, Gase) beruhen oft auf einer Kapazitätsmessung.
Entsprechend den oben genannten Zusammenhängen kann die Kapazität folgendermaßen bestimmt werden:
- Laden mit konstantem Strom und Beobachten der Spannungsanstiegsgeschwindigkeit
- Messen der Resonanzfrequenz eines mit der Kapazität gebildeten LC-Schwingkreises
- Anlegen einer Wechselspannung und Messen des Stromverlaufes
Insbesondere das letztgenannte Verfahren wird in Kapazitätsmessgeräten angewendet, wobei nicht nur die Größe des Stromes, sondern auch seine Phasenlage zur Spannung erfasst wird. Auf diese Weise kann auch die Impedanz und der Verlustwinkel bzw. der Gütefaktor des Kondensators bestimmt werden.
Literatur
- Karl Küpfmüller, Wolfgang Mathis, Albrecht Reibiger: Theoretische Elektrotechnik. 18. Auflage. Springer, 2008, ISBN 978-3-540-78589-7.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 29.05. 2022