Hausdorff-Dimension
Die Hausdorff-Dimension wurde von Felix Hausdorff eingeführt und bietet die Möglichkeit, beliebigen metrischen Räumen eine Dimension zuzuordnen. Für einfache geometrische Objekte wie Strecken, Vielecke, Quader und Ähnliches stimmt ihr Wert mit dem des gewöhnlichen Dimensionsbegriffes überein. Im Allgemeinen ist ihr Zahlenwert jedoch nicht unbedingt eine natürliche Zahl, sondern kann auch eine rationale oder eine irrationale Zahl sein, wie beispielsweise bei der Anwendung als fraktale Dimension.
Vereinfachte Definition
Die folgende Darstellung ist eine vereinfachte Definition
der Hausdorff-Dimension für eine Punktmenge endlicher Ausdehnung in einem
dreidimensionalen Raum.
Dazu betrachtet man die Anzahl
der Kugeln mit
dem Radius
,
die mindestens erforderlich ist, um die Punktmenge zu überdecken. Diese
Mindestanzahl ist eine Funktion
des Radius
.
Je kleiner der Radius ist, umso größer ist
.
Aus der Potenz
von
,
mit der
für den Limes
gegen Null anwächst, berechnet sich die Hausdorff-Dimension
und zwar nach
und damit
.
Anstelle von Kugeln können ebenso gut Würfel oder vergleichbare Objekte verwendet werden. Bei Punktemengen in der Ebene können auch Kreise zur Überdeckung verwendet werden. Bei Punktmengen in mehr als drei Dimensionen müssen entsprechend höherdimensionale Kugeln verwendet werden.
Für eine gewöhnliche endliche Kurve
wächst die Zahl der erforderlichen Kugeln umgekehrt proportional zum
Kugelradius. Eine Kurve hat daher die Hausdorff-Dimension .
Für eine gewöhnliche endliche Fläche wie beispielsweise ein Rechteck wächst die Zahl der
erforderlichen Kugeln dagegen proportional zu
.
Es gilt daher
.
Für den Spezialfall eines geometrischen Objekts, welches aus
disjunkten Teilobjekten besteht, die im Maßstab
verkleinerte Kopien des Gesamtobjekts darstellen, ergibt sich für die
Hausdorff-Dimension
.
Haben die
Teilobjekte verschiedene Größe, so ist
durch
definiert, wobei
die einzelnen Maßstäbe sind (
).
Man spricht in diesen Fällen auch von Ähnlichkeits-Dimension. Beispiele
für die Ähnlichkeits-Dimension:
- Ein Quadrat
setzt sich aus 9 Quadraten von 1/3 Seitenlänge zusammen, seine
Hausdorff-Dimension ist
- Die Koch-Kurve, ein
Fraktal, besteht aus 4
jeweils im Maßstab 1:3 verkleinerten Kopien der Gesamtkurve. Es ergibt sich
nach
eine nicht-ganzzahlige Dimension.
Es ist jedoch zu beachten, dass diese vereinfachte Definition sich nicht generell mit der exakten Definition (s.u.) deckt. Beispielsweise bei einer Kochkurve mit räumlich variierender Iterationstiefe oder Ähnlichem kann die so definierte Dimension von der tatsächlichen Hausdorff-Dimension abweichen.
Für eine numerische Bestimmung der Hausdorff-Dimension einer gegebenen Punktmenge lässt sich der so genannte Boxcounting-Algorithmus verwenden. Aber auch hier gilt das nur, solange die Hausdorff-Dimension mit der Boxcounting-Dimension übereinstimmt, was in Spezialfällen nicht zutrifft. Bei einer Einbettung in einen zweidimensionalen Raum überdeckt man die Menge mit einem lückenlosen regelmäßigen Raster aus Quadraten und ermittelt die Zahl der Quadrate, die Punkte aus der Menge enthalten, in Abhängigkeit von der Kantenlänge. Eine numerische Extrapolation der obigen Definitionsgleichung für die Kantenlänge gegen Null liefert näherungsweise die Hausdorff-Dimension.
Definition über das Hausdorff-Maß
Eine mathematisch exakte Definition der Hausdorff-Dimension
einer beschränkten Teilmenge
erfolgt über das Hausdorff-Maß
,
das dieser Menge zu jeder Dimension
zugeordnet wird. Danach ist die Hausdorff-Dimension von
definiert als das Infimum
aller
,
für die
ist, oder äquivalent dazu als das Supremum
aller
,
für die
gilt, das heißt
Für festes
haben also Mengen, deren Hausdorff-Dimension kleiner als
ist, das
-dimensionale
Maß null, während Mengen größerer Dimension unendliches
-dimensionales
Maß haben. Das entspricht der Tatsache, dass beispielsweise eine Strecke als
Teilmenge der Ebene das Lebesgue-Maß
Null hat.
Zur Definition des Hausdorff-Maßes betrachte man die Größe
für beliebige
und
,
wobei
alle Überdeckungen
von
durch abzählbar
viele Mengen
durchläuft, deren jeweilige Durchmesser
kleiner als
sind. Das
-dimensionale
Hausdorff-Maß von
ist nun definiert als
Beispiel
Die Bestimmung der Hausdorff-Dimension einer eindimensionalen Strecke anhand
der Menge
erfolgt folgendermaßen:
1. Das Hausdorff-Maß für :
- Für
sei die natürliche Zahl
so gewählt, dass
gilt. Mit der speziellen Überdeckung
für
,
für
- folgt
- also
2. Das Hausdorff-Maß für :
- Wegen
ist
- Da die
das Einheitsintervall
überdecken, ist die Summe ihrer Durchmesser mindestens 1:
-
- Damit folgt
- also
3. Das Hausdorff-Maß für :
- Setzt man die beiden Argumente aus dem ersten und zweiten Fall zusammen,
dann erhält man
Es ist also .
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 11.05. 2021