Freiheitsgrad (Statistik)
In der Statistik bezeichnet man als
Freiheitsgrade die Anzahl unabhängiger („frei“ verfügbarer)
Beobachtungen. Oft werden mithilfe einer Stichprobe
die unbekannten Parameter
einer Grundgesamtheit
geschätzt.
Die Anzahl
der unabhängigen Beobachtungswerte abzüglich der Anzahl
der schätzbaren Parameter wird als Anzahl der Freiheitsgrade
bezeichnet:
Die Freiheitsgrade kann man auch als Anzahl der „überflüssigen“ Messungen interpretieren, die nicht zur Bestimmung der Parameter benötigt werden.
Die Freiheitsgrade werden bei der Schätzung von Varianzen benötigt. Außerdem sind verschiedene Wahrscheinlichkeitsverteilungen, mit denen anhand der Stichprobe Hypothesentests durchgeführt werden, von den Freiheitsgraden abhängig.
Eine Stichprobe besteht aus mehr Messwerten (),
als (schätzbare) Parameter (
)
vorhanden sind, so dass Abweichungen (Residuen)
zwischen den Messwerten und den aus den geschätzten Parametern abgeleiteten
Sollwerten bestehen. Diese
Residuen sind zusätzlich zu den Parametern zu schätzen. Ohne die Beobachtungen
zu kennen, lassen sich bereits
Bedingungen für die Residuen aufstellen, so dass nur noch
unabhängige Residuen verbleiben. Aus
Beobachtungen lassen sich also
Parameter und
unabhängige Residuen schätzen.
Beispiel
Zur Schätzung des Erwartungswertes
und der Varianz
einer Grundgesamtheit liegen
Zufallsvariablen
vor. Zuerst ist der Erwartungswert zu schätzen, es liegt hier
Parameter vor. Mit Hilfe des Kleinste-Quadrate-Kriteriums
,
erhält man die Schätzung
des Erwartungswertes als Stichprobenmittel:
.
Für die Summe der Residuen
mit einem zu schätzenden Parameter (
)
gilt, dass ihre Summe Null ist (analog zur Schwerpunkteigenschaft
des arithmetischen Mittels):
.
Für die Schätzung der Varianz wird die Quadratsumme
benötigt. Diese Quadratsumme hat
Freiheitsgrade, entsprechend der Anzahl der unabhängigen Residuen. Der
Erwartungswert der Quadratsumme ist allgemein
.
Für eine erwartungstreue Schätzung der Varianz der Grundgesamtheit wird die Quadratsumme der Residuen daher durch die Zahl der Freiheitsgrade geteilt und man erhält die Stichprobenvarianz
.
Da diese Varianz erwartungstreu ist gilt für sie .
Wenn der Erwartungswert der Grundgesamtheit bekannt ist, liegt kein zu
schätzender Parameter vor; es ist also .
In diesem Fall hat der Schätzer der Varianz
Freiheitsgrade:
.
Freiheitsgrade als Parameter von Verteilungen
Die Zahl der Freiheitsgrade ist auch Parameter mehrerer Verteilungen. Wenn
die Beobachtungen normalverteilt
sind, besitzt der Quotient aus der Quadratsumme
der Residuen und der Varianz
die
-Verteilung
mit
Freiheitsgraden:
.
Weitere von der Zahl der Freiheitsgrade abhängige Verteilungen sind die
-Verteilung
und die
-Verteilung.
Diese Verteilungen werden für die Schätzung von Konfidenzintervallen
der Parameter und für Hypothesentests benötigt.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 13.04. 2020