Differenzenrechnung
Die Differenzenrechnung ist ein Teilgebiet der Mathematik, das die diskrete Entsprechung zur Analysis (Differenzial- und Integralrechnung) bildet. Während sich die Analysis mit Funktionen beschäftigt, die auf kontinuierlichen Räumen definiert sind (um einen Grenzwertbegriff etablieren zu können), im Besonderen mit Funktionen auf den reellen Zahlen, interessiert man sich in der Differenzenrechnung für Funktionen auf den ganzen Zahlen ℤ. Die Differenzenrechnung kann zur Berechnung von Reihen angewandt werden.
Differenzen und Summen
Die bekannte kontinuierliche
Differentialrechnung basiert auf dem Differenzialoperator
,
der wie folgt definiert ist:
Die Differenzenrechnung hingegen verwendet einen sogenannten
Differenzenoperator :
.
Die umgekehrte Operation wird nicht wie in der kontinuierlichen
Differentialrechnung mit dem unbestimmten
Integral, sondern mit einer unbestimmten Summe
erreicht, die sich zum Differenzenoperator wie folgt verhält:
.
verhält sich hier zu
wie
zu
in der kontinuierlichen Differentialrechnung.
steht für den Wert einer beliebigen Funktion, die für ganzzahlige
konstant ist (
).
Das Pendant zu bestimmten Integralen sind bestimmte Summen. Diese entsprechen gewöhnlichen Summen ohne den Wert am höchsten Index:
.
Eigenschaften
Invariante Funktion
Eine unter dem Differenzialoperator invariante Funktion ist die Exponentialfunktion der Basis e. In der Differenzenrechnung ist die Exponentialfunktion der Basis 2 invariant, wie sich leicht ermitteln lässt:
Fallende Fakultäten
Eine einfache Rechenregel gibt es für fallende
Fakultäten, die für jede Ganzzahl
wie folgt definiert sind:
Dieser Ausdruck verhält sich in der Differenzenrechnung folgendermaßen:
wobei
die
-te
harmonische
Zahl ist. Die harmonische Reihe ist somit das Gegenstück zum natürlichen Logarithmus.
Die Übereinstimmung geht so weit, dass
ebenfalls gilt.
Fallende Fakultäten und Potenzen können stets mittels Stirling-Zahlen erster bzw. zweiter Art ineinander umgewandelt werden:
,
Außerdem gilt der binomische Lehrsatz auch für fallende Fakultäten.
Beispiel zur Berechnung der Summe der ersten
Quadratzahlen:
.
Produktregel und partielle Summation
Die Produktregel der kontinuierlichen Differentialrechnung ist in folgender Form gültig:
.
Diese Regel lässt sich durch Einführung eines Verschiebeoperators
,
definiert als
,
kompakter ausdrücken:
.
Die Umstellung der Terme führt zur Formel der partiellen Summation ähnlich der partiellen Integration:
.
Beispiel zur Berechnung der Summe :
Hier ist
und
,
sodass
,
und
.
Die Formel zur partiellen Summation ergibt: .
Dies führt schließlich zur Lösung:
Siehe auch
Literatur
- A. O. Gelfond: Differenzenrechnung. Dt. Verlag d. Wiss., Berlin, 1958
- Ronald Graham u. a.: Concrete Mathematics. Addison-Wesley, Upper Saddle River 2008, ISBN 0-201-55802-5
- N. E. Nörlund: Vorlesungen über Differenzenrechnung. Springer-Verlag, Berlin, 1924; Reprint Chelsea, New York, 1954



© biancahoegel.de
Datum der letzten Änderung: Jena, den: 16.11. 2021