Modulraum
In der Mathematik bezeichnet man einen geometrischen Raum, dessen Punkte den verschiedenen mathematischen Objekten eines bestimmten Typs entsprechen, als Modulraum dieser Objekte.
Beispielsweise ist die projektive
Ebene
der Modulraum aller Geraden durch den Nullpunkt im
.
Der Modulraum der elliptischen
Kurven über
ist die Modulkurve
In der algebraischen Geometrie hat man für die Klassifikation algebraisch-geometrischer Objekte die Definitionen eines feinen Modulraums und eines groben Modulraums. Der feine Modulraum hat bessere Eigenschaften, existiert aber nicht immer.
Daneben spricht man auch in anderen Gebieten der Mathematik von Modulräumen mathematischer Objekte, ohne dass es für diesen Begriff eine einheitliche Definition gäbe. Beispielsweise ist in der symplektischen Geometrie der Modulraum der pseudoholomorphen Kurven von großer Bedeutung oder in der Teichmüller-Theorie der Modulraum hyperbolischer Metriken.
Beispiel
Die projektive
Ebene
ist per Definition die Menge der 1-dimensionalen Unterräume des Vektorraums
.
Sie lässt sich mit einem differenzierbaren
Atlas versehen, so dass durch eine differenzierbare Mannigfaltigkeit
parametrisierte Familien 1-dimensionaler Unterräume des
gerade den differenzierbaren Abbildungen
entsprechen, die Punkten
jeweils die dem Parameter
entsprechende Gerade in
,
also einen Punkt
zuordnen.
Ähnlich lassen sich projektive
Räume als Modulräume 1-dimensionaler Unterräume eines
und allgemeiner Graßmann-Mannigfaltigkeiten
als Modulräume k-dimensionaler Unterräume eines
interpretieren.
Modulräume in der algebraischen Geometrie: Definitionen
Feiner Modulraum
Sei
ein Funktor
von der Kategorie der Schemata
in die Kategorie der Mengen, der jedem Schema
die Menge der Familien gewisser geometrischer Objekte mit Basis
zuordnet. Dann ist
der feine Modulraum für den Funktor
,
wenn es einen Isomorphismus
gibt.
Die universelle Familie ist die Familie über ,
die der Identitätsabbildung
entspricht.
Grober Modulraum
Sei
ein Funktor von der Kategorie der Schemata in die Kategorie der Mengen, der
jedem Schema
die Menge der Familien gewisser geometrischer Objekte mit Basis
zuordnet. Dann ist
ein grober Modulraum für den Funktor
,
wenn es eine natürliche
Transformation
gibt, die universell bzgl. aller natürlichen Transformationen ist.
Zu einem groben Modulraum gibt es im Allgemeinen keine universelle Familie.
Beispiele
![](bilder/220px-Spinorial_object_mobius_band.png)
- Der feine Modulraum der Äquivalenzklassen
endlicher Mengen
modulo Bijektion
ist die Menge der natürlichen Zahlen
.
- Der feine Modulraum 1-dimensionaler Unterräume des
ist die projektive Ebene.
- Es gibt bis auf Isomorphismus nur einen 1-dimensionalen Vektorraum und
tatsächlich ist der Punkt ein grober Modulraum 1-dimensionaler Vektorräume. Er
ist aber kein feiner Modulraum, denn das Möbiusband
als 1-dimensionales Vektorbündel
über dem Kreis entspricht keiner Abbildung
. Der Punkt ist aber ein feiner Modulraum für die Äquivalenzklassen
aus einem 1-dimensionalen Vektorraum
und einem von
verschiedenen Element
, denn das Möbiusband als 1-dimensionales Vektorbündel hat keinen Schnitt ohne Nullstellen.
4-Tupel von Punkten auf der projektiven Geraden
![](bilder/220px-Projection_geometry.svg.png)
Der feine Modulraum für die Quadrupel paarweise verschiedener Punkte auf der
projektiven
Geraden
ist offensichtlich
.
Die universelle Familie ist eine Teilmenge von ,
nämlich die Vereinigung der Bilder der durch
für
gegebenen Schnitte
.
Zwei Quadrupel heißen projektiv äquivalent, wenn es einen projektiven
Automorphismus
gibt, der das eine Quadrupel auf das andere abbildet. Bekanntlich ist das Doppelverhältnis
eines Quadrupels paarweise verschiedener Punkte ein Element aus
und zwei solche Quadrupel sind genau dann projektiv äquivalent, wenn sie
dasselbe Doppelverhältnis haben. Daraus kann man leicht herleiten, dass
der feine Modulraum für Quadrupel modulo projektiver Äquivalenz und
die universelle Familie ist.
Modulräume in anderen Gebieten der Mathematik
- Modulraum der Riemannschen Metriken auf einer differenzierbaren Mannigfaltigkeit
- Modulraum der pseudoholomorphen Kurven in einer symplektischen Mannigfaltigkeit
- Modulraum der flachen Zusammenhänge eines Prinzipalbündels
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 15.07. 2021