Lebesguesches Prämaß

Der Lebesguesche Inhalt und das Lebesguesche Prämaß sind zwei eng verwandte Mengenfunktionen der Maßtheorie, einem Teilgebiet der Mathematik. Aufbauend auf diesen Begriffen wird das Lebesgue-Maß konstruiert, dieses wiederum liefert das Lebesgue-Integral, das eine Verallgemeinerung des Riemann-Integrals ist.

Lebesguescher Inhalt

Gegeben sei {\mathcal  {I}}:=\{(a,b]\mid a,b\in {\mathbb  {R}},a\leq b\} der Halbring der halboffenen Intervalle. Dann heißt der Inhalt

\lambda ^{*}\colon {\mathcal  {I}}\mapsto [0,\infty ],\,\lambda ^{*}((a,b])=b-a

der Lebesguesche Inhalt. Er ist σ-endlich.

Er lässt sich auf den von dem Halbring {\mathcal  {I}} erzeugten Ring

{\mathcal  {S}}:=\left\{\left.\bigcup _{{j=1}}^{n}I_{j}\,\right|\,I_{1},\dotsc ,I_{n}\in {\mathcal  {I}},I_{j}\,{\text{ paarweise disjunkt }}\right\}

fortsetzen durch

\lambda '(I)=\sum _{{i=1}}^{n}\lambda ^{*}(I_{i}),\ {\text{ wenn }}\,I=\biguplus _{{i=1}}^{n}I_{i}.

Hierbei ist I\in {\mathcal  {S}} und I_{i}\in {\mathcal  {I}}.

Lebesguesches Prämaß

Tatsächlich ist der Lebesguesche Inhalt bereits ein Prämaß, er ist also σ-additiv. Demnach gilt

\lambda \left(\bigcup _{{i=1}}^{\infty }I_{i}\right)=\sum _{{i=1}}^{\infty }\lambda (I_{i}),

wenn die I_{i} paarweise disjunkt sind und \bigcup _{{i=1}}^{\infty }I_{i}\in {\mathcal  {I}} gilt. Dies lässt sich wie folgt einsehen: Gegeben sei ein Intervall

\bigcup _{{i=1}}^{\infty }I_{i}=:I\in {\mathcal  {I}}.

Dann enthält dieses Intervall den Abschluss \overline {H} eines Intervalls und jedes der Intervalle I_{i} ist selbst im Inneren J_{i}^{\circ } eines weiteren Intervalls enthalten. Somit ist

\overline {H}\subset \bigcup _{{i=1}}^{\infty }J_{i}^{\circ }.

Da aber \overline {H} kompakt ist, existiert eine endliche Teilüberdeckung an J_{i}^{\circ }. Nun lassen sich aber alle betreffenden Intervalle so wählen, dass

(1-\epsilon )\lambda (I)\leq \lambda (H){\text{ und }}\lambda (J_{i})\leq (1+\epsilon )\lambda (I_{i})

gilt. Mit der Endlichkeit der Überdeckung folgt daraus die σ-Subadditivität von  \lambda . Diese ist jedoch bei Inhalten äquivalent zur σ-Additivität, der Inhalt ist also ein Prämaß. Die Fortsetzung auf den erzeugten Ring funktioniert identisch wie oben, ebenso bleibt die σ-Endlichkeit erhalten.

Alternativ zu dem hier angedeuteten direkten Nachweis der σ-Additivität kann man das Lebesguesche Prämaß auch als Spezialfall des Lebesgue-Stieltjesschen Prämaßes ansehen und die σ-Additivität aus der σ-Additivität des Lebesgue-Stieltjesschen Prämaßes ableiten.

Höherdimensionaler Fall

Wählt man als Grundmenge den {\mathbb  {R}}^{n}, so lässt sich das n-dimensionale Lebesguesche Prämaß auf dem Halbring der halboffenen Quader

{\mathcal  I}^{n}:=\{(a,b]\mid a,b\in \mathbb{R} ^{n},a<b\}

definieren, wobei hier

(a,b]:=\{(x_{1},\dots ,x_{n})\in \mathbb{R} ^{n}\mid a_{1}<x_{1}\leq b_{1},\dots ,a_{n}<x_{n}\leq b_{n}\}

bedeutet. Man setzt dann als Lebesguesches Prämaß

\lambda ^{n}((a,b]):=\prod _{{i=1}}^{n}(b_{i}-a_{i})

Dies ist genau das elementargeometrische Volumen eines Quaders, nämlich das Produkt der Seitenlängen, im zweidimensionalen Fall handelt es sich um den Flächeninhalt eines Rechtecks. Sowohl der Nachweis der σ-Additivität als auch die Fortsetzung auf den von {\mathcal  {I}}^{n} erzeugten Ring laufen analog zum eindimensionalen Fall.

Bemerkung

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Basierend auf einem Artikel in: Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung:  Jena, den: 01.10. 2019