Der Kantenzusammenhang eines Graphen ist ein wichtiger Begriff in der Graphentheorie und eine Verallgemeinerung des Zusammenhangs.
Anschaulich ist der Kantenzusammenhang ein Maß dafür, wie schwer es ist, einen Graphen durch Löschen von Kanten
in 2 Komponenten zu zerlegen. Ist der Kantenzusammenhang groß, so müssen viele Kanten gelöscht werden.
Definition
Ein einfacher Graph
heißt k-fach kantenzusammenhängend, wenn es keinen Trenner
mit maximal
-elementiger Kantenmenge
und leerer Knotenmenge
in
gibt (in Multigraphen kann man Kanten entsprechend ihrer
Vielfachheit
mehrfach entfernen). Äquivalent dazu ist, dass
für alle Kantenmengen der Mächtigkeit
zusammenhängend ist. Als Kantenzusammenhangszahl eines Graphen
bezeichnet man das größte
,
sodass -fach
kantenzusammenhängend ist. Äquivalent dazu ist, dass die Kantenzusammenhangszahl die kleinste Mächtigkeit eines Trenners von
mit leerer Knotenmenge ist.
Beispiel
Das ist das Haus vom Nikolaus
Betrachte als Beispiel das rechts dargestellte Haus vom Nikolaus. Es ist
2-kantenzusammenhängend, da keine Trenner existieren, die nur aus einer Kante bestehen. Äquivalent dazu ist, dass keine
Brücke existiert. Betrachtet man aber nun z. B.
den Knoten 5, so zerfällt der Graph beim
Löschen der beiden zum Knoten 5 inzidenten Kanten in 2 Zusammenhangskomponenten: den Knoten 5 selbst und alle anderen Knoten. Das Haus ist also 1-fach und 2-fach
kantenzusammenhängend und seine Kantenzusammenhangszahl ist
. In diesem Fall stimmt die Kantenzusammenhangszahl also mit dem
Minimalgrad des Graphen überein.
ist genau dann 2-fach kantenzusammenhängend, wenn
zusammenhängend ist und keine Brücke enthält.
ist genau dann
-fach
kantenzusammenhängend, wenn
zwischen je zwei Ecken
kantendisjunkte Wege enthält. Diese Aussage ist auch als die globale Version des
Satzes von Menger bekannt.
Verwandte Begriffe
Der k-Zusammenhang ist ein zum Kantenzusammenhang ähnlicher Begriff, bloß dass nur Trenner mit leerer Kantenmenge
und eine beliebige Knotenmenge betrachtet werden. Der k-Zusammenhang gibt also ein Maß dafür an, wie viele Knoten aus einem Graphen entfernt werden müssen, so dass dieser
in verschiedene Komponenten zerfällt. Ein zum Kantenzusammenhang ähnlicher Begriff für gerichtete Graphen
ist der Bogenzusammenhang.
Algorithmen
Es gibt einen Algorithmus, der in polynomiellerLaufzeit das größte
bestimmt, für das ein Graph-kantenzusammenhängend ist. Ein einfacher Algorithmus würde für jedes Paar
von Knoten den maximalen Fluss von
nach
bestimmen, wobei die Kapazität aller Kanten des Graphen für beide Richtungen auf 1 gesetzt wird. Ein Graph ist
genau dann
-kantenzusammenhängend, wenn der maximale Fluss von
nach
für jedes Paar
mindestens
beträgt, also ist
der minimale
--Fluss unter allen Knotenpaaren
.
Wenn
die Anzahl der Knoten des Graphen ist,
würde dieser einfache Algorithmus Iterationen des Problems des maximalen Flusses Maximum-Flow-Problems ausführen, das in der Laufzeit
gelöst werden kann. Daher ist die Komplexität
des oben beschriebenen einfachen Algorithmus insgesamt
.
Ein verbesserter Algorithmus löst das Problem des maximalen Flusses für jedes Paar
,
wobei
willkürlich festgelegt ist, während
über alle Knoten variiert. Dies reduziert die Komplexität auf
.
Es kann durch einen Algorithmus von Gabow weiter verbessert werden, der im Worst Case die
Laufzeit
hat.[1]
Die Karger-Stein-Variante des Algorithmus von Karger bietet einen schnelleren randomisierten Algorithmus zur Bestimmung der Zusammenhangs des Graphen mit der erwarteten Laufzeit.[2]
Das verwandte Problem, einen minimalen
-kantenzusammenhängenden spannenden Teilgraphen eines Graphen zu finden, ist
NP-schwer für
.
Dabei muss der Teilgraph alle Knoten, aber möglichst wenige Kanten enthalten, sodass er nach dem Entfernen von
Kanten immer noch zusammenhängend ist.[3]
Literatur
Reinhard Diestel: Graphentheorie. Springer, Berlin 2010, ISBN 978-3-642-14911-5 (354 S.).
Einzelnachweise
↑ Harold N. Gabow. A matroid approach to finding edge connectivity and packing arborescences. J. Comput. Syst.
Sci., 50(2):259–273, 1995.
↑ David R. Karger, Clifford Stein: A new approach to the
minimum cut problem. In: Journal of the ACM. Vol. 43, Nr.4, 1996,
S.601,
doi: 10.1145/234533.234534 (englisch,
columbia.edu [PDF]).
↑ M.R. Garey and D.S. Johnson. Computers and Intractability: a Guide to the Theory of NP-Completeness.
Freeman, San Francisco, CA, 1979.