Satz von Cauchy (Gruppentheorie)
Der Satz von Cauchy ist ein mathematischer Satz der Gruppentheorie, der die Existenz von Elementen in einer endlichen Gruppe mit bestimmten Ordnungen nachweist. Der Satz ist nach dem französischen Mathematiker Augustin-Louis Cauchy benannt, der ihn 1845 bewiesen hat.
Aussage
Der Satz von Cauchy besagt:
- Wenn eine Primzahl
die Gruppenordnung einer endlichen Gruppe
teilt, dann enthält
ein Element der Ordnung
.
Einordnung
Der Satz ist eine teilweise Umkehrung des Satzes
von Lagrange, der besagt, dass die Ordnung einer beliebigen Untergruppe
einer endlichen Gruppe
die Ordnung von
teilt: Zu jedem Primteiler
der Gruppenordnung, so ließe sich der Satz von Cauchy auch formulieren,
existiert (wenigstens) eine Untergruppe der Ordnung
.
Man kann den Satz auch als Spezialfall des 1.
Sylow-Satzes betrachten, der besagt, dass es zu jedem Teiler
der Gruppenordnung, der eine Primzahlpotenz
ist, eine Untergruppe der Ordnung
,
also eine p-Untergruppe von
gibt. Die Sylow-Sätze wurden von Peter Ludwig Mejdell Sylow erheblich später als der Satz von Cauchy, im Jahr 1872
bewiesen und für den induktiv
geführten Beweis des 1. Satzes wird die Aussage des Satzes von Cauchy als
Induktionsanfang benötigt.
Beweis
Der folgende Beweis findet sich im Lehrbuch von Hungerford
und geht auf den Mathematiker J. H. McKay
zurück. Sei
eine endliche Gruppe und
ein Primteiler ihrer Gruppenordnung. Man betrachtet die Menge
aller
-Tupel
mit der Eigenschaft, dass das Produkt
,
also gleich dem neutralen Element
von
ist. Auf dieser Menge operiert
die zyklische
Gruppe mit
Elementen
durch zyklische Vertauschung.
enthält genau
Elemente, denn bei beliebiger Vorgabe der ersten
Gruppenelemente im Tupel gibt es immer genau ein letztes Element, so dass das
Tupel in
liegt – das inverse Element des vorgegebenen Produkts. Ein Element von
wird durch diese Operation von
genau dann fixiert, wenn es als Einträge
mal dasselbe Gruppenelement
hat. Sicher ist das Tupel, das
mal das Einselement
von
enthält, ein solches Fixelement, also existieren solche Fixelemente. Aus der Bahnformel folgt nun, dass
für jede Bahn
in
,
die Anzahl
ihrer Elemente ein Teiler der Ordnung von
,
also von
ist. Da
eine Primzahl ist, kann also nur
oder
gelten. Die Menge
zerfällt nun in solche Bahnen, daher muss die Anzahl der Fixelemente (
)
ein Vielfaches von
sein, da auch
wie
nach Voraussetzung von
geteilt wird. Also gibt es mindestens ein von dem Tupel, das nur das neutrale
Element von
enthält, verschiedenes Fixelement
in
.
Damit aber erfüllt
die Bedingung
und erzeugt daher die gesuchte Untergruppe
mit
Elementen.
Folgerung
Nach dem Satz
von Cayley ist jede endliche Gruppe isomorph zu einer Untergruppe der symmetrischen
Gruppe .
Man kann sich nun fragen, wie groß
für eine solche (treue!) Darstellung als Permutationsgruppe
mindestens sein muss. Ist
die Ordnung der Gruppe
,
dann kann man explizit eine Darstellung mit
angeben, aber dieser Wert ist nur in wenigen Spezialfällen minimal. Ein Element
von Primzahlpotenzordnung
kann nur treu auf einer Menge operieren, die wenigstens
Elemente enthält. Die Existenz eines solchen Elementes kann aus der Ordnung von
allein nur im Fall
gefolgert werden – und das eben ist Cauchys Spezialfall des ersten
Sylowsatzes.
Literatur
- Thomas W. Hungerford: Algebra. 5. Auflage. Springer, New York 1989, ISBN 0-387-90518-9, I.5, S. 93.



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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 08.03. 2017