Gitterebene
Als Gitter- oder Netzebene bezeichnet man in der Kristallographie eine Ebene, die durch Punkte des Kristallgitters aufgespannt wird. Ihre Lage im Raum wird durch die Millerschen Indizes (hkl) beschrieben.
Beschreibung
Ein Kristallgitter lässt sich als ganzzahlige Linearkombination der
Basisvektoren
,
und
(Richtung der Kristallachsen)
beschreiben. Eine Gitterebene ist durch ihre Schnittpunkte mit den
Kristallachsen festgelegt. Die Millerschen Indizes (hkl) bezeichnen die
Ebene, die durch die drei Punkte
,
und
geht. Also schneiden die Kristallachsen des jeweiligen Kristallsystems die
Ebenen gerade an den Kehrwerten
der einzelnen Indizes. Ein Index von Null bezeichnet dabei einen Schnittpunkt im
Unendlichen, das heißt, der zugehörige Basisvektor ist parallel zur Ebene.
Der reziproke Gittervektor
steht senkrecht auf der durch die Millerschen Indizes (hkl) definierten
Gitterebene. Die Vektoren
,
und
bilden die Basisvektoren des reziproken
Gitters.
Eine Gitterebenenschar besteht aus allen parallel
verlaufenden Gitterebenen mit jeweils dem Gitterebenenabstand .
Dieser kann aus den Millerschen Indizes und den reziproken Gittervektoren
berechnet werden:
Für Kristallsysteme mit rechtwinkligen Achsen, also orthorhombische
und höher symmetrische
Gitter (tetragonale
und kubische
Systeme) gilt folgende Formel (,
,
seien die Gitterkonstanten):
Diese vereinfacht sich beispielsweise für kubische Systeme durch Gleichsetzen
von
weiter:
Herleitungen
Eine Ebene
(hkl) ist eindeutig durch drei nicht auf einer Gerade liegende Punkte
definiert. Dies sind hier die Schnittpunkte mit den Kristallachsen: ,
und
.
Die Vorfaktoren
,
,
ergeben sich aus den Kehrwerten der Millerschen Indizes.
Die Punkte auf der Ebene lassen sich durch die Parameterform
beschreiben (mit Aufpunkt und zwei Richtungsvektoren, die in der Ebene liegen
und nicht kollinear
sind). Liegen zwei Punkte in der Ebene, so liegt deren Verbindungsvektor
ebenfalls in der Ebene. Hierüber lassen sich die Richtungsvektoren konstruieren
(
und
).
Als Aufpunkt wähle irgendeinen in der Ebene liegenden Punkt (hier
):
Bildet man das Skalarprodukt
zwischen dem reziproken Gittervektor
und
unter Ausnutzung der Relation
,
so ergibt sich:
Für einen Normalenvektor
der Ebene
sind die Skalarprodukte mit den Richtungsvektoren gleich Null (
und
).
Genau das trifft auf
zu, dieser steht also auf der Ebene (hkl) senkrecht.
Durch den Gitterpunkt am Koordinatenursprung verläuft parallel zur gerade
betrachteten Ebene durch
auch eine Ebene mit den Indizes (hkl). Deren Abstand ist die Projektion
eines Verbindungsvektors beider Ebenen (
)
auf den normierten Normalenvektor (
).
Dies ergibt zusammen mit obiger Rechnung den Gitterebenenabstand:
Im Nenner treten bei der Betragsbildung sowohl die Längen der reziproken
Gittervektoren auf ()
als auch die Projektionen der Gittervektoren aufeinander (
mit
).
Letztere sind bei nicht-orthogonalen Kristallsystemen ungleich Null:
Ein orthorhombisches Kristallsystem ist ein rechtwinkliges Kristallsystem mit drei 90°-Winkeln, jedoch ohne gleich lange Achsen. Die Gittervektoren lauten hier ausgedrückt bzgl. der kanonischen Einheitsbasis:
Und die dazugehörigen reziproken
Gittervektoren sind ebenfalls orthogonal (
für
):
Setze diese in obige allgemeine Formel für den Gitterebenenabstand ein:
Das kubische Kristallsystem ist ebenfalls rechtwinklig, aber zusätzlich sind
die Gitterkonstanten bezüglich jeder Kristallachse gleich
und die Formel vereinfacht sich weiter zu:
Siehe auch
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 26.06. 2021