Räumliches Tensorprodukt

Das im mathematischen Teilgebiet der Funktionalanalysis betrachtete räumliche Tensorprodukt bietet die Möglichkeit, aus C*-Algebren neue zu konstruieren. Im Allgemeinen gibt es mehrere Möglichkeiten, das algebraische Tensorprodukt zweier C*-Algebren zu einer C*-Algebra zu vervollständigen; die hier behandelte C*-Norm auf dem Tensorprodukt erweist sich als minimal unter diesen Möglichkeiten, weshalb man auch vom minimalen Tensorprodukt spricht. Die hier vorgestellte Konstruktion geht auf Masamichi Takesaki zurück.

Definitionen

Es seien A und B zwei C*-Algebren. Eine C*-Norm auf dem algebraischen Tensorprodukt A\odot B ist eine Norm \alpha , so dass

Ist \alpha eine solche C*-Norm, so ist die mit A\otimes_\alpha B bezeichnete Vervollständigung eine C*-Algebra. Ist \alpha eine C*-Norm, die sich für jedes Paar von C*-Algebren A und B definieren lässt, so spricht man von einem \alpha -Tensorprodukt.

Man kann zeigen, dass C*-Normen automatisch die Kreuznormeigenschaft haben, das heißt, es gilt \alpha(a\otimes b) = \|a\|\cdot \|b\| für alle a\in A, b\in B.

In diesem Artikel werden mit Hilfe von Hilberträumen, auf denen die C*-Algebren operieren, mit \sigma bezeichnete C*-Normen definiert, wobei das \sigma wegen der verwendeten Hilberträume an spatial (deutsch: räumlich) erinnern soll.

Konstruktion

Es seien A und B zwei C*-Algebren. Nach dem Satz von Gelfand-Neumark gibt es Hilberträume H und K und isometrische *-Homomorphismen A\rightarrow L(H) und B\rightarrow L(K), das heißt wir können annehmen, dass die C*-Algebren Unteralgebren der vollen Operatorenalgebra über geeigneten Hilberträumen sind. Man kann zum Beispiel die universellen Darstellungen nehmen. Man bildet nun das Hilbertraum-Tensorprodukt H\otimes K und betrachtet ein Element \sum_{i=1}^n a_i\otimes b_i des algebraischen Tensorproduktes A\odot B als Operator auf H\otimes K, der durch

(\sum_{i=1}^n a_i\otimes b_i)(x\otimes y) := \sum_{i=1}^n a_i x\otimes b_i y

definiert ist, wobei Wohldefiniertheit zu zeigen ist. Dann ist klar, dass die Einschränkung \sigma der Operatornorm von L(H\otimes K) auf A\odot B eine C*-Norm ist.

Unabhängigkeit von den Hilberträumen

Obige Konstruktion hängt zunächst von der Wahl der Hilberträume ab. Hier wird eine Formel für die räumliche Norm aufgestellt, die von den Hilberträumen unabhängig ist. Sind f und g Zustände auf A bzw. B, so gibt es genau einen mit f\otimes g bezeichneten Zustand auf A\otimes_\sigma B mit (f\otimes g)(a\otimes b) = f(a)g(b) für alle a\in A und b\in B, den sogenannten Produktzustand aus f und g. Für ein Element c = \sum_{i=1}^n a_i\otimes b_i des algebraischen Tensorproduktes A\odot B gilt nun

\sigma(c)^2 = \sup \frac{(f\otimes g)(s^*c^*cs)}{(f\otimes g)(s^*s)}

wobei das Supremum über alle Zustände f von A, g von B und s\in A\odot B mit (f\otimes g)(s^*s) > 0 gebildet wird. Diese Formel zeigt die Unabhängigkeit von der Wahl der Hilberträume, denn auf der rechten Seite finden sich nur Daten der abstrakten C*-Algebren und ihrem algebraischen Tensorprodukt.

Zur Bezeichnung: Im unten angegebenen Lehrbuch von Kadison und Ringrose wird A\otimes B an Stelle von A\otimes_\sigma B geschrieben, Murphy verwendet die Schreibweise A\otimes_{*} B.

Eigenschaften

Beispiele

Seien A eine C*-Algebra und X ein kompakter Hausdorffraum. C(X,A) sei die Menge aller stetigen Funktionen X\rightarrow A. Für f,g\in C(X,A), {\displaystyle \lambda \in \mathbb {C} } und x\in X definiere:

\begin{array}{rcl}
(\lambda f)(x) &:=& \lambda \cdot f(x) \\
(f+g)(x) &:=& f(x) + g(x) \\
(f\cdot g)(x) &:=& f(x) \cdot g(x) \\
(f^*)(x) &:=& f(x)^*\\
\|f\| &:=&  \sup \{\|f(x)\|;\, x\in X\}\\
\end{array}.

Damit wird C(X,A) zu einer C*-Algebra und man hat einen isometrischen Isomorphismus C(X)\otimes_\sigma A \rightarrow C(X,A), f\otimes a \mapsto f(\cdot)a.

Seien M_{n} die C*-Algebra der komplexen n\times n-Matrizen und A eine C*-Algebra, die auf einem Hilbertraum H operiere. Weiter sei M_n(A) die Algebra der n\times n-Matrizen mit Einträgen aus A; diese operiert in üblicher Weise auf H^{n}, das heißt


\begin{pmatrix} 
a_{1,1} & \ldots & a_{1,n} \\
\vdots & \ddots & \vdots \\
a_{n,1} & \ldots & a_{n,n}
\end{pmatrix}
\begin{pmatrix} 
x_1 \\
\vdots \\
x_n
\end{pmatrix}
=
\begin{pmatrix}
\sum_{j=1}^na_{1,j}x_j \\
\vdots \\
\sum_{j=1}^na_{n,j}x_j
\end{pmatrix}

Dadurch trägt M_n(A) die Norm von L(H^n) und man zeigt, dass M_n\otimes A \cong M_n(A), wobei (c_{i,j})_{i,j} \otimes a auf (c_{i,j}\cdot a)_{i,j} abgebildet wird.

Siehe auch

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Basierend auf einem Artikel in: Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung:  Jena, den: 28.01. 2019