Modus (Stochastik)
Als Modus oder Modalwert bezeichnet man in der Stochastik eine Kennzahl der Verteilung einer Zufallsvariable oder eines Wahrscheinlichkeitsmaßes. Der Modus gehört zu den Lagemaßen und hat somit wie der Erwartungswert und der Median die Aufgabe, die Position einer Verteilung zu charakterisieren.
Der Modus wird über die Wahrscheinlichkeitsdichtefunktionen oder Wahrscheinlichkeitsfunktionen einer Verteilung definiert und ist vom Modus im Sinne der deskriptiven Statistik zu unterscheiden. Dieser ist eine Kennzahl einer Stichprobe (wie das arithmetische Mittel), der Modus in der Stochastik hingegen ist eine Kennzahl einer abstrakten Mengenfunktion (wie der Erwartungswert).
Definition
Über Wahrscheinlichkeitsdichten
Ist eine Zufallsvariable
oder eine Wahrscheinlichkeitsverteilung
mit Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion
gegeben, so heißt
ein Modus oder Modalwert von
oder
,
wenn
ein lokales
Maximum von
ist.
Ist die Zufallsvariable
reellwertig beziehungsweise die Wahrscheinlichkeitsverteilung auf den reellen
Zahlen definiert, so ist dies äquivalent dazu, dass
für alle
für ein .
Über Wahrscheinlichkeitsfunktionen
Es sei eine höchstens
abzählbare Menge
gegeben, deren Elemente
in aufsteigender Ordnung sortiert sind, das heißt
.
Ist dann
eine Zufallsvariable mit Werten in
und Wahrscheinlichkeitsfunktion
oder ist
eine Wahrscheinlichkeitsfunktion auf
mit Wahrscheinlichkeitsfunktion
,
so heißt
ein Modus oder Modalwert von
oder
,
wenn
ist.
Ist spezieller
eine Zufallsvariable mit Werten in
oder
eine Wahrscheinlichkeitsverteilung auf
,
so ist
ein Modus, wenn
ist.
Schwächen
Der Modus ist als Lagemaß nicht immer unproblematisch. So kann er
beispielsweise keine oder nur eine sehr geringe Aussagekraft besitzen.
Betrachtet man die Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion der Exponentialverteilung
zum Parameter
so besitzt diese bei
ein globales Maximum. Damit ist die Null der eindeutige Modus der
Exponentialverteilung. Jedoch ist die Wahrscheinlichkeit, einen Wert kleiner als
Null zu erhalten, gleich null. Dies steht in deutlichen Widerspruch zu der
zugrundeliegenden Idee eines Lagemaßes, das angeben soll, wo sich „viel
Wahrscheinlichkeit“ befindet.
Ebenso muss der Modus im Allgemeinen nicht eindeutig sein (siehe unten). Im
Extremfall der stetigen
Gleichverteilung, welche die Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion
besitzt, ist jeder Wert in dem Intervall
ein Modus.
Aufbauende Begriffe
Verteilungen, welche nur einen Modus besitzen, werden als unimodale Verteilungen bezeichnet.
Verteilungen mit mehr als einem Modus werden als multimodale Verteilungen bezeichnet und weiter nach der Anzahl ihrer Modi unterschieden. So spricht man auch von bimodalen Verteilungen (zwei Modi) oder trimodalen Verteilungen (drei Modi).
Abgrenzung
Der Modus (im Sinne der Statistik) kann jeder Stichprobe zugeordnet werden, die nominal skaliert ist, deren Elemente sich also in bestimmte Kategorien gruppieren lassen. Somit ist der Modus eine Kennzahl einer Stichprobe, also einer Anordnung von Ergebnissen eines durchgeführten Zufallsexperimentes.
Der Modus (im Sinne der Wahrscheinlichkeitstheorie) ist eine Kennzahl einer Wahrscheinlichkeitsverteilung. Diese ist eine Abbildung, welche speziellen Mengen eine Zahl zuordnet und ist damit von einer Stichprobe zu unterscheiden.
Die beiden Modus-Begriffe sind also verschieden, insbesondere da sie
andersartigen mathematische Konstrukten Zahlen zuordnen: Einmal der Stichprobe,
einmal der Wahrscheinlichkeitsverteilung. Beide Begriffe lassen sich über die
empirische
Verteilung verknüpfen. Ist eine Stichprobe
gegeben, so entspricht der Modus der Stichprobe
dem Modus (im Sinne der Wahrscheinlichkeitstheorie) der empirischen Verteilung
von
.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 04.07. 2020