Portmanteau-Theorem
Das Portmanteau-Theorem, auch Portmanteau-Satz genannt (alternative Schreibweise auch Portemanteau-Theorem bzw. Portemanteau-Satz) ist ein Satz aus den mathematischen Teilgebieten der Stochastik und der Maßtheorie. Es listet äquivalente Bedingungen für die schwache Konvergenz von Maßen und ihrem Spezialfall, der Konvergenz in Verteilung von Zufallsvariablen, auf. Diese Bedingungen sind in manchen Situationen einfacher nachzurechnen als die Definition der schwachen Konvergenz. Der Satz geht zurück auf eine Arbeit von Pawel Sergejewitsch Alexandrow aus dem Jahr 1940, wird aber in unterschiedlichsten Varianten unterschiedlicher Notation und Allgemeinheit formuliert und teils noch um eigenständige mathematische Sätze ergänzt.
Formulierungen
Das Portmanteau-Theorem besteht im Wesentlichen aus drei verschiedenen Typen von Aussagen:
- Das Verhalten der Folgen von (Wahrscheinlichkeits)maßen auf bestimmten Mengen
- Das Verhalten bei Erwartungswertbildung/Integration gewisser Funktionenklassen
- Selbstständige mathematische Sätze, die in die Aufzählung mit eingereiht werden.
Diese werden je nach Autor
- für endliche Maße, Wahrscheinlichkeitsmaße, Sub-Wahrscheinlichkeitsmaße oder als Verteilungen von Zufallsvariablen
- auf unterschiedlichen Grundmengen wie
, dem
, polnischen Räume oder metrischen Räumen
- in der dem Themengebiet entsprechenden Notation (Erwartungswert vs
Integral,
vs.
)
formuliert.
Dementsprechend sind viele unterschiedliche Formulierungen in der Literatur zu finden. Dieser Artikel enthält einerseits eine Formulierung für die Konvergenz in Verteilung reellwertiger Zufallsvariablen, welche die für die Stochastik wichtigsten Aussagen enthält. Die zweite Formulierung ist eine allgemeine, maßtheoretische. Sie kann durch entsprechende Einschränkungen auf Spezialfälle angepasst werden.
Abkürzungen und Vorbemerkungen
Wichtig für die Formulierung des Theorems sind die sogenannten -randlosen
Mengen, auch
-Stetigkeitsmengen
genannt. Ist
ein Borelmaß auf einem Hausdorff-Raum und der
Borelschen
σ-Algebra
,
so heißt eine Menge
eine
-randlose
Menge, wenn ihr Rand
eine
-Nullmenge
ist. Es gilt dann also
,
wobei
den Abschluss
und
das Innere der Menge
bezeichnet.
Des Weiteren sei
der Raum der gleichmäßig stetigen beschränkten Funktionen auf
der Raum der beschränkten Funktionen auf
der Raum der Lipschitz-stetigen Funktionen auf
die Menge aller Unstetigeitsstellen der Funktion
Formulierung für Verteilungskonvergenz reeller Zufallsvariablen
Seien
reellwertige
Zufallsvariablen. Dann sind äquivalent:
- Die
konvergieren in Verteilung gegen
- Die Verteilungsfunktionen
konvergieren an jeder Stetigkeitsstelle von
punktweise gegen
(Satz von Helly-Bray).
- Die charakteristischen
Funktionen
konvergieren punktweise gegen
(Stetigkeitssatz von Lévy)
- Es gilt für alle
:
.
- Es ist
für alle
-randlosen Mengen.
- Für alle offenen Mengen
gilt
.
- Für alle abgeschlossenen Mengen
gilt
.
Maßtheoretische Formulierung
Gegeben sei ein metrischer Raum
sowie die dazugehörige Borelsche
σ-Algebra
.
Für endliche Maße
auf dem Messraum
sind die folgenden Aussagen äquivalent:
- Die
konvergieren schwach gegen
- Für alle
gilt
- Für alle
gilt
- Für alle messbaren
mit
gilt
- Für jede
-randlose Menge
gilt
- Es ist
und für jede offene Menge
ist
.
- Es ist
und für jede abgeschlossene Menge
ist
.
Ist
zusätzlich lokalkompakt
und polnisch,
so lässt sich die Liste um die folgenden beiden Aussagen erweitern:
- Die
konvergieren vage gegen
und
- Die
konvergieren vage gegen
und
Für endliche Maße auf
gilt außerdem zusätzlich:
- Eine Folge von endlichen Maßen auf
konvergiert genau dann schwach gegen ein Maß
, wenn eine reelle Folge
existiert, so dass die Folge von Verteilungsfunktionen (im Sinne der Maßtheorie)
schwach gegen die Verteilungsfunktion von
konvergiert (Satz von Helly-Bray).
Weitere Formulierungen
Es existieren noch weitere äquivalente Formulierungen für die schwache Konvergenz. Teils finden sich noch weitere trennende Familien (differenzierbare Funktionen, Einschränkung der Eigenschaften durch Gültigkeit mit Ausnahme einer Nullmenge etc.) Nicht alle sind hier mit aufgezählt.
Des Weiteren existieren noch äquivalente Formulierungen der schwachen Konvergenz, die meist nicht in das Theorem mit aufgenommen werden. Dazu zählt beispielsweise die Metrisierung der entsprechenden Topologie mittels der Prochorow-Metrik oder Straffheitskriterien für die Folge von Wahrscheinlichkeitsmaßen.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 29.10. 2019