Straffes Maß
Ein Straffes Maß ist ein mathematischer Begriff aus der Maßtheorie, einem Teilgebiet der Mathematik, das sich mit der Untersuchung von abstrahierten Volumenbegriffen beschäftigt und die Basis für die Stochastik und die Integrationstheorie liefert. Straffheit ist eine Eigenschaft, die endlichen Maßen sowie Familien und Folgen von endlichen Maßen zukommen kann. Verwendung finden straffe Familien von Maßen beispielsweise bei der Formulierung des Satzes von Prochorow, wo sie zur Charakterisierung von schwach relativ folgenkompakten Mengen von endlichen Maßen auf polnischen Räumen herangezogen werden. Die schwach relativ folgenkompakten Mengen sind von großer Bedeutung, da jede Folge von Elementen aus solch einer Menge immer eine schwache konvergente Teilfolge besitzt.
Definition
Gegeben sei ein metrischer
Raum ,
versehen mit der Borelschen
σ-Algebra
.
Ein endliches Maß auf
heißt ein straffes Maß, wenn zu jedem
eine kompakte
Menge
existiert, so dass
ist. Eine Menge oder Familie
von endlichen Maßen heißt straff, wenn zu jedem
eine kompakte Menge
existiert, so dass
ist. Eine Folge
von endlichen Maßen heißt straff, wenn die Menge
straff ist.
Für den Spezialfall eines Wahrscheinlichkeitsmaßes
folgt, dass
genau dann straff ist, wenn für jedes
eine kompakte Menge
existiert, so dass
ist. Die Straffheit von Mengen, Familien und Folgen von Wahrscheinlichkeitsmaßen folgt dann analog.
Beispiele
Ist
das Dirac-Maß
auf dem Punkt
,
aufgefasst als Maß auf
,
so ist die Folge
nicht straff. Denn die kompakten Teilmengen von
sind nach dem Satz
von Heine-Borel beschränkt
und abgeschlossen.
Dann existiert für jedes
und jede kompakte Menge
ein
,
so dass
für alle
,
da
beschränkt ist. Damit ist dann aber auch
für jede beliebige kompakte Menge. Also ist die Folge nicht straff.
Umgekehrt ist die Folge
genau dann straff, wenn die Folge
beschränkt ist. Denn setzt man
,
so ist die Menge
kompakt, und es ist
und somit ist das Straffheitskriterium auch für alle
erfüllt.
Bemerkung
Der Begriff der Straffheit wird in der Literatur, insbesondere im angelsächsischen Sprachraum, nicht eindeutig verwendet. Elstrodt spricht in seinem deutschsprachigen Buch von Straffheit und verweist auf den englischen Begriff „tight“, die Encyclopaedia of Mathematics verweist aber unter tight measure auf ein lokal endliches Maß auf einem Hausdorff-Raum und der entsprechenden borelschen σ-Algebra, das von innen regulär ist. Solche Maße werden in der Literatur als Radon-Maße bezeichnet. Auch die Staffheit entspricht nicht dem englischen Begriff der tightness, diese ist die Regularität von innen. Daher ist bei jedem Autor eine Überprüfung der verwendeten Definitionen unerlässlich.
Verwandte Begriffe
Die Straffheit lässt sich auch für Verteilungsfunktionen im Sinne der Stochastik definieren, man spricht dann von straffen Familien von Verteilungsfunktionen.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 30.06. 2020