Selbstinverse Permutation
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Eine selbstinverse oder involutorische Permutation ist in der Kombinatorik und der Gruppentheorie eine Permutation, die gleich ihrer Inversen ist. Eine Permutation ist genau dann selbstinvers, wenn ihre Zyklendarstellung ausschließlich aus Zyklen der Länge eins oder zwei besteht. Die Ordnung einer selbstinversen Permutation ist damit maximal zwei. Weiterhin ist die Permutationsmatrix einer selbstinversen Permutation immer symmetrisch. Selbstinverse Permutationen spielen eine wichtige Rolle in der Kryptographie.
Definition
Ist
die symmetrische
Gruppe aller Permutationen
der Menge
,
dann heißt eine Permutation
selbstinvers oder involutorisch, wenn sie gleich ihrer inversen
Permutation
ist, wenn also
gilt. Eine dazu äquivalente Forderung ist
,
wobei
die Hintereinanderausführung
von
mit sich selbst und
die identische
Permutation sind. Eine selbstinverse Permutation stellt damit eine Involution auf
der Menge
dar. Hat eine selbstinverse Permutation zudem keine Fixpunkte, gilt
also
für alle
,
so spricht man von einer echt selbstinversen Permutation. Man nennt sie
auch eine echt involutorische Permutation.
Allgemeiner können auch Permutationen beliebiger endlicher Mengen,
beispielsweise Alphabete,
betrachtet werden, zur Analyse der mathematischen Eigenschaften kann man sich
jedoch auf die ersten
natürlichen Zahlen beschränken.
Beispiele
Selbstinverse Permutationen | Anzahl | |||
---|---|---|---|---|
1 | id | 1 | ||
2 | id | (1 2) | 2 | |
3 | id | (1 2), (1 3), (2 3) | 4 | |
4 | id | (1 2), (1 3), (1 4), (2 3), (2 4), (3 4) |
(1 2) (3 4), (1 3) (2 4), (1 4) (2 3) |
10 |
Die identische
Permutation
ist trivialerweise selbstinvers, denn es gilt per definitionem
.
Weiter ist jede Vertauschung
(Transposition)
zweier Zahlen
und
selbstinvers, denn die zweimalige Anwendung einer solchen Vertauschung tauscht
die beiden Zahlen wieder zurück und es gilt damit
.
Auch die mehrfache Vertauschung
paarweise verschiedener Zahlen
stellt eine selbstinverse Permutation dar, denn aufgrund der Disjunktheit der
Zyklen gilt entsprechend
.
Die nebenstehende Tabelle führt alle selbstinversen Permutationen der
symmetrischen Gruppen bis zum Grad vier auf. Echt selbstinvers sind davon nur
die Permutation
und die drei Permutationen in
,
die je zwei Zahlenpaare vertauschen.
Ein weiteres Beispiel für eine selbstinverse Permutation ist die Spiegelung von n-Tupeln
,
siehe auch Wort (Theoretische Informatik) §Spiegelung und Palindrom.
Eigenschaften
Nachdem ein Zyklus
der Länge
erst nach
-maliger
Hintereinanderausführung zur Identität zurückführen kann und die Zyklendarstellung
einer Permutation (bis auf die Reihenfolge der Zyklen und die Anordnung der
Zahlen innerhalb der Zyklen) eindeutig ist, ist eine Permutation genau dann
selbstinvers, wenn ihre Zyklendarstellung ausschließlich aus Zyklen der Länge
eins oder zwei besteht. Eine selbstinverse Permutation
hat also die Zyklendarstellung
,
wobei
die Anzahl der Zweier- und
die Anzahl der Einerzyklen bezeichnet. Der Zyklentyp
einer selbstinversen Permutation
ist demnach von der Form
.
Die selbstinversen Permutationen sind damit genau die Permutationen der Ordnung
eins oder zwei, wobei die identische Permutation die einzige Permutation erster
Ordnung ist. Die Permutationsmatrix
einer selbstinversen Permutation
ist immer symmetrisch,
denn es gilt mit der Orthogonalität
von Permutationsmatrizen
.
Umgekehrt entspricht jede symmetrische Permutationsmatrix einer selbstinversen Permutation.
Anzahl
Rekursive Darstellung
Bei der Herleitung der
Rekurrenz sind zwei Fälle zu unterscheiden: Entweder ist |
Um die Anzahl
der selbstinversen Permutationen in der symmetrischen Gruppe
zu bestimmen, werden die folgenden zwei Fälle unterschieden:
- Gilt
, dann müssen die übrigen
Zahlen eine selbstinverse Permutation der Menge
bilden, was es
Möglichkeiten gibt.
- Ist ansonsten
, dann muss
gelten und die übrigen
Zahlen müssen eine selbstinverse Permutation der Menge
bilden, was auf
Arten geschehen kann.
Nachdem es
Möglichkeiten für die Wahl von
gibt, folgt daraus für die Anzahl der selbstinversen Permutationen die lineare
Rekurrenz
mit den Anfangswerten
und
.
Die Anzahl der selbstinversen Permutationen ergibt für wachsendes
die Folge
und ist gleich der Anzahl möglicher Young-Tableaus
der Ordnung .
Summendarstellung
0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | Summe | |
1 | 1 | 1 | |||||
2 | 1 | 1 | 2 | ||||
3 | 1 | 3 | 4 | ||||
4 | 1 | 6 | 3 | 10 | |||
5 | 1 | 10 | 15 | 26 | |||
6 | 1 | 15 | 45 | 15 | 76 | ||
7 | 1 | 21 | 105 | 105 | 232 | ||
8 | 1 | 28 | 210 | 420 | 105 | 764 | |
9 | 1 | 36 | 378 | 1260 | 945 | 2620 | |
10 | 1 | 45 | 630 | 3150 | 4725 | 945 | 9496 |
Bezeichnet
die Anzahl der Permutationen in
,
die aus genau
disjunkten Transpositionen bestehen, dann gilt für die Anzahl der selbstinversen
Permutationen
,
wobei
die Gaußklammer
darstellt und
für alle
gilt. Die Zahlen
genügen dabei der linearen Rekurrenz
Nachdem eine Permutation ,
die aus genau
disjunkten Transpositionen besteht, den Zyklentyp
besitzt, erhält man so die Summendarstellung
,
wobei
die Doppelfakultät
ist. Die Zahl
entspricht gerade der Anzahl
der echt selbstinversen Permutationen in
,
also derjenigen Permutationen, die aus genau
disjunkten Transpositionen bestehen und somit den Zyklentyp
aufweisen (Folge
A001147
in OEIS).
Erzeugende Funktionen
Die exponentiell erzeugende
Funktion der Folge
der Anzahl der selbstinversen Permutationen ergibt sich als
.
Entsprechend ist die exponentiell erzeugende Funktion der Folge
der Anzahl der echt selbstinversen Permutationen gleich
.
Anwendungen
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In der Kryptographie
spielen selbstinverse Permutationen eine wichtige Rolle. Wird eine Nachricht mit
Hilfe einer selbstinversen Permutation verschlüsselt, dann lässt sich die
Nachricht mittels der gleichen Permutation auch wieder entschlüsseln. Ein
einfaches Beispiel ist die Caesar-Verschlüsselung
ROT13, bei der
zur Verschlüsselung jeder Buchstabe durch den um
Stellen im Alphabet verschobenen Buchstaben ersetzt wird. Die wiederholte
Anwendung ergibt dann eine Verschiebung um
Buchstaben und damit wieder die ursprüngliche Nachricht. Eine weitere
Möglichkeit einer solchen Verschlüsselung besteht in der Verwendung der
bitweisen XOR-Operation,
die beispielsweise beim One-Time-Pad
verwendet wird. Sehr viel komplexere echt selbstinverse Permutationen führte die
deutsche Verschlüsselungsmaschine Enigma
durch, die während des Zweiten Weltkriegs zum Einsatz kam.
Die echt selbstinversen Permutationen werden auch zur Berechnung der pfaffschen Determinante einer alternierenden Matrix benötigt. Eine spezielle selbstinverse Permutation wird zur Bitumkehrung bei der effizienten Implementierung der schnellen Fourier-Transformation (FFT) verwendet.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 31.07. 2022