Lokal integrierbare Funktion
Eine lokal integrierbare Funktion ist eine Funktion, die auf jedem Kompaktum integrierbar ist, jedoch muss diese Funktion auf gewissen offenen Mengen nicht integrierbar sein. Solche Funktionen werden in der Analysis beziehungsweise Funktionalanalysis als Hilfsmittel eingesetzt. So spielen diese insbesondere in der Distributionentheorie eine wichtige Rolle. Außerdem kann man das Konzept der lokal integrierbaren Funktionen auf die lokal p-integrierbaren Funktionen und auf die lokal schwach differenzierbaren Funktionen übertragen.
Definition
In diesem Abschnitt werden die lokal integrierbare Funktion und der Funktionenraum
definiert. Sei
eine offene Teilmenge und
eine Lebesgue-messbare
Funktion. Die Funktion
heißt lokal integrierbar, falls für jedes Kompaktum
das Lebesgue-Integral
endlich ist, also
.
Die Menge dieser Funktionen wird mit
bezeichnet.
Identifiziert man alle Funktionen aus
miteinander, die fast
überall gleich sind, so erhält man den Raum
.
Im Zusammenhang mit der Distributionentheorie
findet man auch die äquivalente Definition
,
wobei
die Menge der Äquivalenzklassen der messbaren Funktionen, die fast überall
gleich sind, und
der Raum der Testfunktionen
ist.
Anstatt zu fordern, dass
offen ist, wird
von anderen Autoren auch als
-kompakt
vorausgesetzt.
Zwar ist es für die Definition des Raums
ausreichend,
als messbare
Menge vorauszusetzen. Für die Definition des Raums
der lokal integrierbaren Funktionen wäre diese Allgemeinheit aber ungünstig, da
es messbare Mengen gibt, die außer Nullmengen
kein Kompaktum enthalten. Dies würde dazu führen, dass jede messbare Funktion
lokal integrierbar wäre. Außerdem wären alle Halbnormen
konstant Null, die von ihnen induzierte Topologie
also indiskret.
Funktionen ließen sich in einem solchen Raum nicht trennen. Ein
derartiges pathologisches
Beispiel erhält man mit
,
den irrationalen
Zahlen.
Beispiele
- Die konstante Einsfunktion ist auf unbeschränkten
lokal integrierbar, aber nicht Lebesgue-integrierbar.
- Alle
-Funktionen sind auch lokal integrierbar.
- Die Funktion
-
- ist bei
nicht lokal integrierbar.
Lokal p-integrierbare Funktion
Analog zu den -Funktionen
kann man auch
-Funktionen
definieren. Sei
offen oder
-kompakt.
Eine messbare Funktion
heißt lokal p-integrierbar, falls der Ausdruck
für
und für alle Kompakta
existiert.
Eigenschaften
- Eine reguläre Distribution ist ein stetiges und lineares Funktional, das durch
-
- für eine fixierte, lokal integrierbare Funktion
definiert ist. Daher identifiziert man den Raum
mit der Menge der regulären Distributionen auf
. Mit der Abbildung
erhält man also eine stetige Einbettung
- in den Raum der Distributionen.
- Eine Funktion
ist im Allgemeinen kein Element von
. Jedoch gilt
für alle
.
- Für
gilt
-
.
- Dies gilt für die
-Räume im Allgemeinen nicht, außer wenn
endliches Maß hat.
- Sei
eine beliebige Folge offener, relativ kompakter Teilmengen von
mit
, dann ist
eine Folge von Halbnormen auf
. Mit dieser Halbnorm wird
zu einem metrisierbaren lokalkonvexen Vektorrau. Da bezüglich dieser Metrik alle Cauchy-Folgen konvergieren, der Raum also vollständig ist, ist er ein Fréchet-Raum.
Lokal schwach differenzierbare Funktionen
Die Räume der schwach differenzierbaren Funktionen sind die Sobolev-Räume .
Da diese Unterräume
der
sind, definiert man auch für diese ganz analog lokale Sobolev-Räume. Sei
offen und
.
Eine Funktion
liegt im Raum
,
wenn deren
-te
schwache
Ableitung existiert.
Diese Definition ist äquivalent zu
,
wobei
der Raum der Distributionen
ist. Diese Art von Sobolev-Räumen ist ebenfalls ein Fréchet-Raum.
Für
entspricht der Sobolev-Raum
dem Raum der lokal
Lipschitz-stetigen Funktionen. Schränkt man
auf
ein, wobei
die Dimension des umgebenden
ist, so ist
fast überall
differenzierbar in
und der Gradient
von
stimmt mit dem Gradienten im Sinne der schwachen Ableitung überein. Da
der Raum der lokal Lipschitz-stetigen Funktionen ist, folgt der
Satz von Rademacher als Spezialfall.



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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 20.06. 2021