Formale Ableitung
Die formale Ableitung ist ein Begriff aus dem mathematischen Teilgebiet der Algebra. Durch sie wird der Ableitungsbegriff aus der Analysis für Funktionen auf Polynome übertragen.
Da über einem Ring keine Zahl "zwischen" zwei Zahlen existiert, es also keinen Grenzwertbegriff gibt, kann der Differenzenquotient nicht sinnvoll definiert werden und somit existiert keine Ableitung im eigentlichen Sinne. Um das Konzept der Ableitung trotzdem nutzen zu können, wird diese für Polynome formal so definiert, dass die Faktorregel und die Potenzregel erfüllt sind.
Definition
Sei
ein Ring und
bezeichne den Polynomring
über
in einer Unbestimmten
.
Für ein Polynom
ist die formale Ableitung
definiert als
.
Eigenschaften
- Für die formale Ableitung gelten die bekannten Rechenregeln der Differentialrechnung. Insbesondere gilt
-
sowie
- für alle
und alle
. Das heißt, die Abbildung
- ist eine Derivation
von
.
- Liegt
in Linearfaktoren vor, d. h.
, wobei
die Nullstellen von
sind, so gilt für die Ableitung
-
.
Anwendung
Ist
ein Körper,
so ist
ein euklidischer
Ring (insbesondere faktoriell),
wobei
als euklidische Norm dient, wenn
die Koeffizienten von
bezeichnet. Die Nullstellen des ggT
von
und
sind gerade die Mehrfachnullstellen
von
mit einer um 1 erniedrigten Ordnung, wie folgende Rechnung zeigt:
Sei
eine Mehrfachnullstelle von
,
dann gilt
mit einem Polynom
und einem
.
Es folgt
,
also
.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 20.09. 2019