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Ethylendiamintetraessigsäure

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP), ggf. erweitert
07 – Achtung 08 – Gesundheitsgefährdend
Achtung
H- und P-Sätze H:
  • Verursacht schwere Augenreizung.
  • Gesundheitsschädlich bei Einatmen.
  • Kann die Organe schädigen (alle betroffenen Organe nennen, sofern bekannt) bei längerer oder wiederholter Exposition (Expositionsweg angeben, wenn schlüssig belegt ist, dass diese Gefahr bei keinem anderen Expositionsweg besteht).
P:
  • Schutzhandschuhe/Schutzkleidung/ Augenschutz/Gesichtsschutz/Gehörschutz/… tragen.
  • Bei Einatmen: Die Person an die frische Luft bringen und für ungehinderte Atmung sorgen.
  • Bei Unwohlsein Giftinformationszentrum, Arzt oder … anrufen.
  • Bei Kontakt mit den Augen: Einige Minuten lang behutsam mit Wasser spülen. Eventuell vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit entfernen. Weiter spülen.
  • Bei anhaltender Augenreizung: Ärztlichen Rat einholen / ärztliche Hilfe hinzuziehen.
Toxikologische Daten 4500 mg/kg (LD50Ratteoral)

Ethylendiamintetraessigsäure bzw. Ethylendiamintetraacetat, das Tetraanion der Ethylendiamintetraessigsäure, ist ein sechszähniger Komplexbildner und bildet besonders stabile 1:1-Chelatkomplexe mit Kationen mit einer Ladungszahl von mindestens +2. Die Abkürzung EDTA steht sowohl für die deutsche Bezeichnung Ethylendiamintetraacetat als auch für die englische Bezeichnung Ethylenediaminetetraacetic acid. Pionierarbeit zu EDTA leistete Gerold Schwarzenbach in den 1940er-Jahren an der Universität Zürich. Die Erstsynthese von EDTA gelang 1935 Ferdinand Münz bei der IG Farben, der ein Verfahren hierzu auch patentieren ließ.

Strukturformel
Strukturformel von Ethylendiamintetraessigsäure
Allgemeines
Name Ethylendiamintetraessigsäure
Andere Namen
  • Ethylendinitrilotetraessigsäure
  • Ethylendiamintetraethansäure
  • Edetinsäure (INN)
  • Titriplex® ll
  • Idranal® II
  • Chelaplex II
  • EDTA
  • EDTAH4
Summenformel C10H16N2O8
Kurzbeschreibung farbloser Feststoff
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 60-00-4
EG-Nummer 200-449-4
ECHA-InfoCard 100.000.409
PubChem 6049
ChemSpider 5826
DrugBank DB00974
Arzneistoffangaben
ATC-Code V03AB03
Eigenschaften
Molare Masse 292,24 g/mol
Aggregatzustand fest
Dichte 1,46 g/cm3 (20 °C)
Schmelzpunkt 245 °C (Zersetzung)
Löslichkeit

Eigenschaften

EDTA-Metallion-Chelatkomplex

Das Ethylendiamintetraessigsäure-Anion kann neben den beiden freien Elektronenpaaren der Stickstoffatome auch vier Carboxygruppen für eine Komplexverbindung zur Verfügung stellen, es kann sich also 6-fach an ein Kation binden. Es vermag so sehr stabile Komplexe auch mit solchen Kationen zu bilden, die, wie beispielsweise Calcium, eine äußerst geringe Tendenz zur Bildung von Komplexen haben. Komplexe dieser Art bezeichnet man auch als Chelatkomplexe, von griechisch Chele, Krebsschere. EDTA bildet besonders stabile Komplexe mit Cu2+, Ni2+, Fe3+ und Co2+. In saurem pH-Wert liegt EDTA in verschiedenen Säureformen vor, die weniger dissoziiert sind. Die Säure löst sich daher langsam, vor allem bei niedrigem pH, die Salze sind dagegen sehr schnell in Wasser löslich. In Fetten ist EDTA nicht löslich. Die pKS-Werte sind je nach Quelle 0,26, 0,96, 2,60, 2,76 (für die Deprotonierung der vier Carboxygruppen) beziehungsweise 0, 1,5, 2, 2,66 (für die Deprotonierung der vier Carboxylgruppen) und 6,16, 10,24 (für die Deprotonierung der zwei Aminogruppen).

Synthese

Durch die Strecker-Synthese von Formaldehyd und Blausäure mit Ethylendiamin über das Tetranitril und anschließender alkalischer Hydrolyse.

Verwendung

EDTA ist einer der am häufigsten verwendeten Komplexbildner. 1999 wurden in Europa rund 35.000 Tonnen, in den USA 50.000 Tonnen verbraucht.

Neben der freien Säure werden vielfach auch deren Salze verwendet:

Die wichtigsten Anwendungen von EDTA und deren Salzen sind

Weitere Verwendungen von EDTA sind:

Seine Calcium-Natriumsalze werden ebenfalls eingesetzt:

In der Chemie oder Biologie wird EDTA vielfach verwendet.

Strukturmodell von EDTA, das ein Cu2+-Ion komplexiert.

Biologische Abbaubarkeit und Toxikologie

EDTA und seine Metallkomplexe sind in der Abwasserreinigung nicht oder nur schlecht biologisch abbaubar. Durch Erhöhen des pH-Wertes und Verlängerung des Schlammalters kann jedoch eine weitgehende biologische Eliminierung von EDTA erreicht werden. Aus Klärschlamm, Sedimenten und Böden wurde eine Vielzahl von Mikroorganismen isoliert, die mit EDTA als alleiniger C- und N-Quelle wachsen können. Die Metallkomplexe von EDTA sind nicht oder nur sehr wenig toxisch für Organismen. EDTA vermag jedoch auch schwerlösliche Schwermetallsalze aus den Sedimenten zu lösen. Wenn das EDTA dann zerfällt, werden diese an der Oberfläche wieder frei.

Auch die Toxizität von EDTA für den Menschen ist sehr gering, sodass EDTA als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen ist. In sehr hohen Konzentrationen kann vor allem freies EDTA durch Bindung lebenswichtiger Metalle zu Störungen führen. Die in der Umwelt gemessenen Konzentrationen von EDTA sind für den Menschen unbedenklich.

Umweltverhalten

EDTA gelangt fast ausschließlich über das Abwasser in die Umwelt. Da EDTA unter normalen Bedingungen nur sehr langsam abgebaut wird, kann es in praktisch allen Wasserproben in niedrigen Konzentrationen nachgewiesen werden. EDTA-Konzentrationen in Flüssen liegen zwischen 10 und 100 µg/l, in Seen zwischen 1 und 10 µg/l. Im Grundwasser und Uferfiltrat kann EDTA in Konzentrationen zwischen 1 und 100 µg/l gefunden werden. Bei neutralen pH-Werten ist die Adsorption von EDTA an Mineraloberflächen gering, was zu einer hohen Mobilität im Grundwasser führt. Lediglich der FeIII-EDTA-Komplex wird sehr schnell durch Sonnenlicht abgebaut. Dies ist der wichtigste Eliminationsprozess für EDTA in der Umwelt. EDTA wird während der Ozonisierung oder Chlorung von Trinkwasser nur unvollständig entfernt. EDTA gilt heute als ökologisch bedenklich, da freie Komplexbildner Schwermetalle aus dem Sediment lösen und bioverfügbar machen.

Das deutsche Umweltbundesamt/Deutschland empfiehlt: „Im Sinne einer vorsorgenden Stoffpolitik sollten EDTA und auch andere schwer abbaubare Komplexbildner wie Diethylentriaminpentaessigsäure (DTPA) oder Propylendiamintetraessigsäure (PDTA) durch Stoffe ersetzt werden, die möglichst leicht abbaubar sind und somit in Kläranlagen entfernt werden können.“ Mögliche Ersatzstoffe sind Nitrilotriessigsäure (NTA) und ihre Natriumsalze, Citrate, Gluconate, β-Alanindiessigsäure-Natriumsalz (ADA), Methylglycindiessigsäure (MGDA), u.a.m. In der Schweiz ist das Inverkehrbringen von Wasch- bzw. Reinigungs- und Desodorierungsmitteln mit einem Massengehalt von mehr als 0,5 % bzw. 1 % EDTA bzw. seiner Salze verboten.

Ersatzstoffe

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Basierend auf einem Artikel in: Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 06.07. 2020