Kolmogorowsches Null-Eins-Gesetz
Das Kolmogorowsche Null-Eins-Gesetz, auch Null-Eins-Gesetz von Kolmogorow genannt und auch in den alternativen Schreibungen Kolmogoroff oder Kolmogorov in der Literatur vertreten, ist ein mathematischer Satz der Wahrscheinlichkeitstheorie über die möglichen Wahrscheinlichkeiten von Grenzwerten. Es gehört zu den Null-Eins-Gesetzen und beschreibt somit eine Klasse von Ereignissen, die entweder fast sicher sind (also mit Wahrscheinlichkeit eins eintreten) oder fast unmöglich sind (also mit Wahrscheinlichkeit 0 eintreten).
Das Gesetz ist nach Andrei Nikolajewitsch Kolmogorow benannt.
Formulierung
Gegeben sei ein Wahrscheinlichkeitsraum
sowie eine Folge
von σ-Algebren in
,
also
für alle
.
Sind die σ-Algebren
alle stochastisch
unabhängig voneinander, so gilt:
- Die terminale
σ-Algebra
der Folge
ist P-trivial, das heißt für jedes terminale Ereignis
ist entweder
oder
.
Dieselbe Aussage gilt ebenso für die terminale σ-Algebra einer Folge von stochastisch unabhängigen Zufallsvariablen wie auch für die terminale σ-Algebra einer Folge von stochastisch unabhängigen Ereignissen.
Implikationen
Seien
unabhängige
Zufallsvariable und
die zu
mit
gehörige terminale
-Algebra.
Man zeigt leicht, dass
gilt. Die Folge
konvergiert oder divergiert also fast sicher. Bezeichnet im ersten Fall
den Limes, so lässt sich weiter zeigen, dass
eine
-messbare
Zufallsvariable ist. Da
trivial ist, muss
notwendig konstant sein.
Außerdem lässt sich mittels des Kolmogorowschen Null-Eins-Gesetzes das Null-Eins-Gesetz von Hewitt-Savage herleiten.
Beweisskizze
Definiert man
,
so gilt:
ist unabhängig von
.
Des Weiteren ist
in
enthalten, also gilt
ist unabhängig von
für alle
.
Dann ist auch
unabhängig von
und aufgrund der Schnittstabilität folgt
ist unabhängig von
Da allerdings
in
enthalten ist, folgt
ist unabhängig von
,
woraus direkt folgt, dass
P-trivial ist.
Der Beweis für Folgen von Ereignissen oder Zufallsvariablen folgt analog, da die terminale σ-Algebra von Ereignissen und Zufallsvariablen als die terminale σ-Algebra der erzeugten σ-Algebren definiert ist.
Verallgemeinerungen
Das Kolmogorowsche Null-Eins-Gesetz wird in der Literatur auf die folgenden Arten allgemeiner formuliert:
- Es wird nicht für Folgen von unabhängigen σ-Algebren und deren terminale σ-Algebra formuliert, sondern allgemeiner für beliebige Mengensysteme. Für die Gültigkeit der Aussage muss dabei aber neben der Unabhängigkeit noch zusätzlich die Schnittstabilität der Mengensysteme gefordert werden. Ansonsten bleibt die Aussage unverändert.
- Es wird eine bedingte Version formuliert mit Rückgriff auf die bedingte Unabhängigkeit und die bedingte Wahrscheinlichkeit, wie sie über den bedingten Erwartungswert definiert wird. Dies bedeutet, man setzt
- Dann lautet das Kolmogorowsche Null-Eins-Gesetz:
- Ist eine Folge von bedingt unabhängigen, schnittstabilen Mengensystemen
gegeben und ist
die zugehörige terminale σ-Algebra, so gilt:
- Es ist
für alle
- Zu jeder terminalen numerischen Zufallsvariable
existiert eine
-messbare Zufallsvariable
, so dass
gilt.
- Für jedes terminale Ereignis
gilt
und es existiert ein
, so dass
ist.
- Es ist
Literatur
- Achim Klenke: Wahrscheinlichkeitstheorie. 3. Auflage. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2013, ISBN 978-3-642-36017-6.
- Klaus D. Schmidt: Maß und Wahrscheinlichkeit. 2., durchgesehene Auflage. Springer-Verlag, Heidelberg Dordrecht London New York 2011, ISBN 978-3-642-21025-9.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 13.01. 2023