Cup-Produkt
Das Cup-Produkt bezeichnet in der Algebraischen Topologie eine multiplikative Struktur auf einer Kohomologie. Dadurch erhält man auf der Kohomologie eine Ringstruktur, die als Kohomologiering bezeichnet wird. Ein analoges Produkt für Homologien gibt es nicht.
Für topologische
Räume
und natürliche
Zahlen
definiert das Cup-Produkt ein Produkt
mit den Eigenschaften
(graduierte Kommutativität)
für alle stetigen Abbildungen
(Natürlichkeit)
(Distributivität)
(Assoziativität).
Definition
Im Folgenden werden drei Definitionen für das Cup-Produkt dargestellt. Die Definition des Cup-Produkts für die singuläre Kohomologie ist die allgemeinste der drei und umfasst die Definitionen für die De-Rham- und die simpliziale Kohomologie.
De-Rham-Kohomologie
Diese Definition setzt voraus, dass
eine differenzierbare
Mannigfaltigkeit ist.
In der De-Rham-Kohomologie
werden Kohomologieklassen durch Differentialformen
repräsentiert. Für das äußere
Produkt von Differentialformen
gilt die Leibniz-Regel
.
Man kann deshalb das Cup-Produkt der von
und
repräsentierten Kohomologieklassen
durch
definieren und erhält wegen der Leibniz-Regel eine wohldefinierte Abbildung der Kohomologiegruppen.
Simpliziale Kohomologie
Diese Definition setzt voraus, dass
ein Simplizialkomplex
ist.
In der simplizialen
Kohomologie werden Kohomologieklassen
durch Homomorphismen
repräsentiert, wobei
die
-te
Kettengruppe,
also die freie
abelsche Gruppe über der Menge der
-Simplizes
des Simplizialkomplexes
ist. Für einen
-Simplex
bezeichnen wir mit
bzw.
die von den ersten
bzw. letzten
Ecken aufgespannten Untersimplizes. Fūr zwei Homomorphismen
,
definiert man
durch
.
Diese Verknüpfung erfüllt die Leibniz-Regel ,
man erhält also eine wohldefinierte Abbildung der Kohomologiegruppen, indem man
das Cup-Produkt der Kohomologieklassen von
und
als die Kohomologieklasse von
definiert.
Singuläre Kohomologie
Diese Definition funktioniert für beliebige topologische Räume, im Falle von differenzierbaren Mannigfaltigkeiten bzw. Simplizialkomplexen ist die so definierte Ringstruktur auf der singulären Kohomologie isomorph zu den oben definierten Ringstrukturen auf De-Rham- bzw. simplizialer Kohomologie.
Sei
ein Ring und
die singuläre
Kohomologie mit Koeffizienten in
.
Kohomologieklassen
werden durch Homomorphismen
repräsentiert, wobei
die
-te
singuläre Kettengruppe, also die freie abelsche Gruppe über der Menge aller
stetigen Abbildungen des Standard-
-Simplexes
nach
ist. Man bezeichnet mit
beziehungsweise
die Inklusionen
des Standard-
-
beziehungsweise
-Simplexes
als "vordere
-dimensionale
Seite" beziehungsweise "hintere
-dimensionale
Seite" in den Standard-
-Simplex.
Für einen singulären
-Simplex
und Koketten
,
definiert man
.
Diese Verknüpfung erfüllt die Leibniz-Regel ,
man erhält also eine wohldefinierte Abbildung der Kohomologiegruppen, indem man
das Cup-Produkt der Kohomologieklassen von
und
als die Kohomologieklasse von
definiert.
Das Cup-Produkt definiert eine zusätzliche, multiplikative Struktur auf den Kohomologiegruppen. Man kann mit Hilfe dieser multiplikativen Struktur manchmal Räume unterscheiden, deren Kohomologiegruppen als (additive) abelsche Gruppen isomorph sind.
Schnittform und Signatur
Für eine geschlossene,
orientierbare
-dimensionale
Mannigfaltigkeit
existiert ein Isomorphismus
.
Das Cup-Produkt definiert somit eine symmetrische
Bilinearform
,
die sogenannte Schnittform.
Die Signatur von
ist per Definition die Signatur
dieser symmetrischen Bilinearform. Der
Hirzebruchsche
Signatursatz besagt, dass man die Signatur als Polynom in den Pontrjagin-Klassen
darstellen kann.
Einfach zusammenhängende differenzierbare 4-Mannigfaltigkeiten werden bis auf Homöomorphie (aber nicht Diffeomorphie) durch ihre Schnittform klassifiziert. Für die Klassifikation einfach zusammenhängender topologischer 4-Mannigfaltigkeiten benötigt man neben der Schnittform noch die Kirby-Siebenmann-Invariante.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 21.06. 2021