Slater-Bedingung
Die Slater-Bedingung oder auch Slater constraint qualification
oder kurz Slater CQ, ist eine wichtige Voraussetzung, dass notwendige
Optimalitätskriterien in der konvexen
Optimierung gelten. Die Slater-Bedingung ist eine Bedingung an die
Regularität des gestellten Problems. Ist die Slater-Bedingung erfüllt und ist
ein Punkt
ein lokales
Minimum, so sind auch die Karush-Kuhn-Tucker-Bedingungen
an diesem Punkt erfüllt. Somit ist die Slater-Bedingung eine wichtige
Voraussetzung, um für einen gegebenen Punkt überprüfen zu können, ob dieser ein
Optimum ist.
Außerdem wird die Slater-Bedingung bei der Lagrange-Dualität als Voraussetzung für die starke Dualität genutzt.
Sie ist nach Morton L. Slater (1921–2002) benannt, einem Mathematiker an den Sandia National Laboratories.
Definition
Starke Version
Gegeben sei ein konvexes Optimierungsproblem von der Form
mit konvexer Zielfunktion ,
konvexen und nichtaffinen Ungleichungsrestriktionen
sowie affinen Ungleichungs- und Gleichungsrestriktionsfunktionen
und
.
Sei
der Definitionsbereich des Problems, also die größte konvexe Menge, auf der alle
und
wohldefiniert und konvex sind. Das Problem erfüllt die Slater-Bedingung, wenn es
mindestens einen relativ
inneren Punkt
von
gibt, so dass
- alle konvexen Ungleichungsnebenbedingungen strikt erfüllt sind:
- alle affinen Ungleichungs- und Gleichungsnebenbedingungen erfüllt sind:
und
.
Schwache Variante
Gelegentlich findet sich auch die schwächere Variante, dass für mindestens
einen relativ inneren Punkt
alle Ungleichungsnebenbedingungen strikt erfüllt sein müssen:
und die Gleichungsrestriktionen erfüllt sein müssen. Dieser Fall ist in dem
obigen Fall enthalten, aber in der Literatur häufig zu finden, da er leichter zu
zeigen ist. Er deckt jedoch zum Beispiel nicht alle Fälle von starker Dualität
bei linearen Programmen ab.
Bei verallgemeinerten Ungleichungen
Verwendet man verallgemeinerte Ungleichungen und K-konvexe Funktionen und erhält damit Restriktionen wie
,
so ersetzt man das echtkleiner durch die strikte verallgemeinerte Ungleichung
.
Somit gilt bei konvexen Problemen mit verallgemeinerten Ungleichungen die
Slater-Bedingung, wenn es einen relativ inneren Punkt
gibt, so dass alle Gleichungsrestriktionen in
erfüllt sind und für alle Ungleichungsrestriktionen gilt, dass
ist.
Für fast konvexe Funktionen
Ist ein Optimierungsproblem der Form
gegeben für einen Ordnungskegel
mit nichtleerem Inneren und Abbildungen
und
.
Dabei sind
normierte reelle Vektorräume und die Funktion
definiert durch
ist fast
konvex bezüglich des Kegles
.
sei eine beliebige nichtleere Teilmenge von
.
Dann erfüllt das Problem die Slater-Bedingung, wenn es einen zulässigen Punkt
gibt (das heißt
),
so dass
ist. Dabei ist
das Innere der Menge
.
Diese Formulierung enthält sowohl den Fall mit verallgemeinerten Ungleichungen
(dann ist
ein echter
Kegel) als auch die schwache Variante.
Beispiel
Betrachten wir als Beispiel die Funktionen
und
.
Die Menge
ist Restriktionsmenge eines konvexen Problems. Angenommen, die Zielfunktion hat
als Definitionsbereich den gesamten
.
Dann ist
und es muss noch ein strikt zulässiger Punkt bezüglich
gefunden werden, der zulässig bezüglich
ist. Der Punkt
erfüllt diese Voraussetzung, somit erfüllt das Problem die Slater-Bedingung.
Beziehung zu anderen constraint qualifications
Die Slater-Bedingung impliziert die Abadie CQ, die Umkehrung gilt aber nicht. Der Hauptunterschied zu anderen constraint qualifications ist, dass die Slater-Bedingung eine Bedingung an das gestellte Problem ist und nicht wie bei anderen CQ an einen gewissen Punkt. Dies macht die Slater-Bedingung leichter zu überprüfen und liefert die Regularität aller zulässigen Punkte des Problems. Eingeschränkt wird ihre Verwendung durch die Tatsache, dass sie nur für konvexe Probleme gilt.
Literatur
- C. Geiger, C. Kanzow: Theorie und Numerik restringierter Optimierungsaufgaben. Springer, 2002. ISBN 3-540-42790-2.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 02.04. 2020