Verallgemeinerte Ungleichung
Eine verallgemeinerte Ungleichung (engl. generalized
inequality) ist eine Halbordnung
auf dem ,
die mittels eines Kegels
definiert wird und die den
zu einem geordneten
Vektorraum macht. Verallgemeinerte Ungleichungen werden in der Optimierung
verwendet, um auch noch in höheren Dimensionen Punkte sinnvoll miteinander
vergleichen zu können. Außerdem kann man mit verallgemeinerten Ungleichungen den
Begriff der konvexen
Funktionen auf vektorwertige
Funktionen verallgemeinern.
Definition
Gegeben sei ein abgeschlossener, spitzer und konvexer
Kegel ,
der ein nichtleeres Inneres besitzt. Dann definiert
eine Halbordnung auf .
Der Kegel enthält also alle "positiven" Elemente, also diejenigen, für die
gilt. Analog lässt sich durch
eine strikte Halbordnung auf
definieren. Dabei ist
das Innere des Kegels.
Die Ungleichungen bezüglich dieser Halbordnung werden verallgemeinerte
Ungleichungen (bezüglich der von dem Kegel
induzierten Halbordnung) genannt.
Ist
der zu
duale
Kegel, so heißt
(
)
die zu
(
)
duale (strikte) Halbordnung oder duale verallgemeinerte Ungleichung.
Eigenschaften
Die verallgemeinerte Ungleichung
hat folgende Eigenschaften:
- Sie ist abgeschlossen bezüglich Addition: Ist
und
, so ist
.
- Sie ist abgeschlossen bezüglich der Multiplikation mit positiven Skalaren:
Ist
und
, so ist
.
- Sie ist transitiv, das heißt ist
und
, so ist auch
.
- Sie ist reflexiv, das heißt es ist stets
.
- Sie ist antisymmetrisch, das heißt ist
und
, so ist
.
Die strikte verallgemeinerte Ungleichung
hat folgende Eigenschaften:
- Sie ist abgeschlossen bezüglich der Multiplikation mit echt positiven
Skalaren, das heißt ist
und
, so ist
- Sie ist abgeschlossen bezüglich Addition: Ist
und
, so ist
.
- Sie ist nicht reflexiv, das heißt es gilt nicht
.
Die duale (strikte) verallgemeinerte Ungleichung
(
)
hat folgende Eigenschaften:
genau dann, wenn für alle
gilt, dass
.
genau dann, wenn für alle
gilt, dass
.
Alle diese Eigenschaften folgen direkt aus den Eigenschaften der definierenden Kegel.
Minimale Elemente und Minimum
Ein Element
einer Menge
heißt ein Minimum von
, wenn für alle
gilt, dass
.
Äquivalent hierzu ist, dass
.
Ein Element
der Menge
heißt ein minimales Element von
, wenn aus
mit
folgt, dass
.
Äquivalent hierzu ist, dass
.
Analog lassen sich auch die Begriffe Maximum und maximales Element definieren. Die Begriffe können zusammenfallen, tun dies aber im Allgemeinen nicht! Ein Beispiel für ein minimales oder maximales Element einer Menge ist das Pareto-Optimum.
Beispiele
- Sei in
der Kegel
gegeben. Dann stimmt die von diesem Kegel induzierte Ordnung mit der Ordnung auf
überein und die Null ist sowohl Minimum als auch minimales Element der Menge
- Betrachtet man die n Einheitsvektoren und die von ihnen aufgespannte konvexe Hülle, so
lässt sich ein kleinster Kegel konstruieren, der diese Menge enthält. Dieser
Kegel enthält dann alle Punkte des
, bei denen alle n Komponenten positiv sind. Die von diesem Kegel erzeugte verallgemeinerte Ungleichung ist genau das komponentenweise Vergleichen:
.
- Nicht alle Punkte
sind miteinander vergleichbar. So ist der Punkt
weder größer noch kleiner als die
bezüglich der oben definierten Halbordnung. Dies folgt daraus, dass es sich im Allgemeinen um keine Totalordnung handelt.
- Betrachtet man den Vektorraum der reellen symmetrischen
-Matrizen, versehen mit dem Kegel
der positiv semidefiniten Matrizen, so ist die entsprechende verallgemeinerte Ungleichung die Loewner-Halbordnung
, wie sie zum Beispiel in der semidefiniten Programmierung verwendet wird.
Verwendung
Verallgemeinerte Ungleichungen spielen eine wichtige Rolle in der Vektoroptimierung, um eine Vergleichbarkeit von Vektoren zu garantieren. Außerdem erlauben verallgemeinerte Ungleichungen die Verallgemeinerung von konvexen Funktionen auf vektorwertige Funktionen, die sogenannten K-konvexen Funktionen. Diese Finden zum Beispiel bei der Formulierung von konischen Programmen eine Rolle.
Abwandlungen und alternative Notationen
In der Optimierung werden teilweise Kegel zur Definition von Ordnungen
verwendet, deren Inneres leer ist. Dies hat den Vorteil, dass man Gleichungs-
und Ungleichungsrestriktionen komponentenweise in eine Funktion schreiben kann.
Ist zum Beispiel
ein Kegel, setzt dann
und definiert die Funktion
,
so ist
genau dann, wenn
und
.
Nachteil ist, dass sich die zugehörige strikte Ungleichung nicht mehr definieren
lässt und damit einige Aussagen wie zum Beispiel die Slater-Bedingung
umständlich zu formulieren werden.
Gelegentlich findet man auch anstelle der Formulierung
die Notation
,
was äquivalent ist, wenn
ein echter Kegel ist. Meist handelt es sich jedoch nur um einen Ordnungskegel. Die zweite
Notationsweise wird bevorzugt dann genutzt, wenn man schwächere Voraussetzungen
an den Kegel stellt und/oder sich in unendlichdimensionalen Vektorräumen bewegt.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 31.03. 2020