Äußeres Maß
Äußeres Maß ist ein Begriff aus dem mathematischen Teilgebiet der Maßtheorie, der 1914 von Constantin Carathéodory eingeführt wurde. Äußere Maße spielen eine wichtige Rolle bei der Erweiterung von Prämaßen zu Maßen mittels des Maßerweiterungssatz von Carathéodory. Äußere Maße sind im Allgemeinen aber keine Maße.
Definition
Ein äußeres Maß
ist eine Mengenfunktion
von der Potenzmenge einer Menge
in das Intervall
,
welche folgende Axiome erfüllt:
Der Name äußeres Maß lehnt sich an die Begriffe inneres und äußeres Maß an, die von Émile Borel und Henri Léon Lebesgue benutzt wurden. Die Theorie von Carathéodory benutzt kein inneres Maß und vereinfacht die grundlegenden Beweise beträchtlich.
Metrisches äußeres Maß
Ein metrisches äußeres Maß ist ein äußeres Maß auf einem metrischen Raum
mit der zusätzlichen Eigenschaft:
für alle nichtleeren Mengen
und
mit positivem Abstand, also mit
.
Dabei ist
der Hausdorff-Abstand
der Mengen. Bei der Konstruktion
des Lebesgue-Maßes
wird beispielsweise ein metrisches äußeres Maß
verwendet.
Konstruktion
Äußere Maße
Sei
beliebiges Mengensystem mit
und
eine Mengenfunktion mit
.
Setzt man für alle
:
Dann ist
ein äußeres Maß auf
.
Ist
-subadditiv,
so gilt
für alle
.
Somit lässt sich insbesondere mittels eines Inhalts
oder eines Prämaßes
auf einem Halbring
oder Ring
ein äußeres Maß konstruieren. Manchmal wird daher die obige Konstruktion nur für
diese Spezialfälle definiert.
Wählt man als Prämaß das Lebesguesche Prämaß, so erhält man das äußere Lebesguesche Maß, wählt man als Prämaß das Lebesgue-Stieltjessche Prämaß, so erhält man das äußere Lebesgue-Stieltjessche Maß.
Metrische äußere Maße
Sei
beliebiges Mengensystem auf dem metrischen Raum
mit
und
eine Mengenfunktion mit
.
Definiert man
so ist
ein metrisches äußeres Maß. Dabei ist
der Durchmesser
der Menge
.
Auf diese Weise wird zum Beispiel das äußere
Hausdorff-Maß definiert, aber auch das äußere Lebesguesche Maß kann so
gewonnen werden. Dazu setzt man
und
und als Mengensystem den Halbring der halboffenen Intervalle.
Messbarkeit nach Carathéodory
Sei
ein äußeres Maß auf der Potenzmenge
einer Menge
.
Eine Menge
heißt messbar bezüglich
oder kurz
-messbar,
falls
.
Dieser Begriff der Messbarkeit stammt von Constantin Carathéodory. Äquivalent ist die Definition,
dass eine Menge
genau dann
-messbar
ist, wenn
für alle
gilt.
Die beiden Charakterisierungen sind äquivalent, da das Gleichheitszeichen aus der σ-Subadditivität des äußeren Maßes folgt.
Beispiele
sind
-messbar.
- Komplemente
-messbarer Mengen sind messbar: Sei
-messbar. Dann ist auch
-messbar.
- Nullmengen bezüglich des äußeren Maßes sind messbar: Sei
mit
. Dann ist
-messbar. Genauso ist
-messbar, falls
gilt.
Abgrenzung zu anderen Messbarkeitsbegriffen
Meist wird mit der Messbarkeit einer Menge gemeint, dass sich diese Menge in einer bestimmten σ-Algebra befindet. Dieser Messbarkeitsbegriff ist hauptsächlich davon abhängig, in welchem Messraum man sich befindet. Daher spricht man auch teilweise von der Messbarkeit bezüglich eines Messraumes.
Im Gegensatz dazu ist der hier verwendete Messbarkeitsbegriff unabhängig von einem Mengensystem. Er hängt nur von dem äußeren Maß ab, das auf der gesamten Potenzmenge definiert ist. Dementsprechend nennt man die Messbarkeit nach Carathéodory auch Messbarkeit bezüglich eines äußeren Maßes.
σ-Algebra der ν-messbaren Mengen
Ist
ein äußeres Maß, so ist die Menge
eine σ-Algebra und
ein vollständiges
Maß.
Es lässt sich auch zeigen, dass
genau dann die Borelsche
σ-Algebra
enthält, wenn
ein metrisches äußeres Maß auf dem metrischen Raum
ist.
Siehe auch
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 17.04. 2020