Lemniskatische Konstante
Die lemniskatische Konstante ist eine 1798 von Carl Friedrich Gauß eingeführte mathematische Konstante>. Sie ist definiert als der Wert des elliptischen Integrals
= 2,62205 75542 92119 81046 48395 89891 11941 36827 54951 43162 … (Folge A062539 in OEIS)
und tritt bei der Berechnung der Bogenlänge der gesamten Lemniskate auf. Derzeit (Stand: 17. März 2020) sind 600.000.000.000 Nachkommastellen der lemniskatischen Konstante bekannt. Sie wurden von Seungmin Kim und Ian Cutress berechnet.
Bezeichnung
Gauß wählte für die lemniskatische Konstante bewusst die griechische Minuskel
(gesprochen: Skript-Pi oder Varpi), eine alternative Schreibweise von
,
um an die Analogie zum Kreis
mit seinem halben Umfang
zu erinnern. Den Ursprung dieser Bezeichnung bei Gauß klärte vermutlich
zuerst Ludwig
Schlesinger auf: Zunächst verwendete Gauß zur Bezeichnung der
lemniskatischen Periode das Zeichen ,
und ab Juli 1798 verwendete er für diese Größe konsequent
.
Im Englischen findet sich für die Minuskel
auch die (irreführende) Bezeichnung pomega, ein Kofferwort aus den
Buchstabennamen für π und ω.
Im englischen Sprachraum wird
= 0,83462 68416 74073 18628 14297 32799 04680 89939 93013 49034 … (Folge A014549 in OEIS)
als Gaußkonstante bezeichnet.
Eigenschaften
Mit der Betafunktion
und der Gammafunktion
gilt
Deswegen gilt auch das Folgende:
Gauß fand die Beziehung
mit dem arithmetisch-geometrischen
Mittel
und gab auch eine schnell konvergierende Reihe
mit Summanden der Größenordnung
an. Die Auswertung
des elliptischen Integrals ergibt eine ähnliche Reihe, die jedoch sehr viel
langsamer konvergiert, da die Glieder von der Größenordnung
sind. Sehr schnell konvergiert die Reihe in
mit Summanden der Größenordnung .
Auch sehr schnell konvergiert folgende Reihe:
Analog zum Wallisschen Produkt lassen sich für die lemniskatische Konstante folgende Produktreihen entwickeln:
Folgende Produktreihen konvergieren sehr schnell:
Niels
Nielsen stellte 1906 mit Hilfe der Kummerschen
Reihe der Gammafunktion einen Zusammenhang mit der Eulerschen
Konstante
her:
Theodor
Schneider bewies 1937 die Transzendenz
von .
Gregory
Chudnovsky zeigte 1975, dass
und somit auch
algebraisch
unabhängig von
ist.
Mit dem vollständigen elliptischen Integral erster Art lässt sich die lemniskatische Konstante auf verschiedene Weise darstellen:
Die lemniskatische Konstante kann auch ausschließlich mit Ellipsenumfängen und somit mit elliptischen Integralen zweiter Art dargestellt werden:
Dabei ist E(k) das Verhältnis des Viertelumfangs zur längeren Halbachse bei derjenigen Ellipse, bei welcher die numerische Exzentrizität den Wert k annimmt.
Folgende weitere Integrale involvieren die lemniskatische Konstante:
Das Produkt folgender zwei Integrale lässt sich mit der Produktregel und dem Satz von Fubini auf folgende Weise umformen:
Daraus folgt:
Aus diesem Integral lassen sich folgende Integrale herleiten:
Im Zusammenhang mit der Gammafunktion gilt außerdem folgendes Integral:
Literatur
- Theodor Schneider: Einführung in die transzendenten Zahlen. Springer-Verlag, Berlin 1957, S. 64.
- Carl Ludwig Siegel: Transzendente Zahlen. Bibliographisches Institut, Mannheim 1967, S. 81–84.
- A. I. Markuschewitsch: Analytic Functions. Kapitel 2 in: A. N. Kolmogorov, A. P. Juschkewitsch (Hrsg.): Mathematics of the 19th Century. Geometry, analytic function theory. Birkhäuser, Basel 1996, ISBN 3-7643-5048-2, S. 133–136.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 03.06. 2021