Injektives Objekt
Injektives Objekt ist ein Begriff aus dem mathematischen Teilgebiet der Kategorientheorie.
Definition
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In einer Kategorie
heißt ein Objekt
injektiv, wenn es zu jedem Monomorphismus
und jedem
ein
gibt, so dass
ist.
Demnach ist
genau dann injektiv, wenn für alle Monomorphismen
die induzierte Abbildung
surjektiv ist.
Beispiele
- In der Kategorie der Mengen Me ist jede Menge injektiv.
- Injektive Objekte in der Kategorie der abelschen
Gruppen sind die teilbaren
Gruppen, d.h. diejenigen Gruppen, für die die Multiplikation mit
einer ganzen Zahl ungleich Null surjektiv ist; Beispiele sind
und
.
- In der Kategorie der Vektorräume über einem Körper ist jedes Objekt injektiv.
- Jedes terminale Objekt in einer Kategorie ist injektiv.
- Ist
eine Familie von injektiven Objekten, so ist das Produkt dieser Familie injektiv, falls es existiert.
- Hat die Kategorie ein Nullobjekt, so ist ein Produkt von injektiven
Objekten genau dann injektiv, wenn jedes
injektiv ist.
- Ist
injektiv, so ist jeder Monomorphismus
ein Schnitt (Das heißt, es gibt ein
mit
).
- In der Kategorie der topologischen Räume ist die Menge
nicht injektiv, denn die Inklusionsabbildung
ist kein Schnitt. Es gibt keine stetige surjektive Funktion
. Dies ist eine Folgerung aus dem Zwischenwertsatz.
Injektive Moduln
Für einen Rechtsmodul
über einem Ring
sind die folgenden Aussagen äquivalent.
ist in der Kategorie der Rechtsmoduln injektiv.
- Für jeden Monomorphismus
gibt es ein
mit
. Dabei ist
die Identität auf
.
- Baersches Kriterium:
Für jedes Rechtsideal
und jedem Homomorphismus
gibt es ein
, so dass
ist.
Injektive Moduln wurden 1940 von Reinhold Baer eingeführt, der allerdings das Adjektiv complete (d.h. vollständig) statt injektiv verwendete. Die deutsche Bezeichnung injektiver Modul lässt sich 1953 belegen.
Beispiele
- Ein Ring ist halbeinfach
genau dann, wenn jeder Modul über dem Ring injektiv ist. Daher ist jeder
Vektorraum über einem Schiefkörper
injektiv. Aus dem Baerschen Kriterium ergibt sich, dass über Hauptidealringen
genau die teilbaren Moduln injektiv sind. Dabei ist ein Modul teilbar genau
dann, wenn
ist für alle Ringelemente
.
- Ist
eine Familie von Moduln, so ist das direkte Produkt der Familie genau dann injektiv, wenn jedes
injektiv ist.
- Ein Ring ist noethersch genau dann, wenn die direkte Summe von injektiven Moduln injektiv ist. Dies ist eine Verallgemeinerung der entsprechenden Aussage über teilbare abelsche Gruppen.
- Über einem erblichen (hereditären) Ring ist jedes epimorphe Bild eines injektiven Moduls injektiv. Dies ist eine Verallgemeinerung des entsprechenden Satzes über teilbare Gruppen.
- Über einem Integritätsring ist ein torsionsfreier Modul genau dann injektiv, wenn er teilbar ist.
- Ist
ein unitärer Ringhomomorphismus, so ist
auf beiden Seiten ein S- Modul. Ist
ein weiterer S- Modul, so trägt die Menge der S-Homomorphismen
auf der rechten Seite eine R-Modulstruktur durch
. Es gilt: Ist
als S Modul injektiv, so ist
ein injektiver R-Modul. Besonders wichtig ist dies im Fall
. Ist
eine teilbare Gruppe, also als
-Modul injektiv, so ist
ein injektiver R-Modul.
Es gibt genügend viele injektive Moduln
Jeder Modul
kann monomorph in einen injektiven Modul abgebildet werden.
Injektive Hülle
Ein Untermodul
heißt groß , wenn
der einzige Untermodul von
ist, der mit
den Durchschnitt
hat. Ein Monomorphismus
heißt wesentlich, wenn
groß in
ist. Es gilt:
Jeder Modul kann wesentlich in einen injektiven Modul
abgebildet werden. Der Modul
ist durch diese Eigenschaft bis auf Isomorphie eindeutig bestimmt. Er heißt
injektive Hülle von M und wird oft mit
bezeichnet.
Unzerlegbare injektive Moduln
Ein Modul
heißt direkt unzerlegbar, wenn er nicht direkte Summe zweier Untermoduln ungleich Null
ist. Für einen Modul
sind folgende Aussagen äquivalent.
- Jeder Untermodul ungleich dem Nullmodul
ist groß in
.
- Die injektive Hülle
ist direkt unzerlegbar.
ist die injektive Hülle eines jeden Untermoduls ungleich Null.
- Der Endomorphismenring von
ist lokal.
Ein Modul, der die äquivalenten Eigenschaften des Satzes erfüllt heißt
uniform .
wird dann oft auch irreduzibel (durchschnittsirreduzibel) genannt.
Beispiele
- Jeder einfache Modul ist uniform, besitzt also eine direkt unzerlegbare injektive Hülle.
- Ist
ein Primideal in dem kommutative Ring
, so ist
uniform. Insbesondere ist jeder Integritätsring uniform als Modul.
Siehe auch
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 09.11. 2020