Chlormethan

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP), ggf. erweitert
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol
Gefahr
H- und P-Sätze H:
  • Extrem entzündbares Gas.
  • Enthält Gas unter Druck; kann bei Erwärmung explodieren.
  • Kann vermutlich Krebs erzeugen (Expositionsweg angeben, sofern schlüssig belegt ist, dass diese Gefahr bei keinem anderen Expositionsweg besteht).
  • Kann vermutlich die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.
  • Kann die Organe schädigen (alle betroffenen Organe nennen, sofern bekannt) bei längerer oder wiederholter Exposition (Expositionsweg angeben, wenn schlüssig belegt ist, dass diese Gefahr bei keinem anderen Expositionsweg besteht).
P:
  • Von Hitze, heißen Oberflächen, Funken, offenen Flammen und anderen Zündquellen fernhalten. Nicht rauchen.
  • Staub / Rauch / Gas / Nebel / Dampf / Aerosol nicht einatmen.
  • Brand von ausströmendem Gas: Nicht löschen, bis Undichtigkeit gefahrlos beseitigt werden kann.
  • Bei Undichtigkeit alle Zündquellen entfernen
  • Vor Sonnenbestrahlung schützen. An einem gut belüfteten Ort aufbewahren.
MAK
  • DFG: 50 ml/m3 bzw. 100 mg/m3
  • Schweiz: 50 ml/m3 bzw. 105 mg/m3
Treibhauspotential 15 (bezogen auf 100 Jahre)

Methylchlorid oder Chlormethan ist ein farbloses, schwach süßlich riechendes, gesundheitsschädliches und leicht brennbares Gas.

Strukturformel
Keilstrichformel von Chlormethan
Keilstrichformel zur Verdeutlichung der Geometrie
Allgemeines
Name Chlormethan
Andere Namen
  • Methylchlorid
  • Monochlormethan
  • R-40
Summenformel CH3Cl
Kurzbeschreibung farbloses, etherisch riechendes Gas
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 74-87-3
EG-Nummer 200-817-4
ECHA-InfoCard 100.000.744
PubChem 6327
ChemSpider 6087
Eigenschaften
Molare Masse 50,49 g/mol
Aggregatzustand gasförmig
Dichte
  • 2,3065 g/l (0 °C, 1013 mbar)
  • 1,003 kg/l (am Siedepunkt)
  • 2,151 kg/m3 (15 °C)
Schmelzpunkt −97,4 °C
Siedepunkt −23,8 °C
Dampfdruck
  • 490 kPa (20 °C)
  • 660 kPa (30 °C)
  • 1090 kPa (50 °C)
Löslichkeit schlecht in Wasser (5 g/l bei 20 °C)
Dipolmoment 1,892 D (6,31 · 10−30 C·m)
Thermodynamische Eigenschaften
ΔHf0 −81,9 kJ/mol (gasförmig)

Vorkommen

Methylchlorid ist die häufigste chlorhaltige Verbindung in der Atmosphäre. Neben den industriellen Quellen tragen natürliche Emissionen aus immergrünen Bäumen, aber auch aus anderen Pflanzen wie Kartoffeln, zu erheblichen Mengen bei.

Gewinnung

Chlormethan kann durch Erhitzen von Chlor und Methan auf 400–500 °C erzeugt werden. Bei dieser Temperatur findet eine schrittweise radikalische Substitution bis hin zu Tetrachlormethan statt. Alle Reaktionsschritte verlaufen exotherm.

\mathrm {CH_{4}+Cl_{2}\longrightarrow CH_{3}Cl+HCl} mit ΔRH = −103,5 kJ·mol−1
\mathrm {CH_{3}Cl+Cl_{2}\longrightarrow CH_{2}Cl_{2}+HCl} mit ΔRH = −102,5 kJ·mol−1
\mathrm {CH_{2}Cl_{2}+Cl_{2}\longrightarrow CHCl_{3}+HCl} mit ΔRH = −99,2 kJ·mol−1
\mathrm {CHCl_{3}+Cl_{2}\longrightarrow CCl_{4}+HCl} mit ΔRH = −94,8 kJ·mol−1
Methan reagiert mit Chlor unter Bildung von Chlorwasserstoff zunächst zu Chlormethan, und weiter zu Dichlormethan, Trichlormethan (Chloroform) und schließlich Tetrachlormethan.

Das Ergebnis des Prozesses ist eine Mischung der vier Chlormethane, welche durch Destillation getrennt werden können.

Ein zweites technisches Verfahren ist die Methanolhydrochlorierung, d.h. Methanol wird mit Chlorwasserstoff zu Chlormethan umgesetzt. Die Reaktion findet katalysiert in der Gas- oder Flüssigphase statt. Die Umsetzung verläuft schwach exotherm.

{\displaystyle \mathrm {CH_{3}OH+HCl\longrightarrow CH_{3}Cl+H_{2}O} } mit ΔRH = −33 kJ·mol−1

Eigenschaften

Physikalische Eigenschaften

Chlormethan ist ein farbloses Gas. Die Dampfdruckfunktion ergibt sich nach Antoine entsprechend log10(P) = A−(B/(T+C)) (P in kPa, T in K) mit A = 6,9, B = 1449 und C = 48 im Temperaturbereich von 308 bis 373 K. Die kritische Temperatur beträgt 143 °C, der kritische Druck 66,7 bar und die kritische Dichte 0,353 g·cm−3. Die Mischbarkeit mit Wasser ist begrenzt. Mit steigender Temperatur sinkt die Löslichkeit von Chlormethan in Wasser.

Löslichkeit von Chlormethan in Wasser
Temperatur °C 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Chlormethan in Wasser in Ma-% 3,42 3,19 3,01 2,88 2,79 2,72 2,68 2,66 2,67 2,69 2,73

Chemische Eigenschaften

Chlormethan bildet mit Wasser ein schneeartiges festes Gashydrat mit der Zusammensetzung CH3Cl·6H2O, welches schon bei 7,5 °C und Normaldruck zu seinen Komponenten zerfällt. Bei Raumtemperatur erfolgt in Wasser eine langsame Hydrolyse, die in Gegenwart von Basen wesentlich beschleunigt wird. Mineralsäuren ergeben keinen Einfluss auf die Hydrolysegeschwindigkeit. Mit Alkali- oder Erdalkalimetallen wie auch Zink und Aluminium werden entsprechende metallorganische Verbindungen gebildet.

{\displaystyle \mathrm {CH_{3}Cl+Mg\rightarrow CH_{3}MgCl} }
{\displaystyle \mathrm {3\,CH_{3}Cl+2\,Al\rightarrow Al(CH_{3})_{3}*AlCl_{3}} }

Die Umsetzung mit einem Natrium-Blei-Amalgam führt zur Bildung von Tetramethylblei.

{\displaystyle \mathrm {4\,CH_{3}Cl+Pb\rightarrow Pb(CH_{3})_{4}} }

Die als Müller-Rochow-Synthese bekannte Reaktion mit Silizium ergibt die Methylchlorsilane. Als Methylierungsreagenz werden mit Ammoniak und Aminen die entsprechenden Methylamine gebildet. Analog führt die Reaktion mit Hydroxygruppen enthaltenden Verbindungen zu den entsprechenden Methylethern, wie z.B. die Herstellung von Methylcellulose aus Cellulose.

Sicherheitstechnische Kenngrößen

Die Verbindung bildet leicht entzündliche Gas-Luft-Gemische. Der Explosionsbereich liegt zwischen 7,6 Vol.‑% (160 g/m3) als untere Explosionsgrenze (UEG) und 19 Vol.‑% (410 g/m3) als obere Explosionsgrenze (OEG). Die Grenzspaltweite wurde mit 1 mm (50 °C) bestimmt. Es resultiert damit eine Zuordnung in die Explosionsgruppe IIA. Die Zündtemperatur beträgt 625 °C. Der Stoff fällt somit in die Temperaturklasse T1.

Verwendung

Chlormethan wird als Methylierungsmittel in der organischen Chemie, als Polymerisationsmedium für Butylkautschuk (verflüssigt bei ca. −90 °C), zur Veretherung von Alkoholen und Phenolen sowie bei der Silikonherstellung eingesetzt. Seine hohe Verdampfungsenthalpie ermöglicht auch einen Einsatz als Kältemittel. Früher wurde es zur Narkose, aber auch als lokales Kälteanästhetikum verwendet.

Toxizität und Risikobewertung

Das betäubende Gas löst Störungen des Zentralnervensystems aus und schädigt Leber, Niere und Herz. Methylchlorid gilt als Stoff mit begründetem Verdacht auf krebserzeugendes Potential und der Fruchtschädigung.

Chlormethan wurde 2012 von der EU gemäß der Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 (REACH) im Rahmen der Stoffbewertung in den fortlaufenden Aktionsplan der Gemeinschaft (CoRAP) aufgenommen. Hierbei werden die Auswirkungen des Stoffs auf die menschliche Gesundheit bzw. die Umwelt neu bewertet und ggf. Folgemaßnahmen eingeleitet. Ursächlich für die Aufnahme von Chlormethan waren die Besorgnisse bezüglich der Einstufung als CMR-Substanz, hohes Risikoverhältnis (Risk Characterisation Ratio, RCR) sowie als potentieller endokriner Disruptor. Die Neubewertung fand ab 2012 statt und wurde von Italien durchgeführt. Anschließend wurde ein Abschlussbericht veröffentlicht.

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Basierend auf einem Artikel in: Extern Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 05.11. 2024