Lemma von Urysohn
Das Lemma von Urysohn (auch Urysohnsches Lemma genannt) ist ein fundamentales Theorem aus dem mathematischen Teilgebiet der Allgemeinen Topologie.
Das Lemma ist nach Pavel Urysohn benannt und wurde von diesem 1925 veröffentlicht. Es wird vielfach benutzt, um stetige Funktionen mit gewissen Eigenschaften zu konstruieren. Seine breite Anwendungsmöglichkeit basiert darauf, dass viele der wichtigsten topologischen Räume wie die metrischen Räume und die kompakten Hausdorff-Räume die in dem Lemma vorausgesetzte Normalitätseigenschaft besitzen.
Eine Verallgemeinerung stellt der Fortsetzungssatz von Tietze dar. Bei dessen Beweis kommt das Urysohnsche Lemma in entscheidender Weise zum Tragen.
Formulierung des Lemmas
Das Lemma sagt folgendes aus:
- Sei
ein topologischer Raum mit der Eigenschaft, dass je zwei disjunkte abgeschlossene Teilmengen von
disjunkte Umgebungen besitzen, und seien zwei derartige disjunkte abgeschlossene Teilmengen
und
vorgegeben.
- Dann existiert dazu eine stetige
Funktion
- mit
für alle
und
für alle
.
Anmerkungen
1) Das Lemma von Urysohn sagt nichts aus über die Werte der stetigen
Funktion
außerhalb der abgeschlossenen Teilmengen
und
,
sondern allein, dass
und
gilt. Im Falle, dass zu disjunkten abgeschlossenen
und
stets ein stetiges
mit
und
zu finden ist, nennt man
einen perfekt
normalen Raum.
2) Für metrische Räume ist eine stetige Funktion
der obigen Art sofort anzugeben. Dazu definiert man zu zwei gegebenen disjunkten
abgeschlossenen Teilmengen
und
von
die Funktion
wie folgt:
Dabei ist
der Abstand
von
zu
,
also
.
Die Funktion
ist stetig – sogar gleichmäßig
stetig – und dabei gilt:
.
Metrische Räume sind demnach immer perfekt normal.
Kernaussage des Lemmas
Der Kern des Lemmas von Urysohn liegt in der folgenden Aussage:
- Sei
ein topologischer Raum und sei
eine dichte Teilmenge von
. Darin gegeben sei eine Mengenfamilie
, bestehend aus offenen Teilmengen
(
), welche folgenden Bedingungen genüge:
-
- Für
und
sei stets
.
.
.
- Für
-
- Schließlich sei für
folgende Zuordnung definiert :
.
- Dann ist durch diese Zuordnung eine stetige Funktion
gegeben.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 15.06. 2020