Einsteinsche Feldgleichungen
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Im Rahmen der allgemeinen Relativitätstheorie wird durch die einsteinschen Feldgleichungen (nach Albert Einstein, auch Gravitationsgleichungen) das physikalische Phänomen der Gravitation durch Methoden der Differentialgeometrie mathematisch formuliert.
Die Grundidee ist dabei die Verknüpfung einer Energie-Impuls-Verteilung mit der Geometrie der Raumzeit. Energie und Impuls werden dabei gemäß der speziellen Relativitätstheorie zu einem Vierertensor zusammengefasst, dem Energie-Impuls-Tensor, während ein metrischer Tensor die Geometrie der Raumzeit darstellt.
Grundsätzliche Annahmen und Forderungen
Zur Aufstellung der Feldgleichungen sind zunächst physikalische Überlegungen notwendig, da die Form der Gleichungen postuliert werden muss. Der physikalische Ausgangspunkt von Einsteins Überlegungen ist das Äquivalenzprinzip: Masse und Energie sind äquivalent und jede Form der Energie induziert schwere Masse.
So wie in der newtonschen
Gravitationstheorie die Masse das Gravitationsfeld
verursacht, ist der natürlichste Ansatz für deren Verallgemeinerung, dass das
Gravitationsfeld mathematisch von der Gestalt des Energie-Impuls-Tensors
abhängig ist. Nun ist
kein beliebiger symmetrischer Tensor,
da er
erfüllen muss. Das heißt, die Divergenz
des Energie-Impuls-Tensors muss lokal, bei fester Raum- und Zeitkoordinate,
verschwinden, damit der Energie-
und Impulserhaltungssatz
aufrechterhalten wird. Im Beitrag des Energie-Impuls-Tensors wird das
Äquivalenzprinzip berücksichtigt. Der Energie-Impuls-Tensor beinhaltet neben der
Massen-Energiedichte (Masse bzw. Energie pro Raumvolumen) aber auch weitere
Beiträge, zum Beispiel den Druck,
den ein Strahlungsfeld ausüben kann.
Entsprechend dem Äquivalenzprinzip sollte die Wirkung der Gravitation als
Krümmung der Raumzeit dargestellt werden.
Dem Energie-Impuls-Tensor als Quelle des Feldes sollte dementsprechend auf der
anderen Seite der Gleichung ein Tensor gleicher Form gegenüberstehen, der die
geometrischen Eigenschaften (Krümmung) der Raumzeit beschreibt,
der Einsteintensor ,
aufgebaut aus dem grundlegenden metrischen
Tensor und daraus abgeleiteten Krümmungs-Kovarianten und -Invarianten (siehe
unten). Die Feldgleichungen nehmen also die Form an:
Die Konstante
heißt einsteinsche Gravitationskonstante oder einfach
Einsteinkonstante und wird als Proportionalitätskonstante
angenommen (
ist die Gravitationskonstante).
Aus den bisherigen Überlegungen ergeben sich zusammengefasst diese Forderungen:
für eine flache Raumzeit, d.h. in Abwesenheit von Gravitation.
für die Energie-Impuls-Erhaltung.
aufgrund obiger Forderung für
.
ist ein symmetrischer Tensor zweiter Stufe, daher muss dies auch für
gelten.
ist dementsprechend eine Kombination aus den grundlegenden geometrischen Kovarianten, die (symmetrische) Tensoren zweiter Stufe sind, dem Krümmungstensor
und dem metrischen Tensor
.
Die Feldgleichungen
Aus diesen Forderungen ergeben sich die Feldgleichungen:
.
Hierbei ist
die Gravitationskonstante,
die Lichtgeschwindigkeit,
der Ricci-Tensor,
der Krümmungsskalar
und
der metrische
Tensor.
Die Feldgleichungen können auch mit umgekehrtem Vorzeichen vor der Einsteinkonstanten definiert werden
.
Dieses Vorzeichen ist rein von der verwendeten Konvention abhängig und physikalisch nicht bedeutend; beide Konventionen sind weit verbreitet.
Die Feldgleichungen können auch umgeformt und dargestellt werden als
.
Hierbei ist
der Laue-Skalar.
Die obigen Forderungen gestatten auch einen Term proportional dem metrischen Tensor auf der linken Seite, was zu Feldgleichungen mit einer kosmologischen Konstanten führt (siehe unten).
Zu den Feldgleichungen kommt noch die Bewegungsgleichung für sich auf einer Geodäte bewegende Testteilchen hinzu, die sogenannte Geodätengleichung (siehe Allgemeine Relativitätstheorie). Insgesamt drückt sich in den Feld- und Bewegungsgleichungen eine dynamische gegenseitige Beeinflussung von Energie-Impuls-Verteilung und Geometrie der Raumzeit aus.
Die Feldgleichungen bilden ein System von 16 gekoppelten partiellen Differentialgleichungen, die durch Symmetrien auf 10 reduziert werden. Außerdem gibt es die vier Bianchi-Identitäten, die sich aus der Energie-Impuls-Erhaltung ergeben und das System weiter reduzieren. Es sind eine ganze Reihe exakter Lösungen bekannt, die meist bestimmten zusätzlichen Symmetrieforderungen genügen. Im materiefreien Raum haben die Feldgleichungen hyperbolischen Charakter, das heißt die Lösungen entsprechen Wellengleichungen (mit der Lichtgeschwindigkeit als maximaler Ausbreitungsgeschwindigkeit). Im Allgemeinen können sie nur numerisch gelöst werden, wofür es ausgefeilte Techniken und ein eigenes Spezialgebiet (Numerische Relativität) gibt. Es gibt auch einige exakte mathematische Resultate wie die Wohlgestelltheit des Cauchy-Problems (Yvonne Choquet-Bruhat), die Singularitäten-Theoreme von Roger Penrose und Stephen Hawking oder Resultate von Demetrios Christodoulou über die Stabilität des Minkowskiraums (mit Sergiu Klainerman) und die Instabilität nackter Singularitäten.
Im Grenzfall schwacher Gravitationsfelder und kleiner Geschwindigkeiten ergeben sich die üblichen newtonschen Gravitationsgleichungen einer Massenverteilung (und die sich hier ergebenden Gleichungen sind damit als partielle Differentialgleichungen vom elliptischen Typ). Bei kleinen Feldern wurde zudem die Post-Newton-Näherung entwickelt, um beispielsweise die allgemeine Relativitätstheorie mit alternativen Gravitationstheorien anhand von Beobachtungen vergleichen zu können.
Die Vakuumfeldgleichungen
Betrachtet man beispielsweise den Außenraum von Sternen, wo sich als Näherung
keine Materie aufhält, so wird
gesetzt. Man nennt dann
die Vakuumfeldgleichungen und ihre Lösungen Vakuumlösungen. Durch
Multiplizieren mit
ergibt sich mithilfe von
und
[1]
die Folgerung, dass im Vakuum
und damit
.
Für die Umgebung einer nicht rotierenden und elektrisch neutralen Kugel der
Masse
erhält man in Kugelkoordinaten
hieraus beispielsweise die äußere Schwarzschild-Lösung,
deren Linienelement
die Form
besitzt.
Die Invariante der Theorie,
verallgemeinert den speziell-relativistischen Begriff der Eigenzeit, unter anderem
durch Berücksichtigung der Gravitation des betrachteten Himmelskörpers.
Besonderheiten ergeben sich bei Unterschreiten eines kritischen Wertes für den
Radius
,
nämlich für
.
Einstein-Maxwell-Gleichungen
Wird für
der elektromagnetische
Energie-Impuls-Tensor
in die Feldgleichungen eingesetzt
so spricht man von den Einstein-Maxwell-Gleichungen.
Die kosmologische Konstante
Ausgehend von den oben angegebenen Grundannahmen lässt sich ein weiterer
additiver Term zum Einsteintensor hinzuzufügen, der aus einer Konstanten
und dem metrischen Tensor besteht. Damit ist die Forderung der Divergenzfreiheit
noch immer erfüllt und so nehmen die Feldgleichungen die Form
an. Hierbei ist
die kosmologische
Konstante, die von Einstein in die Feldgleichungen eingebaut und so gewählt
wurde, dass das Universum statisch wird; dies war die damals sinnvollste
Anschauung. Es stellte sich jedoch heraus, dass das so von der Theorie
beschriebene Universum instabil ist. Als Edwin
Hubble schließlich nachwies, dass das Universum expandiert, verwarf Einstein
seine Konstante. Heute jedoch spielt sie erneut eine Rolle durch Ergebnisse der
beobachtenden Kosmologie ab den 1990er Jahren.
Literatur
- Albert Einstein: Die Feldgleichungen der Gravitation. Sitzungsberichte der Preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, S. 844–847, 25. November 1915.
- Yvonne Choquet-Bruhat: General relativity and the Einstein equations. Oxford Univ. Press, Oxford 2009, ISBN 978-0-19-923072-3.
- Bernd G. Schmidt: Einstein's field equations and their physical implications. Springer, Berlin 2000, ISBN 3-540-67073-4.
Anmerkungen
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 29.12. 2021