Differentialgeometrie
Die Differentialgeometrie stellt als Teilgebiet der Mathematik die Synthese von Analysis und Geometrie dar.
Historische Entwicklung und aktuelle Anwendungsgebiete
Etliche grundlegende Arbeiten zur Differentialgeometrie stammen von Carl Friedrich Gauß. In dieser Zeit war die Mathematik noch stark mit verschiedenen Anwendungsgebieten verknüpft. Wichtige Ergebnisse lieferte diese Theorie dabei auf den Gebieten der Kartografie, Navigation und Geodäsie. Es entwickelte sich unter anderem die Kartenprojektionslehre, aus der die Begriffe geodätische Linie und gaußsche Krümmung stammen. Zudem stellte sich C.F. Gauß bereits die Frage, ob die durch Peilung gemessene Winkelsumme eines sehr großen Dreiecks tatsächlich exakt 180 Grad beträgt, und erweist sich damit als Wegbereiter der modernen Differentialgeometrie.
Die moderne Differentialgeometrie findet vor allem in der allgemeinen Relativitätstheorie und in der Satellitennavigation ihre Anwendung. Sie ermöglicht die Beschreibung von Phänomenen wie astronomische Lichtablenkung oder Periheldrehung des Merkur, die durch Experimente bzw. Beobachtung bestätigt werden können. Koordinatentransformationen entsprechen in der Relativitätstheorie dem Wechsel von Bezugssystemen, aus denen heraus ein Phänomen beobachtet wird. Dies entspricht damit unterschiedlichen Bewegungszuständen der Messapparatur bzw. des Beobachters.
Ein anderes wichtiges Anwendungsgebiet liegt in den Materialwissenschaften in der Theorie der Defekte und der Plastizität.
Teilgebiete
Elementare Differentialgeometrie
Die ersten Arbeiten zur Differentialgeometrie beschäftigen sich sowohl mit Kurven als auch mit zweidimensionalen gekrümmten Flächen im dreidimensionalen reellen Anschauungsraum. Geschichtlich gesehen wurde es mit Gauß’ Arbeiten erstmals möglich, die Krümmung beispielsweise der zweidimensionalen Oberfläche einer Kugel auch quantitativ zu erfassen.
Eine weitere Motivation zur Entwicklung der elementaren Differentialgeometrie kam auch von dem mathematischen Problem der Minimalflächen her. Die in der Natur vorkommenden Seifenhäute lassen sich als Minimalflächen beschreiben. Die Form bzw. mathematische Darstellung dieser Flächen lässt sich dabei mit den Methoden aus der Variationsrechnung entwickeln. Die geometrischen Eigenschaften dieser Flächen wie Krümmung oder Abstände zwischen beliebigen Punkten auf einer Minimalfläche werden dagegen eher mit den Methoden der Differentialgeometrie berechnet.
Differentialtopologie
Die Differentialtopologie ist Grundlage für die meisten modernen Teilgebiete
der Differentialgeometrie. Im Gegensatz zur elementaren Differentialgeometrie
werden in der Differentialtopologie die geometrischen Objekte intrinsisch
beschrieben, das heißt die Definition der Objekte erfolgt ohne Rückgriff auf
einen umgebenden Raum. Der zentrale Begriff ist der der differenzierbaren
Mannigfaltigkeit: Eine -dimensionale
Mannigfaltigkeit ist ein geometrisches Objekt (genauer: ein topologischer Raum),
der lokal so aussieht wie der
-dimensionale
reelle Raum. Das klassische Beispiel, das auch die Terminologie motiviert, ist
die Erdoberfläche. In kleinen Ausschnitten lässt sie sich durch Karten
beschreiben, das heißt kleine Teile „sehen aus wie“ die Ebene. Jedoch lässt sich
die gesamte Erdoberfläche nicht mit der Ebene identifizieren. Außerdem tragen
differenzierbare Mannigfaltigkeiten eine Struktur, die es erlaubt, von
differenzierbaren Funktionen zu sprechen. Diese differenzierbare
Struktur ermöglicht es, in den Karten lokal analytische Methoden anzuwenden.
Außerdem kann man die Mannigfaltigkeit global als topologischen Raum
untersuchen. So versucht die Differentialtopologie Verbindungen zwischen den
lokalen analytischen und den globalen topologischen Eigenschaften herzustellen.
Ein Beispiel für einen solchen Zusammenhang ist der Satz
von de Rham.
Riemannsche Geometrie
Auf einer differenzierbaren Mannigfaltigkeit gibt es keine vordefinierte Längenmessung. Ist sie als zusätzliche Struktur gegeben, spricht man von riemannschen Mannigfaltigkeiten. Diese Mannigfaltigkeiten sind Gegenstand der riemannschen Geometrie, die auch die zugehörigen Begriffe der Krümmung, der kovarianten Ableitung und des Paralleltransports auf diesen Mengen untersucht. Diese Begriffe können aber auch bei „nichtriemannschen“ oder „nicht-pseudoriemannschen“ Räumen definiert werden und setzen nur den allgemeinen differentialgeometrischen Begriff des Zusammenhanges voraus (präziser: allgemeine affine Differentialgeometrie im Gegensatz zu metrischer Differentialgeometrie, siehe unten.)
Semi-riemannsche Differentialgeometrie
Wenn anstelle der positiv-definiten Metrik einer riemannschen Mannigfaltigkeit eine nichtdefinite Metrik vorausgesetzt wird (gegeben durch eine nichtdefinite hermitesche bzw. symmetrisch-nichtdefinite nicht-entartete Bilinearform), erhält man eine semi- oder pseudo-riemannsche Mannigfaltigkeit. Ein Spezialfall sind die lorentzschen Mannigfaltigkeiten der allgemeinen Relativitätstheorie.
Finslersche Geometrie
Gegenstand der finslerschen Geometrie sind die
finslerschen
Mannigfaltigkeiten, das heißt Mannigfaltigkeiten, deren Tangentialraum mit
einer Banachnorm ausgestattet ist, also einer Abbildung
mit folgenden Eigenschaften:
, für
und
,
ist glatt auf
,
- die vertikale Hesse-Matrix ist positiv definit.
Finslersche Mannigfaltigkeiten spielen auch in der theoretischen Physik als allgemeinere Kandidaten für die strukturelle Beschreibung der Raumzeit eine Rolle.
Symplektische Geometrie
Statt einer symmetrischen nichtentarteten Bilinearform wird eine antisymmetrische nichtentartete Bilinearform ω gegeben. Wenn diese zusätzlich noch geschlossen ist, also dω=0, spricht man von einer symplektischen Mannigfaltigkeit. Weil ein symplektischer Vektorraum notwendigerweise gerade Dimension hat, haben auch symplektische Mannigfaltigkeiten gerade Dimension. Die erste wichtige Erkenntnis ist der Satz von Darboux, nach dem symplektische Mannigfaltigkeiten lokal isomorph zu T*Rn sind. Damit gibt es im Gegensatz zu semi-riemannschen Mannigfaltigkeiten keine (nichttrivialen) lokalen symplektischen Invarianten (außer der Dimension), sondern nur globale symplektische Invarianten. Als Verallgemeinerung zählen auch die Poisson-Mannigfaltigkeiten, die keine Bilinearform, sondern nur einen antisymmetrischen Bivektor haben. Dieser induziert eine Lie-Klammer zwischen den Funktionen. Symplektische Geometrie findet Anwendung in der hamiltonschen Mechanik, einem Teilgebiet der theoretischen Mechanik.
Kontaktgeometrie
Das Analogon zur symplektischen Geometrie für ungeraddimensionale
Mannigfaltigkeiten ist Kontaktgeometrie. Eine Kontaktstruktur auf einer -dimensionalen
Mannigfaltigkeit
ist eine Familie
von Hyperebenen des Tangentialbündels, die maximal nicht-integrabel sind. Lokal
können diese Hyperebenen als Kern einer 1-Form
dargestellt werden, d.h.
.
Umgekehrt ist eine Kontaktform lokal eindeutig bestimmt durch die Familie
,
bis auf einen nichtverschwindenden Faktor. Die Nichtintegrabilität bedeutet,
dass dα beschränkt auf die Hyperebene nicht-entartet ist. Wenn die Familie
global durch eine 1-Form
beschrieben werden kann, dann ist
Kontaktform genau dann, wenn
eine Volumenform auf
ist.
Es gilt ein Theorem analog zum Darboux-Theorem für symplektische
Mannigfaltigkeiten, nämlich, dass alle Kontaktmannigfaltigkeiten der Dimension
lokal isomorph sind. Damit gibt es auch in der Kontaktgeometrie nur globale
Invarianten.
Komplexe Geometrie und Kählergeometrie
Komplexe Geometrie ist das Studium komplexer Mannigfaltigkeiten, das heißt
Mannigfaltigkeiten, die lokal wie
aussehen und deren Übergangsfunktionen komplex-differenzierbar (holomorph) sind.
Wegen der analytischen Eigenschaften komplex-differenzierbarer Funktionen hat
man hier häufig Eindeutigkeitseigenschaften der Fortsetzung lokaler Funktionen/
Vektorfelder. Deshalb ist man bei globalen Untersuchungen meist auf die Theorie
der Garben
angewiesen. Eine fast-komplexe
Struktur auf einer glatten Mannigfaltigkeit ist eine Abbildung
,
sodass
.
Damit sind alle fast-komplexen Mannigfaltigkeiten von gerader Dimension. Der
Unterschied zwischen einer fast-komplexen und einer komplexen Mannigfaltigkeit
ist die Integrabilität der fast-komplexen Struktur.
Diese wird vom Nijenhuis-Tensor
gemessen.
Eine hermitesche Mannigfaltigkeit ist eine komplexe Mannigfaltigkeit mit
einer hermiteschen
Metrik
auf dem komplexifizierten reellen Tangentialbündel. Insbesondere muss
mit der komplexen Struktur
kompatibel sein, namentlich
für alle
.
Als besonders strukturreich haben sich Hermitesche Mannigfaltigkeiten erwiesen, deren hermitesche Metrik zusätzlich kompatibel mit einer symplektischen Form sind, d.h.
mit
.
In diesem Fall spricht man von einer Kählermannigfaltigkeit.
Schließlich befasst sich die Cauchy-Riemann-Geometrie mit berandeten komplexen Mannigfaltigkeiten.
Theorie der Lie-Gruppen
So wie Gruppen auf Mengen basieren, sind Mannigfaltigkeiten die Grundlage der Lie-Gruppen. Die nach Sophus Lie benannten Lie-Gruppen treten an vielen Stellen der Mathematik und Physik als kontinuierliche Symmetriegruppen, beispielsweise als Gruppen von Drehungen des Raumes auf. Das Studium des Transformationsverhaltens von Funktionen unter Symmetrien führt zur Darstellungstheorie der Lie-Gruppen.
Globale Analysis
Die globale Analysis ist ebenfalls ein Teilgebiet der Differentialgeometrie, das mit der Topologie eng verbunden ist. Manchmal nennt man das Teilgebiet auch Analysis auf Mannigfaltigkeiten. In diesem mathematischen Forschungsgebiet werden gewöhnliche und partielle Differentialgleichungen auf differenzierbaren Mannigfaltigkeiten untersucht. So finden in dieser Theorie lokale Methoden aus der Funktionalanalysis, der mikrolokalen Analysis und der Theorie der partiellen Differentialgleichung und globale Methoden aus der Geometrie und Topologie Anwendung. Da dieses mathematische Teilgebiet im Vergleich zu den anderen Teilgebieten der Differentialgeometrie sehr viele Methoden der Analysis verwendet, wird es teilweise auch als Teilgebiet der Analysis verstanden.
Schon die ersten Arbeiten über Differentialgleichungen enthielten Aspekte der globalen Analysis. So sind die Studien von George David Birkhoff im Bereich der dynamischen Systeme und die Theorie der Geodäten von Harold Calvin Marston Morse frühe Beispiele für Methoden der globalen Analysis. Zentrale Resultate dieses mathematischen Teilgebiets sind die Arbeiten von Michael Francis Atiyah, Isadore M. Singer und Raoul Bott. Besonders zu erwähnen sind hier der Atiyah-Singer-Indexsatz und der Atiyah-Bott-Fixpunktsatz, welcher eine Verallgemeinerung des Lefschetz’schen Fixpunktsatzes aus der Topologie ist.
Methoden
Koordinatentransformationen
Koordinatentransformationen sind ein wichtiges Werkzeug der Differentialgeometrie, um die Anpassung einer Problemstellung an geometrische Objekte zu ermöglichen. Sollen beispielsweise Abstände auf einer Kugeloberfläche untersucht werden, so werden meist Kugelkoordinaten verwendet. Betrachtet man euklidische Abstände im Raum, so verwendet man dagegen eher kartesische Koordinaten. Mathematisch gesehen ist zu beachten, dass Koordinatentransformationen stets bijektive, beliebig oft stetig differenzierbare Abbildungen sind. Es existiert also immer auch die Inverse zu der betrachteten Koordinatentransformation.
Ein einfaches Beispiel ist der Übergang von kartesischen Koordinaten in der
Ebene zu Polarkoordinaten.
Jeder Ortsvektor des zweidimensionalen euklidischen Raumes lässt sich bei dieser
Darstellung durch die Koordinaten
und
in der folgenden Weise ausdrücken
und
werden dabei auch als Komponentenfunktionen von
bezeichnet. Sie berechnen sich in Abhängigkeit von den zwei Koordinaten
gemäß:
Werden nun ganz allgemein alle Koordinaten des neuen Koordinatensystems bis
auf eine Koordinate konstant gehalten und die einzelne Koordinate innerhalb des
Definitionsbereiches verändert, entstehen im euklidischen Raum Linien, die auch
als Koordinatenlinien bezeichnet werden. Im Falle der angegebenen
Polarkoordinaten entstehen so bei konstanter
Koordinate konzentrische Kreise mit Radius
um den Koordinatenursprung
des euklidischen Koordinatensystems. Bei konstanter
Koordinate entstehen Halbgeraden, die im Koordinatenursprung des euklidischen
Koordinatensystems starten und nach
laufen. Mit Hilfe dieser Koordinatenlinien lässt sich in naheliegender Weise für
jeden Punkt
des euklidischen Raumes ein neues, räumlich gedrehtes und wieder rechtwinkliges
Koordinatensystem definieren. Man spricht daher bei Polarkoordinaten auch von
rechtwinkligen Koordinaten. Die Achsen des gedrehten Koordinatensystems sind
dabei gerade die Tangenten an die Koordinatenlinien, die durch den Punkt
laufen. Die Basisvektoren dieser ortsabhängigen und rechtwinkligen
Koordinatensysteme lassen sich dabei direkt über die partiellen
Ableitungen des Ortsvektors, gemäß der oben angegebenen Darstellung, nach
den variablen Koordinaten
berechnen. Über die partiellen Ableitungen lassen sich auch die totalen
Differentiale des Ortsvektors angeben:
Die Differentiale
werden auch als Koordinatendifferentiale bezeichnet. Bei diesem Beispiel
haben die mit dem Differentialoperator „
“
verknüpften infinitesimalen Größen nicht immer die Bedeutung eines Abstandes.
Man zeigt vielmehr relativ leicht, dass für die Abstände in radialer bzw.
azimutaler Richtung gilt, dass zwar
ist, aber
;
d. h. erst mit dem Vorfaktor „
“
ergibt sich durch Integration über
von 0 bis
eine bekannte Größe der Dimension „Länge“, nämlich der Kreisumfang
.
Die Polarkoordinaten oder ihre dreidimensionale Verallgemeinerung, die Kugelkoordinaten, werden auch als krummlinig bezeichnet, da sie die Abstandberechnung auf einer gekrümmten Fläche, z. B. der Kugeloberfläche, ermöglichen. Es handelt sich – wie auch bei anderen Standardbeispielen, etwa den Zylinderkoordinaten, den elliptischen Koordinaten usw. – um orthogonale krummlinige Koordinaten (siehe auch: Krummlinige Koordinaten).
Ein wesentliches Hilfsmittel der klassischen Differentialgeometrie sind Koordinatentransformationen zwischen beliebigen Koordinaten, um geometrische Strukturen beschreiben zu können.
Die aus der Analysis bekannten, mit der Größe
gebildeten Differentialoperatoren
können relativ leicht auf orthogonale krummlinige Differentialoperatoren
erweitert werden. z.B. gelten in allgemeinen orthogonalen krummlinigen
Koordinaten bei Benutzung dreier Parameter
und der zugehörigen Einheitsvektoren
in Richtung von
folgende Beziehungen mit Größen
,
die nicht notwendig konstant sind, sondern von
,
und
abhängen können:
Dabei entstehen die durch Punkte angedeuteten zwei weiteren Terme aus dem
ersten Term durch zyklische
Vertauschung der Indizes.
bezeichnet den Laplace-Operator.
Er kann aus dem skalarwertigen div-Operator
und dem vektorwertigen grad-Operator
zusammengesetzt werden gemäß
wobei
Die Formel für die Divergenz beruht auf der koordinatenunabhängigen Darstellung
wobei über die geschlossene,
berandende Fläche integriert wird.
bezeichnet den zugehörigen äußere Normalenvektor,
das zugehörige infinitesimale Flächenelement,
.
Im allgemeinsten Fall – also für nicht-orthogonale, krummlinige Koordinaten –
kann man diese Formel ebenfalls verwenden.
Kovariante Ableitung
Allgemeine, auf nicht notwendig orthogonalen krummlinigen Koordinaten beruhende Ableitungsoperatoren sind z.B. die kovarianten Ableitungen, die u.a. in riemannschen Räumen verwendet werden, wo sie in spezifischer Weise vom „inneren Produkt“, d.h. von der sog. „metrischen Fundamentalform“ des Raumes, abhängen. In anderen Fällen sind sie aber unabhängig von der Existenz einer lokalen Metrik oder können sogar extern vorgegeben sein, z. B. in Mannigfaltigkeiten „mit Konnexion“.
Sie ermöglichen u.a. die Definition von Verbindungslinien in gekrümmten Räumen, z.B. die Definition von Geodäten im riemannschen Raum. Geodätische Linien sind die lokal kürzesten Verbindungen zwischen zwei Punkten in diesen Räumen. Die Längenkreise auf einer Kugel sind Beispiele für geodätische Linien, nicht aber die Breitenkreise (Ausnahme: Äquator).
Mit Hilfe allgemeiner Koordinatentransformationen werden im riemannschen Raum
(und allgemeiner in Differentialgeometrien „mit gegebenem Zusammenhang“)
die Christoffelsymbole
definiert. Diese gehen, entsprechend der unten gegebenen Basisdefinition,
explizit in die Berechnung der kovarianten
Ableitung eines Vektorfeldes
ein.
Die kovariante Ableitung ist eine Verallgemeinerung der partiellen Ableitung des flachen (euklidischen) Raumes für gekrümmte Räume. Im Gegensatz zur partiellen Ableitung erhält sie die Tensoreigenschaft; im euklidischen Raum reduziert sie sich zur partiellen Ableitung. Im gekrümmten Raum sind die kovarianten Ableitungen eines Vektorfeldes im Allgemeinen nicht miteinander vertauschbar, ihre Nichtvertauschbarkeit wird zur Definition des Riemann'schen Krümmungstensors verwendet.
Ein weiterer wichtiger Begriff im Zusammenhang mit gekrümmten Räumen ist die Parallelverschiebung. Die kovariante Ableitung der Komponenten eines Vektors ist bei Parallelverschiebung null. Trotzdem kann die Parallelverschiebung eines Vektors entlang einer geschlossenen Kurve im gekrümmten Raum dazu führen, dass sich der verschobene Vektor nicht mit seinem Ausgangsvektor deckt.
Der zugehörige Formalismus beruht auf der Vorschrift, dass man Vektoren
als Summe
schreibt, wobei sich u. U. (nämlich gerade bei obigem „Paralleltransport“) nicht
die Komponenten
,
sondern nur die Basiselemente
ändern, und zwar nach der naheliegenden Regel:
.
Kovariante und partielle Ableitung, meist
mit Semikolon bzw. Komma geschrieben, sind also verschieden, und zwar gilt:
also
oder auch
In Mannigfaltigkeiten mit Zusatzstruktur (z. B. in riemannschen Mannigfaltigkeiten oder bei den sog. Eichtheorien) muss natürlich diese Struktur mit der Übertragung verträglich sein. Das ergibt Zusatzbeziehungen für die Christoffelsymbole. Z. B. dürfen sich bei riemannschen Räumen die Abstands- und Winkelverhältnisse zweier Vektoren bei Parallelverschiebung nicht ändern, und die Christoffelsymbole berechnen sich demzufolge in bestimmter Weise allein aus der metrischen Struktur.
Krümmungstensor
Die oben erwähnte Raumkrümmung ergibt sich analog: Wenn man den Basisvektor
im mathematisch positivem Sinn (entgegengesetzt zum Uhrzeigersinn) erst eine
infinitesimale Strecke
in
-Richtung
und anschließend eine infinitesimale Strecke
in
-Richtung
verschiebt, erhält man ein Ergebnis, das wir in der Form
schreiben können. Bei Vertauschung der Reihenfolge, also bei entgegengesetztem
Drehsinn, erhält man das entgegengesetzte Ergebnis. Die Differenz
lässt sich also mit einer Größe
,
die sich aus den Christoffelsymbolen ergibt, in folgender Form schreiben:
Bei Parallelverschiebung des Vektors
ergibt sich entsprechend:
Die Komponenten
bilden den Krümmungstensor,
eine vektorwertige Differentialform. (In den sog. Yang-Mills-Theorien
wird dieser Begriff verallgemeinert, indem z.B. „vektorwertig“ durch
Lie-Algebra-wertig ersetzt wird)
Die Existenz des Krümmungtensors setzt also insbesondere nicht voraus, dass man es wie in der Physik mit metrischen oder pseudometrischen Räumen zu tun hat (siehe oben), sondern es wird für die Struktur der Übertragung nur die Affinität vorausgesetzt.
Literatur
- Manfredo P. do Carmo: Differentialgeometrie von Kurven und Flächen (= Vieweg-Studium. Aufbaukurs Mathematik. 55). Vieweg & Sohn, Braunschweig u. a. 1983, ISBN 3-528-07255-5.
- Rolf Walter: Differentialgeometrie. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. BI-Wissenschafts-Verlag, Mannheim u. a. 1989, ISBN 3-411-03216-2.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 09.06. 2023