Allgemeine lineare Verfahren
Die wichtigsten Verfahrensklassen für gewöhnliche
Differentialgleichungen sind die Runge-Kutta-Verfahren,
welche
interne Stufen in jedem Zeitschritt verwenden, und die Mehrschrittverfahren,
welche auf eine bestimmte Anzahl früherer Lösungsapproximationen zurückgreifen,
also mit zwei anscheinend vollkommen unterschiedlichen Strukturen. Zur
Vereinheitlichung schlug John C. Butcher die Klasse der allgemeinen linearen Verfahren
(engl. General Linear Methods = GLM) vor auch in der Erwartung, dass in
der allgemeineren Struktur neue, bessere Verfahren zu finden sind. Außerdem
müssen damit grundlegende Aussagen wie Konsistenz
oder Stabilitätseigenschaften nur einmal formuliert werden.
Runge-Kutta- und Mehrschritt-Verfahren
Beide Verfahrensklassen approximieren die Lösung
des autonomen Anfangswertproblems
in Zeitschritten und erzeugen Näherungen
an Stellen
.
Zur Motivation werden die Verfahren in einer etwas anderen Form als im Artikel
Runge-Kutta-Verfahren,
aber äquivalent damit, geschrieben:
Für ein allgemeines lineares -Schritt-Verfahren
mit
lautet die Vorschrift so:
Hier stammen nur die Werte
aus dem aktuellen Zeitschritt, alle anderen aus früheren.
Struktur der allgemeinen linearen Verfahren
Durch Zusammenfassung der älteren Informationen in einem Vektor
mit
Alt-Informationen erhält man das allgemeine lineare Verfahren mit
internen Stufen
:
Im Rahmen dieser Verfahrensstruktur wird das Verfahren vollständig durch
seine Koeffizienten beschrieben, welche man in Matrizen
zusammenfassen kann. Daher ist das Verfahren wieder in kompakter Form festgelegt
durch sein Butcher-Tableau
Zur Stabilität dieser Verfahren kann man ihre Stabilitätsfunktion betrachten.
Runge-Kutta-Verfahren als allgemeine lineare Verfahren
Dass die klassischen Verfahren in diesen Rahmen passen, sieht man bei Runge-Kutta-Verfahren
einfach. Hier ist ,
die Matrix
entspricht dem Einsvektor
bestehend aus lauter Einsen und das Butcher-Tableau des Runge-Kutta-Verfahrens
ist
Mehrschrittverfahren als allgemeine lineare Verfahren
Eine günstige Schreibweise bei Mehrschrittverfahren
hängt davon ab, wie viele der Koeffizienten
wirklich von Null verschieden sind. Bei den einfach aufgebauten impliziten BDF-Verfahren ist nur
,
die Vorschrift ist
,
etwa mit
.
Hier setzt man
und
und definiert
.
Die neue Näherung
muss sowohl als
als auch als
eingeführt werden. Daher sind auch die beiden ersten Zeilen im Tableau des
BDF-Verfahrens gleich:
Der untere Teil des Matrixblocks
entspricht der Verschiebung der Altwerte im Vektor
.
Daher hat diese Matrix
die Form einer Begleitmatrix
(bzw. ihre Transponierte).
Bei Adams-Bashforth-Verfahren
ist dagegen nur
(nämlich −1). Hier wählt man
und
,
sowie
.
Das Tableau ist hier
Mit der dritten Zeile des Tableaus wird der neue Funktionswert
berechnet. An dieser Mehrfachdarstellung sieht man, dass diese Formulierung
nicht unbedingt für eine effiziente Implementierung geeignet ist, sondern vor
allem der einheitlichen Beschreibung theoretischer Aussagen dient.
Bei allgemeinen linearen Mehrschrittverfahren
muss man aber dann bis zu
Altwerte mitführen.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 30.09. 2019